Golf 1 im neuwertigen GTI-Look

Golf 1 im neuwertigen GTI-Look

Als VW 1976 den ersten Golf GTI auf den Markt brachte, war dies ein echter Paukenschlag. Schließlich befeuerten die Wolfsburger das neue Sportmodell bei einem geringen Gewicht von deutlich unter einer Tonne mit einem für die damalige Zeit wirklich sehr kraftvollen, 110 PS starken Vierzylinder. Damit sprintete der GTI in nur etwa 10 Sekunden auf Tempo 100 und weiter auf bis zu 183 km/h. Die Fahrzeuggattung der Hot Hatchs war geboren und plötzlich mussten sich selbst Fahrer vermeintlich überlegener Sportwagen in Acht nehmen, um nicht böse überrascht zu werden. So hatte beispielsweise der Basis-911 damals nur recht unwesentlich mehr Leistung und war dabei deutlich schwerer.

Und auch heute, mehr als 40 Jahre später, ist der originale GTI noch ein echter Spaßmacher, der viele glühende Anhänger hat. Zu diesen gehört der Besitzer des hier gezeigte Fahrzeugs. Wie sich mit dem nötigen Hintergrundwissen herausstellt, handelte es sich bei dem Auto ursprünglich jedoch gar nicht um einen GTI. Vielmehr lief der Wagen von Vedat Ergün aus Herne zum Ende der Bauzeit des Einsers als Exemplar des Sondermodells LX vom Band. Seitdem hat sich ganz offensichtlich einiges getan – und das nicht nur in optischer Hinsicht.

Motor aus den 1990ern

Denn der Blick auf die technischen Merkmale des VWs offenbart einige Änderungen – tatsächlich bliebt kaum eine Komponente unangetastet! So sitzt im Bug nun ein zwei Liter großer ABF-Reihenvierzylinder-Benziner, den freundlicherweise ein Passat aus dem Baujahr 1995 spendete – samt diverser zugehöriger Komponenten wie etwa des Kabelbaums und des Aktivkohlebehälters inklusive -filters. Das Aggregat verfügte mit ab Werk 150 PS gegenüber dem Golf GTI-Aggregat nochmals über ein Drittel mehr Leistung und dürfte Vedats Wagen demzufolge umso zügiger vorantrieben. Zumal es noch zu einigen Optimierungen kam. Namentlich sind dies ein geschlossenes SIMOTA-Luftfiltersystem, 8-Millimeter-Kraftstoffleitungen mit Stahlflex-Schläuchen und eine In-Tank-Benzinpumpe im neuen, schwarz pulverbeschichteten Kraftstoffreservoir. Die Verbrennungsüberreste entweichen über eine sich per Supersprint-Fächerkrümmers anschließende Custom-Abgasanlage: Sie besteht aus 2-Zoll-Rohren und umfasst einen 200-Zellen-Katalysator sowie zwei Schalldämpfer. Die Kraftübertragung übernimmt ein manuelles Seilzug-Fünfgang-Getriebe, welches auf Gestängeschaltung umgebaut ist. Bei dem umfangreichen Upgrade der Bremsanlage kamen fast ausschließlich originale VW-Bauteile zum Einsatz – einzige Ausnahmen davon bilden die neuen Stahlflex-Leitungen. Ansonsten trägt der Golf vorne Girling 54-Anlagen mit 280-Millimeter-Zimmermann-Scheiben, die VW eigentlich für die G60-Modelle vorgesehen hatte, und hinten Girling 38-Anlagen mit 240-Millimeter-Scheiben.

Neuwagen-Feeling

Bei genauerer Betrachtung der Karosserie des Golfs fällt nicht nur auf, dass sie den bereits angesprochenen Umbau auf die GTI-Optik erhielt, sondern darüber hinaus steht der Wagen in einem beeindruckend guten Zustand da: Beinahe könnte man meinen, dass es sich hier quasi um einen Neuwagen handelt, der erst vor ein paar Tagen aus dem Werk gerollt ist. Die Karosserie wurde entlackt und per Schweißen auf Vordermann gebracht, bevor sie eine komplette Neulackierung erhielt – für Vedat als KFZ-Lackierermeister und Inhaber seines eigenen Unternehmens Fresh Cars natürlich eine Frage der Ehre und kein Problem. Außerdem ersetzte er im Zuge dessen sämtliche Gummis und Verglasungen und behandelte die Unterboden sowie die Hohlräume. Ein weiteres Highlight sind die Rad/Reifen-Kombinationen: Hier fiel die Wahl auf die klassischen und perfekt zum Einser-Golf passenden BBS RM-Felgen. Diese messen 15 Zoll und besitzen eine Bereifung in 195/45R15. Zudem wurden sie umgeschüsselt, sodass sie nun breitere, gestufte und hochglanzpolierte Außenbetten besitzen, die vorne zwei Zoll und hinten zweieinhalb Zoll messen. Ergänzend sorgen goldene Schrauben, welche die Kreuzspeichen-Mehrteiler zusammenhalten, für zusätzliche Akzente. Die ergänzende Tieferlegung gewährleistet ein KW Variante 1-Gewindefahrwerk mit verstellbaren Domlagern. Des Weiteren sorgen vorne wie hinten installierte Domstreben und mit revidierten Komponenten oder komplett neue aus VWs Classic Parts-Programm stammende Achsen für noch mehr Fahrdynamik und Steifigkeit. Als stimmige Abrundungen der optischen Veredlung präsentieren sich Fadenkreuz-Scheinwerfer und, in diesem Fall von Fifft stammende, schwarze Rückleuchten – beides gleichfalls wahre Tuning-Klassiker.

