Export-Käfer: Bordeaux Bug

Klassik: VW Export-Käfer

Klassik: VW Export-Käfer

Weltweit ist das im Südwesten Frankreichs gelegene Weinanbaugebiet Bordeaux, in der Landessprache übrigens Bordelais genannt, berühmt für seine herausragenden Rotweine: Mit kräftigem Aroma, gut einbundenen Tanninen und tiefroter, typischerweise schon ins Violette changierender Farbe füllen die dort vorwiegend aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc komponierten Cuvées den Kelch. Nicht umsonst gehören die Grand Vins zu den populärsten Export-Artikeln Frankreichs.

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WOB Klassik 4-23

Damit wären auch schon gleich drei die Brücke zum hier abgebildeten VW Käfer schlagende Stichworte gefallen: Frankreich, Bordeaux, Export. Denn beim anno 1958 vom Band gelaufenen Faltdach-Dickholmer mit eckiger Heckscheibe handelt es sich um ein Export-Modell, welches derzeit in Frankreich unterwegs und in tiefgründigem Bordeaux-Rot lackiert ist. Beheimatet ist sein Besitzer Marbel, ebenso wie das ihn bei den technisch optimierenden und optisch individualisierenden Arbeiten an seinem Käfer unterstützende Unternehmen Slyties Restoration dabei allerdings nicht im Bordelais, sondern auf auf der anderen Seite Frankreichs: im Département Alpes-Maritimes an der Côte d’Azur.

 Custom-Steelies und Airride

Marbel und Slyties gestalteten den „Bordeaux-Bug“ im klassischen Stil, setzten dabei allerdings durchaus moderne Mittel ein: So bestehen die breiter bauenden Kotflügel nun aus glasfaserverstärktem Kunststoff, in den Scheinwerfern und Blinkern kommen zugunsten einer besseren Sicht LED-Leuchtmittel zum Einsatz. Über die Windschutzscheibe zieht sich eine Mesh-Sonnenblende aus Australien.

Dass die üppige Tieferlegung des Käfers auf die Installation eines Luftfahrwerks geht, ist angesichts des Bodenkontakts, welchen die Trittbretter pflegen sowie des mächtigen Sturzes der Hinterräder offensichtlich. Zusätzlich zum Airride kamen eine um acht Zentimeter gekürzte Vorderachse sowie Uniball-Domlager hinten an Bord. Mit diesen – unter Traditionalisten zweifellos nicht unumstrittenen – Modifikationen tauchen die auf die Dimensionen 4,5×15 und 6,5×15 Zoll umgeschweißten Stahlfelgen mit Finish in Wagenfarbe und spiegelnden Chrom-Deckeln samt Bereifung in 145/65R15 und 195/65R15 mit Atlas-Weißwandringen tief in die Kotflügel ein, wenn der Käfer auf „Tauchfahrt“ geht. Hinter den Rädern verbergen sich vorne wie hinten übrigens für sichere und kräftige Verzögerungen sorgende Scheibenbremsen.

120-PS-Typ 1

Und das ist auch gut so, denn im Heck des Bordeaux-Bug erwacht beim Dreh am Zündschlüssel mit einem ärgerlichen Husten ein Typ 1-Motor, dem Slyties Restoration mittels einer 69-mm-Kurbelwelle mit Gegengewichten sowie 94er Kolben und Zylinder einen Hubraum von 1.915 Kubikzentimetern bescherte. Eine Engle W120-Nockenwelle bittet die Ventile in den CB Perf „Magnum 044“-Köpfen zum Tanz, wenn die beiden Weber 40 IDF-Doppelvergaser ihre Arbeit aufnehmen. Die Abgase tosen durch einen Ahnendorp-Auspuff ins Freie. Rund 120 PS generiert der auch optisch wunderschön hergerichtete Typ 1 maximal, welche den Käfer – für uneingeweihte Verkehrsteilnehmer angesichts dessen klassischer Optik ziemlich überraschend – sehr vehement antreiben.

Klassisches Cockpit mit modernen Akzenten

Nach ähnlichem Rezept wie das Exterieur wurde auch der von einer wunderschönen, beigen Leder/Alcantara-Vollausstattung samt hellbrauner Porsche-Teppiche gezierte Fahrgastraum des Käfers gestaltet: historischer Look mit modernen Akzenten. So pflegt etwa das dreispeichige Lenkrad, wie es schon aus den frühen Brezeln bekannt ist, eindeutig den Oldtimer-Charakter, wohingegen die Batterie von Autometer-Zusatzinstrumenten unter dem Armaturenbrett auf den wilden Typ 1-Motor hinweist – unserer Meinung nach etwas zu deutlich. Deutlich dezenter: die bis 220 km/h reichende Tacho-Skalierung, welche erst auf den zweiten Blick ins Auge fällt. Ebenfalls gut versteckt sind hinter der Handschuhfach-Klappe die Druckanzeigen des Airrides sowie das JVC-Radio, welches als Steuerzentrale und Signalquelle einer sich aus Focal- und JBL-Komponenten zusammensetzenden Musikanlage dient.

VW Export-Käfer

Baujahr: 1958

Karosserie : breite GFK-Kotflügel, LED-Scheinwerfer und -Blinker, australisches Sonnenschild, Lackierung in Bordeaux Margot B77

Motor: Typ 1-Vierzylinder-Boxermotor, 69-mm-Kurbelwelle mit Gegengewichten, 94-mm-Kolben und -Zylinder, CB Perf „Magnum 044“-Zylinderköpfe, Engle W120-Nockenwelle, Weber 40 IDF-Doppelvergaser, Ahnendorp-Auspuff, Custom-Kabelbaum, ca. 120 PS

Kraftübertragung : 4-Gang-Schaltgetriebe, lange Übersetzung

Fahrwerk : Luftfahrwerk, gekürzte Vorderachse (8 cm), Uniball-Lager hinten

Rad/Reifen : umgeschweißte Stahlfelgen in 4,5×15 und 6,5×15 Zoll, Bereifung in 145/65R15 und 195/65R15 mit Atlas-Weißwandringen

Bremsen : Scheibenbremsen rundum

Innenraum : beige Leder/Alcantara-Vollausstattung, Porsche-Teppiche, Tachometer bis 220 km/h, Autometer-Zusatzinstrumente (Drehzahlmesser mit Shiftlight, Öldruck, Öltemperatur), Airride-Manometer und JVC-Radio hinter Handschuhfachklappe, Focal-Lautsprechersysteme, JBL-Subwoofer, JBL-Endstufe

 

Fotos: Hubert Hainault