Das real gewordene Hot Wheels-Auto
Er ist einer der absoluten Tuning-Stars Europas, der wohl jedem, der die Szene in den vergangenen Jahren verfolgt hat, schon einmal über den Weg gelaufen sein dürfte: Johan Eriksson. Der Schwede baute mit seinem Team bereits drei spektakuläre US-Cars auf, die dementsprechend für Furore sorgte. Den Anfang machte sein schwarzer Dodge Charger RT des Baujahrs 1968, der 2013 beim European Tuning Showdown den Sieg erringen konnte. Im Folgejahr versuchte er mit seiner per Kompressor aufgeladenen 1996er Viper GTS die Titelverteidigung, was leider nicht gelang, wobei er sich aber dennoch wieder in die Top 10 einreihen konnte – ein beachtliches Ergebnis. Doch Johan wollte es nochmal richtig wissen und so besann er sich auf die Modellreihe zurück, mit dem er seinen ersten ETS-Titel erringen konnte: 2018 trat er mit seinem hier vorgestellten 68er Charger RT/R an, um sich die Krone zurückzuerobern.
Und beim Anblick der Bilder kann sich jeder, der es nicht ohnehin schon wusste, vorstellen, wie dieses Unterfangen geendet ist. Der Dodge ist ein echtes Highlight, das selbst seinen schwarzen Vorgänger in jeglichen Belangen in den Schatten stellt – in anderen Worten ein echter Volltreffer, der seinesgleichen sucht. Und so konnte Johan tatsächlich erneut den European Tuning Showdown für sich entscheiden – und ist damit der bisher Einzige, dem dies zweimal gelang. Und mehr noch: Nicht nur in Europa sorgte der Charger für Aufregung, sondern sogar in den USA, der Heimat der Muscle Cars und des spektakulären Tunings, begeisterte er: 2017 war er auf der SEMA Show in Las Vegas zu sehen, wo Johan auch beim Battle of the Builders teilnahm – gleichfalls ein beeindruckender Erfolg, wenngleich er es nicht in die Top 40 schaffte.
Einen Großteil seiner Faszination bezieht der in auffälligem Viking Blood Red, einer Eigenmischung, lackierte Charger aus seiner fast schon unrealistisch wirkenden Design. Und dieser Eindruck kommt nicht von Ungefähr: Johan war in seiner Kindheit großer Fan der bekanntlich überzeichneten Hot Wheels-Spielzeugautos und hatte sich zum Ziel gesetzt, ein Fahrzeug in diesem Stil zu realisieren. Kernaspekt bei der Umsetzung sind zweifellos die riesigen, aus schweren Aluminiumblöcken gefrästen Custom-Felgen in vorne 11×22 Zoll und hinten 15,5×24 Zoll. Bezogen sind sie dementsprechend mit Reifen der Dimensionen 295/30 ZR22 und 405/25 ZR24. Zwar mag die Karosserie des Dodge in ihrer Grundform auf den ersten Blick bis auf wenige Details wie die neuen Spiegel und Rückleuchten unverändert erscheinen. Doch tatsächlich blieb quasi keine Schraube unberührt und sie wurde – nicht zuletzt zur Unterbringung dieser Mega-Walzen – weitreichend modifiziert und dabei unter anderem verbreitert und das Dach um vier Zentimeter gechoppt.
Eine echte Augenweide erwartet einen auch beim Blick in das Interieur. Hier blieb ebenfalls keiner der sprichwörtlichen Steine auf dem anderen, der Charger erhielt eine komplett neue Innenausstatung. Dabei spielen einerseits Leder und andererseits Aluminium die entscheidenden Rollen. Zahlreiche Details sind aus dem leichten Metall gefräst, beispielsweise die bis nach hinten durchgehende Mittelkonsole, das Armaturenbrett mit seinen diversen, klassischen Rundinstrumenten und das Lenkrad. Letzteres ist eines der absoluten Highlights im Cockpit, dessen doppelte Speichen jenen der Felgen nachempfunden sind. Die vier Einzelsitze bieten mit ihren ausgeprägte Sitzwangen einen guten Seitenhalt und sind selbstverständlich beledert – samt heller Ziernähte. Selbiges gilt sogar für den installierten Überrollkäfig. Und wenngleich für den echten Muscle Car-Fan doch eigentlich der bollernde Motor unter der Haube die Musik machen dürfte, so ist nichtsdestotrotz eine extrem umfangreiche Soundanlage verbaut: Ihre DEX-P99RS-Headunit stammt ebenso aus dem Pioneer wie die 21 Lautsprecher, die sich in der Fahrgastzelle und dem Kofferraum verteilen sowie die neun Verstärker, von denen ein Großteil im Gepäckabteil unter einer transparenten Scheibe präsentiert werden.