Blitzsauberes Interieur

Grundsätzlich trifft alles bereits über den Look der Karosserie gesagte ebenso auf den Innenraum zu: Dieser erhielt eine feine Ausstattung mit Leder, welche nicht nur die (natürlich um den GTI-typischen Karostoff ergänzten) Recaro-Frontsitze und Rückbank umfasst, sondern – hier jeweils mit roten Ziernähten versehen – ferner das Armaturenbrett und den Kranz des Spucknapf-Lenkrads. Der Dachhimmel ist unterdessen nun mit schwarzem Alcantara-Stoff versehen. Und während die Zentralelektrik samt des Lenkstockschalters und des Kombiinstruments wie schon Motor und Co. aus dem Passat 35i stammen, sorgen der optisch fast schon künstlerisch anmutende, silberne Short Shifter und der hochglanzpolierte Wiechers-Überrollbügel mit Feuerlöscher für einen unverkennbaren Racing-Touch.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Golf LX

Baujahr: 1982

Karosserie: kompletter Umbau auf GTI-Optik, gesamte Karosserie entlackt sowie geschweißt und lackiert, Fadenkreuz-Scheinwerfer, schwarze Fifft-Rückleuchten

Motor: 2,0-Liter-ABF-16V-Reihenvierzylinder-Ottomotor vom 1995er Passat 35i, geschlossenes Luftfiltersystem von SIMOTA, In-Tank-Benzinpumpe von Opel mit 3,5 bar Kraftstoffdruck, neue 8-mm-Kraftstoffleitungen inkl. Stahlflex-Schläuchen, Supersprint-Fächerkrümmer, Eigenbau-Abgasanlage von BK-Performance aus 2-Zoll-Rohren sowie 200-Zellen-Katalysator und zwei Schalldämpfern samt abschließendem S-Endrohr

Kraftübertragung: manuelles 5-Gang-Seilzuggetriebe (CTM), umgebaut auf Gestängeschaltung

Fahrwerk: KW Variante 1-Gewindefahrwerk mit verstellbaren Uniball-Domlagern, Domstreben vorne und hinten, Achsen mit Volkswagen Classic Parts-Komponenten oder revidierten Originalteilen (sandgestrahlt und schwarz pulverbeschichtet) erneuert

Rad/Reifen: mehrteilige BBS RM-Leichtmetallräder in 15 Zoll mit Toyo Bereifung in 195/45R15, umgeschüsselt auf 2-Zoll-Außenbetten vorne und 2,5-Zoll-Außenbetten hinten, goldene Verschraubungen

Bremsen: VA innenbelüftete Girling 54-Bremsanlage mit 280-mm-Zimmermann-Scheiben, HA Girling 38-Bremsanlage mit 240-mm-Scheiben, 9-Zoll-Bremskraftverstärker mit 22-mm-Hauptbremszylinder, 3/15er Bremsdruckminderer für Hinterachse, Bremsleitungen erneuert, Stahlflex-Bremsschläuche

Innenraum: Recaro-Sitze, komplette Neuausstattung mit Leder inkl. roter Ziernähte am Armaturenbrett und GTI-Karo-Bezügen an den Sitzen, Spucknapf-Lenkrad mit Lederbezug des Kranzes, Dachhimmel mit schwarzem Alcantara bezogen, Short Shifter, Wiechers-Überrollbügel, Kombiinstrument und Lenkstockschalter aus 1995er Passat 35i übernommen

Sonstiges: Unterboden und Hohlräume behandelt, sämtliche Dämmungen sowie Teppiche, Gummis und Verglasungen erneuert, Motorperipherie (Motorkabelbaum, Aktivkohlebehälter samt Filter) sowie Zentralelektrik komplett mit vom 1995er Passat 35i übernommen, Kraftstofftank neu und schwarz pulverbeschichtet