Veredelter VW Typ 3 aus den USA

VW Typ 3 Variant USA Tuning Tieferlegung Felgen Karosserieteile Innenraum-Veredelung

Wundervoller Variant

Als sich die Wirtschaftslage in den 1950er Jahren weltweit stetig verbesserte, machte sich VW daran, das Portfolio um eine weiteres, größeres Modell neben dem Käfer an den Start zu bringen: den Typ 3. Das Ergebnis wurde in vier Versionen eingeführt: als Limousine mit Stufen- sowie Schrägheck, als Variant sowie natürlich die Karmann Ghia-Ableger vom Typ 34. Der Kombi entwickelte sich dabei schnell als Bestseller. Mehr als 1,2 Millionen Exemplare des Variant wurden zwischen 1961 und 1971 gebaut. Die meisten davon entstanden in Deutschland – wenngleich Volkswagen ihn zudem in Brasilien und Australien baute. Dabei war die praktische Ausführung durchaus auch in den Vereinigten Staaten gefragt. Dort wurde sie unter dem Namen „Squareback“ verkauft.

Zwar trifft man den Typ 3 auf amerikanischen VW-Treffen im gesamten Land durchaus recht häufig an. Dennoch sind sie selbstverständlich keineswegs so häufig wie Käfer oder Busse – ganz so wie bei uns also. In Südkalifornien findet sich dabei aber eine recht große Menge dieser Baureihe. Darunter ist beispielsweise der auf diesen Seiten vorgestellte Variant vom Baujahr 1966. Er ist im Besitz von Tracy Davis aus Los Angeles. Dabei ist er häufig auf einschlägigen Events anzutreffen und dementsprechend wohlbekannt. Dies liegt nicht nur an seinem hervorragenden Zustands. Zudem besitzt er eine ganze Reihe seltener Ausstattungsmerkmale und Accessories.

Luftis meet Muscle Cars

Tracys automobile Begeisterung reicht weit über die Liebe für luftgekühlte VWs hinaus. Ferner ist er begeisterter Fan US-amerikanischer Muscle Cars. So besaß er in der Vergangenheit zwei Chevrolet Chevelle von 1965 und 1969 sowie einen 1968er Plymouth Roadrunner. Aktuell steht neben dem Variant ein 1965er Chevrolet Nova II in der Garage. Auf der VW-Seite fuhr Tracy in den 80er einen 1971er Käfer, dem er unter anderem mit Empi-Felgen den Cal Look verpasste. In der jüngeren Vergangenheit fand sich bis 2019 ein serienmäßiger 1957er Ovali in seinem Fuhrpark.


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Gekauft im Originalzustand

Die größte Leidenschaft hegt der Amerikaner dann aber doch für seinen Variant, seit er ihn im Jahr 2000 kaufte. Damals war der in L87 Perlweiß lackierte Lufti serienmäßig und alles in allem in einem gute Zustand. Es gab nur wenige Makel wie ein paar Roststellen, Dellen und etwas Patina. C&G Auto Paint in Los Angeles führte die nötigen Reparaturen und Lackarbeiten aus. Letztere erfolgten in der Originalfarbe, denn Tracy wollte das ursprüngliche Styling des Typ 3 prinzipiell erhalten.

Angesichts seiner damaligen Aktivitäten in der So-Cal-VW-Szene entschied er sich dennoch, dem Wagen einen Touch des typischen California Look zu spendieren. Den Anfang machte eine Tieferlegung, welche die Karosserie dem Boden deutlich näher brachte. Hingucker sind auch die Empi Sprint Star-Felgen. Diese Klassiker aus den 60er Jahren passen hervorragend zu dem Variant. Tracy verchromte sie komplett und hüllte sie dann vorne in 145er und hinten in 165/80er Reifen. Die Tatsache, dass VW beim Typ 3 just 1966 vom Fünf-Loch- zum Vier-Loch-Anschluss gewechselt hatte, erleichterte die Rad-Montage dabei übrigens erheblich.

Seltene Accessories

VW Typ 3 Variant USA Tuning Tieferlegung Felgen Karosserieteile Innenraum-VeredelungDoch kommen wir wieder zurück zu dem, was den Wagen wirklich außergewöhnlich macht. Trotz aller Freude an dem Wagen reifte in Tracy mit der Zeit doch der Plan, ihn auf die nächste Ebene zu heben. So startete er eine stete Suche nach raren Komponenten – die er bis heute nicht beendet hat. Wer nun denkt, dass es schwer ist solche Accessories für den Käfer zu bekommen, der soll erst einmal versuchen, selbige für den Typ 3 aufzutreiben! Ein wenig Glück hatte Tracy zugegebenermaßen. Schließlich besaß sein Exemplar tatsächlich schon beim Kauf zwei rare Zubehörteile. Einerseits einen Klimaanlagen-Kit, andererseits einen Dachgepäckträger. Beide installierte einst ein Volkswagen-Händler.

