505cui-Ungeheuer im schicken Frack

Chevrolet Camaro Z/28

Chevrolet Camaro Z/28

Ford Mustang, Dodge Challenger, Chevrolet Camaro – diesem Trio lässt sich eindeutig das Gros der „Modern Muscle Cars“ zuordnen, welche auf europäischen Straßen sowie auf US-Car-Treffen unterwegs sind. Der seit einigen Jahren stetig zunehmenden Popularität der genannten Typen ist es zweifellos auch zu verdanken, dass selbst Laien mit den mehr oder weniger aktuellen Generationen der Sportcoupés durchaus vertraut sind, sodass diese im Straßenverkehr nicht mehr so viel Aufsehen verursachen wie ihre selteneren Vorläufer in früheren Tagen. Gleichzeitig nahmen mit der zunehmenden Popularität naturgemäß allerdings auch – und da beißt die Maus keinen Faden ab – die Exotik und der Eyecatcher-Faktor der US-Cars ab. Ganz anders als bei ihren historischen Altblech-Urahnen, nach welchen sich weiterhin die Hälse recken – so wie nach dem hier abgebildten 1969er Camaro von Roland Bader aus dem oberpfälzischen Mühlhausen.

Während der 40-jährige Kfz-Meister beruflich auf Zweiräder spezialisiert ist, gilt seine Feierabend-Passion offensichtlich historischen Muscle Cars. Die Camaro-Basis erwarb Roland vor sechs Jahren nach nach eigenem Bekunden „als Bastelbude“ aus der Hand eines in Deutschland stationierten US-Soldaten.

Don´t miss it: MO`s Garage Drag Day in Meinerzhagen, am 14.5.2022, powered by Cars & Stripes Magazin. Tickets und Infos unter www.dragday.de

14.05.2022: MO`s Garage Drag Day powered by Cars & Stripes Magazin

Von der Bastelbude zum Schmuckstück

Der äußerliche Eindruck gibt zunächst kaum wieder, wie viel Arbeit seither wirklich in das Coupé floss: Die Karosserie des 69er First Generation-Camaros, bei welchem es sich laut Label um einen Z/28 handeln soll, was allerdings auf Basis der Fahrzeughistorie nicht mehr belegbar ist, erscheint auf den ersten Blick serienmäßig. Dem Kenner dürfte sich dessen ungeachtet bereits der Gedanke aufdrängen, dayss der Chevy angesichts seines herausragenden Erscheinungsbilds einer umfangreichen Restaurierung unterworfen wurde. So ist es. Gut drei Jahre lang investierte der passionierte Schrauber fortan neben erheblichen „monetären Mitteln“ insbesondere jede freie Minuten in den kompletten Neuaufbau des Chevrolets.

Tatkräftigen – und nicht selten auch moralischen – Support erhielt er in dieser Zeit reichlich von seinem Kumpel Rainer Mößer (www.motus-autosport.de), dem an dieser Stelle hierfür gedankt sein soll.

Die Karosserie wurde vor ihrer Neulackierung in Nanograu metallic aus der Audi-Farbkarte, von welchem sich glanzschwarze Kontrastflächen und roten Zierstreifen absetzen, aufwändig restauriert im Zuge dessen von den US-Seitenmarkierungsleuchten befreit. Dafür setzte Roland am Heck LED-Rücklichter ein, am von den markanten Hideaway-Scheinwerfern des RS (Rally Sport)-Packages geprägten Bug wurden Blinker in die Nebelscheinwerfer integriert.

Number of the beast

Apropos Bug: Weitaus größeres tat sich – im wahrsten Sinne des Wortes – unter der Motorhaube. Dort nämlich, wo beim 1969er Z/28 werksseitig „nur“ ein 302cui-Small Black mit 294 PS saß, lauert nun ein mächtiges 505cui-Big Blick-Ungeheuer, das beim Dreh am Zündschlüssel metallisch brüllernd aus dem Schlaf erwacht. 8,3 Liter Gesamthubraum bedeuten einen satten Liter Volumen pro Zylinder, durch welche die auf Carrillo-H-Schaft-Pleuel montierten Mahle-Schmiedekolben mit Kolbendom stampfen, wobei sie eine geschmiedete sowie polierte und feingewuchtete Eagle-Kurbelwelle mit einstellbarem Kurbelwellenrad in Rotation versetzen. Kleine aber im Hochleistungsbereich zuweilen über „Sieg oder Niederlage der mechanischen Kräfte“ entscheidende Details sind Mahle-Motorsport-Gleitlager und ARP-Hauptlagerstehbolzen. Die Kanäle und Brennräume der AFR-Zylinderköpfe wurden umfangreich bearbeitet. Die Nockenwelle, die Ventilfedern, die Rollenkipphebel sowie die Rollenstößel mit mechanischem Ventilspielausgleich wählte Roland aus dem Comp Camps-Sortiment, dazu kamen Manley-Stößelstangen.

Statt klassischer Vergaser gibt es eine Trijekt-Einspritzanlage, der ein frei programmierbares Motorsteuergerät mit ruhender Zündspannungsverteilung den Takt diktiert. Die Ram-Ansaugspinne sowie der Luftfilterpilz stammen von Edelbrock. Abgasseitig schließt sich an Lemons-4-in-1-Fächerkrümmer eine 3-Zoll-Anlage mit zwei Magnaflow-Endschalldämpfern an, deren Donnerhall Hubraumfreunde wohlige Schauer über die Rücken jagt. Und was kommt unterm Strich dabei heraus? Der Leitungsprüfstand erklärte Rolands Camaro zum Beelzebub persönlich, indem er 666 PS und 812 Nm ausspuckte. An die 12-Bolt-Hinterachse mit Sperre und 3,9er Übersetzung ist der Hubraumriese via eines manuellen Tremec T56-Getriebes angebunden, welches – in den 1960ern völlig undenkbar – in sechs Vorwärtsgängen abgestuft ist.