In Anbetracht des Detailreichtums und der dafür aufgewendeten Liebe und Zeit – im Laufe von fünf Jahren flossen etwa 15.000 Arbeitsstunden in den Charger – wundert es kaum noch, dass unter dem Blech gleichfalls alles erneuert ist: So baut der Wagen auf dem modifizierten und mit Eigenbau-Subframes ausgerüsteten Chassis einer Corvette C6 auf. Fahrwerksseitig verbaute Johan ein AirRex-Airride, welches trotz der großen Räder eine beeindruckende Tieferlegung der Karosserie ermöglicht und zugleich ein überzeugendes Fahrverhalten bieten soll. Ein echtes Highlight findet sich unter der Fronthaube, die ebenso wie die Heckklappe automatisch zu öffnen und schließen ist: Während man hier eigentlich einen klassischen V8 erwarten sollte, geht der RT/R einen anderen Weg – für Vortrieb sorgt der 8,4 Liter große V10 aus einer Dodge Viper des Baujahrs 2007. Dieser erhielt eine Zwangsbeatmung mittels zweier BorgWarner-Turbolader. Darüber hinaus zeichnet er sich durch Callies-Pleuel, auf denen JE-Kolben sitzen, LSM-Nockenwellen sowie Manley-Ventilfedern und T&D-Rollenkipphebel aus. Gemanagt durch ein MaxxECU-Steuergerät stehen so mehr 1.000 PS bereit! Die Kraftübertragung geschieht mittel eines manuellen Tremec-Sechsgang-Getriebes in Verbindung mit einer verstärkten Viper-Kupplung, Custom-Antriebswellen und gekürzten Antriebsachsen. Für zuverlässige Verzögerungswerte sorgt unterdessen eine standfeste Bremsanlage: Vorne sitzen 8-Kolben-Sättel vom Bentley Continental GT auf gelochten Carbon-Keramik-Scheiben mit 420 Millimetern Durchmesser, hinten nehmen 6-Kolben-Sättel von der Corvette ZR1 stammende 381 Millimeter messende Carbon-Keramik-Scheiben in die Zange. Summa summarum ist der Charger RT/R so wirklich ein wahres Gesamtkunstwerk, das Betrachter stets mit offen stehenden Mündern zurücklässt und so zu Recht bis heute regelmäßiger Gast auf Automessen und -shows ist.
Weitere Informationen zu Johan und seinen Projekten unter:
Technical Facts
Dodge Charger RT/R
Baujahr: 1968
Motor: 8,4-Liter-V10-Ottomotor aus der 2007er Dodge Viper, Biturbo-Aufladung mit zwei BorgWarner ESR-Turbolader, Callies-Pleuel, JE-Kolben, LSM-Nockenwellen, Manley-Ventilfedern, T&D-Rollenkipphebel, MaxxECU-Motorsteuerung, über 1.000 PS
Kraftübertragung: 6-Gang-Tremec-Handschaltgetriebe, verstärkte Viper-Kupplung, Custom-Antriebswelle, Custom-Antriebsachsen (gekürzt)
Fahrwerk: AirRex-Luftfahrwerk, modifiziertes Corvette C6-Chassis mit eigenentwickelten Subframes
Rad/Reifen: Custom-Leichtmetallfelgen in 11×22 Zoll und 15,5×24 Zoll, gefräst aus 900-kg-Aluminiumblöcken, Pirelli P Zero-Bereifung in 295/30 ZR22 und 405/25 ZR24
Bremsen: VA gelochte 420-mm-Carbon-Keramik-Scheiben mit 8-Kolben-Sätteln vom Bentley Continental GT, HA gelochte 381-mm-Carbon-Keramik-Scheiben von der Corvette ZR1 mit 6-Kolben-Sätteln
Karosserie: komplett überarbeitet und verbreitert, Dach um 4 cm gechoppt, Motorhaube und Kofferraumdeckel automatisch zu öffnend und schließend, Eigenbau-Außenspiegel, Eigenbau-Rückleuchten, gefräster Eigenbau-Tankdeckel, Custom-Türgriffe, Custom-Lackierung in Viking Blood Red (Eigenmischung mit roten, schwarzen, silbernen und goldenen Farbanteilen)
Innenraum: komplettes Custom-Interieur mit diversen Aluminium-Details sowie feiner Lederausstattung, Custom-Aluminium-Lenkrad, vier belederte Einzelsitze mit ausgeprägten Sitzwangen, bis in den Fond durchgehende Mittelkonsole, Custom-Überrollkäfig mit Leder-Bezug, einzigartiges Armaturenbrett mit speziell entwickelten Rundinstrumenten
Multimedia: Pioneer DEX-P99RS-Headunit, mehrere 5,25 Zoll große Pioneer TS-C132PRS-Lautsprecher im Armaturenbrett, Kit aus 6,5-Zoll- Pioneer C272PRS-Lautsprechern in den Türen, zwei Pioneer TS-SW2502S4-Lautsprecher in der Fußraum-Verkleidung, zwei 5,25-Zoll-Pioneer TS-C323PRS-Lautsprecher sowie drei Pioneer TS-SW2502S4-Subwoofer in der Hutablage, zwei 5,25-Zoll-Pioneer TS-C323PRS-Lautsprecher und neun Pioneer PRS-D800-Verstärker sowie ein Stinger SPC5010-Kondensator im Kofferraum, Stinger-Verkabelungen