Zu den durch Tracy aufgetriebenen Teilen gehören die chromsilbernen Schutzbleche hinter der Hinterachse, Türgriff-Schalen und eine Hirschmann-Antenne mit roter Spitze – allesamt aus deutscher Produktion. Weitere Schmuckstücke sind die Albert-Außenspiegel. Der Herstellername ist wohl jedem Lufti-Fan ein Begriff, produzierte das Unternehmen über die Jahre doch eine ganze Reihe von VW-Spiegeln, allen voran natürlich die unvergessenen „Schwanenhälse“ zur Montage auf den Käfer-Kotflügeln. Für den Typ 3 umfasste das Angebot ebenfalls mehrere Modelle, wobei die hier verbaute Version verständlicherweise die begehrteste ist.

Interieur ebenfalls individualisiert

Während Tracy die Mehrheit der exklusiven Accessories in seiner Heimatregion auftrieb, erwarb er das Lenkrad in Florida – es ist nicht nur irgendein Lenkrad, sondern ein komplett restauriertes Empi GT-Volant. Als weitere Besonderheit im Innenraum installierte bereits der Vorbesitzer einen umklappbaren Beifahrersitz von Volmac aus Deutschland. Tracy ergänzte einen Empi-Griff am Handschufach und das Blaupunkt-Radio – beides aus den 60ern stammend – sowie einen Vintage Speed Black Mamba-Schalthebel und zwei seltene Typ 3-Rundinstrumente: ein Tacho mit Tageskilometerzähler und ein bis 6.000 Umdrehungen reichender Drehzahlmesser. Die tollen Bezüge der Sitze und Türverkleidungen fertigte West Coast Classic Restoration in Salbeigrün an – keine originale VW-Farbe, aber dennoch passt sie bestens zu dem 60er Jahre-Style des VWs.

Optimierter 1,6-Liter-Motor

Es kann wahrlich eine große Herausforderung sein, wenn man plant, ein sehr leistungsstarkes Triebwerk im Heck eines Variant zu verpflanzen: Schließlich mögen es die werkseitigen Kühlventilatoren keine übermäßige Belastung und zudem bietet der Motorraum wenig Platz für große Vergaser. Als Tracy jedoch die Möglichkeit bekam ein perfekt aufgebautes 1.641-ccm-Aggregat zu kaufen, musste er nicht lange zögern. Der Boxer zeichnet sich durch einige bewährte Komponenten aus: 87-Millimeter-Mahle/Cima-Kolben, Engle W-110-Nockenwellen, ein Bosch 009-Zündverteiler und zur Abgas-Entsorgung eine dezente Kymco-„Over-the-Top“-Kombination aus Krümmer und Endschalldämpfer. Fans klassischer Hochleistungs-Technik dürften zudem die – durch Gene Berg bekannt gemachten – Weber 42DCNF-Vergaser wertschätzen, auf denen Ram-Flo-Luftfilter sitzen.

Summa summarum baute Tracy hier mit Hilfe von Freunden und den Jungs von ISP West hier wirklich einen der besten Typ 3 Variant an der US-Westküste, der gleichermaßen bei entspannten Lufti-Treffen am Strand sowie bei der nächsten VW-Show eine hervorragende Figur macht.

Text: Stehpan Szantai / Simon Mombartz, Fotos: Stephan Szantai

Technical Facts

VW Typ 3 Variant

Baujahr: 1966

Karosserie: Hirschmann-Antenne mit roter Spitze, Albert-Chromspiegel, Türgriff-Schalen, verchromter Dachgepäckträger, Schutzbleche vor hinter der Hinterachse, Lackierung in L87 Perlweiß

Motor: 1.641-ccm-Vierzylinder-Boxermotor, Weber 42DCNF-Vergaser, Ram-Flo-Luftfilter, 87-mm-Mahle/Cima-Kolben, Engle W-110-Nockenwellen, Bosch 009-Zündverteiler, Kymco-„Over-the Top“-Krümmer-Endschalldämpfer-Kombination

Fahrwerk: modifiziert für Tieferlegung

Rad/Reifen: Empi Sprint Star-Leichtmetallfelgen in 15 Zoll, Chrom-Finish, Bereifung in 145R15 und 165/80R15

Bremsen: VA Scheibenbremsanlage

Innenraum: restauriertes Empi GT-Lenkrad, Vintage Speed Black Mamba-Schalthebel, umklappbarer Volmac-Beifahrersitz, Empi-Handschuhfachgriff, Tachometer mit Tageskilometerzähler, Drehzahlmesser bis 6.000 U/min., Sitz- und Türverkleidungs-Bezüge in Salbeigrün

Multimedia: Blaupunkt-Radio