Kein geringere Aufwand als hinsichtlich des Antriebs wurde Neuaufbau der Aufhängung betrieben. Vorne finden sich einstellbare Querlenker oben und BMR-Rohrquerlenker mit PU-Buchsen unten, hinten setzt Roland auf einen BMR Torque Arm-Suspension-Kit, ein Wattgestänge und Zugstreben mit Uniball-Gelenken. Federn und Stoßdämpfer stammen rundum von QA1. Zudem kommen Subframe Connectors sowie eine BMR-Drehmomentstütze zum Einsatz.

Rennen Forged-Mehrteiler

Eine absolute überzeugende Kombination aus State of the Art-Konstruktion und zeitgenössischer Optik gelingt den geschmiedeten Rennen Forged R-55-Felgen, auf welchen der Ur-Camaro rollt. Die Mehrteiler messen 8,5×19 Zoll ET-02 an der Lenk- und 9,5×19 Zoll ET01 an der Antriebsachse, jeweils in „Step-Lip Standard-Concave“-Ausführung. Die aufgezogenen Dunlop-Gummis messen 235/35R19 und 265/35R19.

Durch die filigranen Y-Speichen-Sterne der silbernen Räder leuchten die roten 6- bzw. 4-Kolben-Festsättel der Wilwood-Bremsanlagen, welche von einem 1-Zoll-Hauptbremszylinder und einem 8-Zoll-Bremskraftverstärker in Aktion versetzt werden und auf 356er respektive 310er Scheiben einwirken.

Classic-Interieur mit modernen Parts

Eine harmonische Komposition aus historischem Ambiente mit modernen Akzenten ist auch der Fahrgastraum. Hier nehmen die Passagiere vor einem eingeschweißten Überrollbügel in aktuellen Recaro Sportster CS-Sitzen Platz, wo sie sich mit breiten G-Force-H-Gurten verzurren. Durch das 4-Speichen-Lederlenkrad fällt der Blick auf eine ganze Rotte von Pro-Comp-Instrumenten: Über helle Skalierungen huschende rote Zeiger informieren hier analog über Drehzahl und Geschwindigkeit, Kraftstoffvorrat, Bordspannung, Wassertemperatur und Öldruck, während unter der Mittelkonsole platzierte Innovate-Lambda-Anzeigen das Verhältnis von Luft und Kraftstoff digital anzeigen.

Technical Facts

Chevrolet Camaro

Baujahr: 1969

Karosserie: LED-Rücklichter, Blinker vorne in Nebelscheinwerfer integriert, Seitenmarkierungsleuchten gecleant, Lackierung in Nanograu metallic von Audi mit glanzschwarzen Kontrasten und roten Zierstreifen

Motor: 505cui/8,3-Liter-Big Block-V8, Trijekt-Einspritzanlage, geschmiedete Eagle-Kurbelwelle (poliert und feingewuchtet), Mahle-Schmiedekolben mit Kolbendom (Verdichtung 10,5:1), Carrillo-H-Schaft-Pleuel, Mahle-Motorsport-Gleitlager, ARP-Hauptlagerstehbolzen, ATI-Schwingungsdämpfer, DID-Duplex-Steuerkette, einstellbares Kurbelwellenrad, Comp Cams-Nockenwelle, Come Cams-Ventilfedern, Comp Cams-Rollenkipphebel, Comp Cams-Rollenstößel mit mechanischem Ventilspielausgleich, Manley-Stößelstangen, AFR-Zylinderköpfe mit bearbeiteten Ein- und Auslasskanälen sowie Brennräumen, ARP-Zylinderkopf-Stehbolzen, Edelbrock Ram-Ansaugspinne und -Luftfilterpilz, Lemons-4-in-1-Fächerkrümmer, Motorsport-Ölpumpe mit verstärktem Antrieb, Milodon-Ölwanne mit großem Ölsumpf, frei programmierbares Motorsteuergerät mit ruhender Zündspannungsverteilung, Lemons-Fächerkrümmer, 3-Zoll-Abgasanlage mit zwei Magnaflow-Endschalldämpfern, 666 PS / 812 Nm

Kraftübertragung: Tremec T56-6-Gang-Schaltgetriebe, Fidanza-Alu-Schwungrand, 3,90er 12-Bolt-Hinterachse mit Sperre

Fahrwerk: VA einstellbare Querlenker oben und BMR-Rohrquerlenker mit PU-Buchsen unten, HA BMR Torque Arm-Suspension-Kit, Wattgestänge und Zugstreben mit Uniball-Gelenken, BMR-Drehmomentstütze, Subframe Connectors, QA1-Federn und Stoßdämpfer

Rad/Reifen: Rennen Forged R-55-Felgen (Step-Lip Standard-Concave) in 8,5×19 Zoll ET-02 und 9,5×19 Zoll ET01, Bereifung in 235/35R19 und 265/35R19

Bremsen: VA Wilwood-Bremsanlage mit 6-Kolben-Sätteln und 356-mm-Scheiben, HA Wilwood-Bremsanlage mit 4-Kolben-Sätteln und 310-mm-Scheiben, Wilwood-1-Zoll-Hauptbremszylinder, 8-Zoll-Bremskraftverstärker

Innenraum: eingeschweißter Überrollbügel, Recaro Sportster CS-Sitze, G-Force-H-Gurte, 4-Speichen-Lederlenkrad

Fotos: MS Media