Volvo 850 Kombi mit Corvette-Motor!

Racing, Volvo 850 Kombi

Racing, Volvo 850 Kombi

Die Modelle des schwedischen Herstellers Volvo stehen für außergewöhnliche Sicherheit, und das schon seit vielen Jahrzehnten. In den 70er Jahren wählte die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde den 240er sogar als Referenzfahrzeug zur Festlegung künftiger Sicherheitsnormen! Während dieses Merkmal der Volvos bis heute erhalten blieb, kam ein weiteres Charakteristikum mit der Zeit zunehmend abhanden: Das lange Zeit typische, extrem kantige Design, das vor allem den Volvo 700ern, aber teilweise auch anderen Baureihen den unter anderem den Spitznamen Brick beziehungsweise zu Deutsch Ziegelstein, einbrachte.

Wenngleich die Schweden über die Jahre auch regelmäßig im Motorspor an den Start gingen, ist dieser Bereich wie auch der des Tunings – zumindest nach deutschem Verständnis Dinge, die man nicht unbedingt mit Volvo in Verbindung bringt. Ganz anders ist dies jedoch im Heimatland selbst, in dem die Fahrzeuge logischerweise weitaus verbreiteter und beliebter sind. Da ist es nur folgerichtig, dass sie häufig auch als Basis für eben Tuning- oder Racing-Umbauten benutzt werden. Dies bewiesen nicht nur gleich mehrere Volvos, die wir euch über die Jahre bereits im Performance-Magazin zeigten, sondern unterstreicht zweifellos auch der hier vorgestellte Wagen.

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Unerwartete Motorisierung

Das offensichtlich Besondere an dem Wagen ist dabei zweifellos, dass der Besitzer Henrik Bergström Holm aus der kleinen Ortschaft Väse als Grundlage einen Kombi wählte. Genauer gesagt handelt es sich um einen 850. Eigentlich nicht die erste Wahl für einen ambitionierten Rennwagen – sollte man meinen. Tatsächlich setzte Volvo jedoch auf Basis genau dieser Baureihe damals wirklich selbst Tourenwagen ein, etwa in der BTCC. Eben diese Racer waren es, die Henrik schon früh begeisterten. Etwas weniger ersichtlich als das Lastenesel-Blechkleid ist zweifellos ein weiteres unerwartetes Merkmal des Wagens: der Motor. Statt eines zu erwartenden Reihenfünfzylinders, dachte Henrik gleich mehrere Nummern größer. So sorgt nun tatsächlich der 5,7-Liter-LS1-V8 aus einem Pontiac Firebird für Vortrieb! Er blieb mit Ausnahme einiger kleinerer Anpassungen an die neue Umgebung wie etwa der neuen Ansaugung mit offenem Luftfilter weitgehend unverändert. Somit weist er mit jeweils etwas mehr als 350 PS und 470 Nm nur geringfügig höhere Werte als in Serie auf. Eigenbau sind ferner die Krümmer, über die sich eine zweiflutige Abgasanlage mit zwei Endschalldämpfern anschließt.

Reichlich BMW-Komponenten

Im Hinblick auf die übrige technische Ausstattung blieb ebenfalls kaum ein Stein auf dem anderen: Bei der Zusammenstellung des neuen Set-ups seines griff der 36-jährige Schwede großzügig ins BMW-Regal. So stammt nicht nur das ZF-Fünfgang-Getriebe, welches über eine Kupplung mit Sachs-Druckplatte und Vier-Pad-Sintermetall-Scheibe an den Achtzylinder angeschlossen ist, vom 528i der Baureihe E39. Selbiges gilt für die gekürzte Kardanwelle und die Achsen vorne wie hinten. Das Differential stammt unterdessen vom E39 Alpina B10 3,3, ist jedoch umfangreich umgebaut. Für gute Bremswege sorgen die neuen Bremsanlagen: Vorne sitzen Vier-Kolben-Brembo-Sättel auf gelochten Scheiben vom BMW E38 750i, hinten sind Ein-Kolben-Sättel, ebenfalls auf gelochten Scheiben, verbaut.

Deutlich tiefergelegte Karosserie

Dass der Kombi fast schon unverschämt flach auf der Straße steht, liegt bei weitem nicht nur an den verbauten D2-Gewindefederbeinen. Vielmehr sind die Anpassungen weitaus tiefgehender: Der Volvo steht auf einem komplett neuen Leiterrahmen aus Vierkant-Rohren und die Karosserie ist verglichen mit dem Serienzustand im um sage und schreibe um etwa 17 Zentimeter im Verhältnis zum Unterbau abgesetzt. Dass dies extrem aufwändige Arbeiten mit sich brachte, versteht sich von selbst. Im Übrigen verblieb die Karosserie an sich weitgehend unverändert – mit einer Ausnahme: Universal-Kotflügelverbreiterungen, die pro Seite zehn Zentimeter addieren, lassen den 850 ungemein stämmig auftreten und schaffen genügend Platz für die neuen Rad/Reifen-Kombinationen: Henrik entschied sich für Japan Racing JR11-Leichtmetallfelgen in 9,5×19 und 11×19 Zoll, die mit Reifen in 225/35 R19 und 265/30 R19 bezogen sind.

Kompromissloses Racing-Interieur

Zu guter Letzt zeigt sich der Innenraum des Volvos wirklich komplett umgekrempelt, wobei er konsequent auf Motorsport-Style getrimmt wurde. Der Wagen ist quast komplett leergeräumt, nicht nur die Rückbank ist verschwunden, sondern auch quasi sämtliche Verkleidungen und weitere Merkmale, die, wie Henrik sagt, nur „unnötiges Gewicht“ mitbringen, etwa die Musikanlage. Was hingegen einzog, ist eine Sicherheitszelle, sprich ein fest eingeschweißter, weit verzweigter Überrollkäfig, der bis nach vorne zu den Domen im Motorraum reicht. Das neue Armaturenbrett stammt aus einem Nachfahren des 850, einem V70 der zweiten Generation. Davor befindet sich ein tief geschüsseltes Dreispeichen-Sportlenkrad, dessen Kranz einen Bezug aus Stoff mit Camouflage-Muster besitzt. Henrik und sein Co-Pilot nehmen in Rennschalensitzen Platz und verzurren sich dort mit breiten Vier-Punkt-Gurten. Bedienelemente gibt es nicht viele, die nötigen Funktionen werden über ein Custom-Panel mit mehreren Kipphebeln auf dem neu aufgebauten Mitteltunnel gesteuert. Summa summarum ist hier aus dem einst eher biederen Kombi eine beeindruckende Motorsport-Waffe geworden, die laut Henrik pure Fahrfreude bietet – bei zugleich absolut keinem Komfort. Aber darauf verzichtet man bei einem solchen Auto doch wohl sowieso irgendwie gerne …

Technical Facts

Fahrzeugtyp: Volvo 850 Kombi

Motor: LS1-V8-Ottomotor aus der Corvette C5, offener Sportluftfilter, originale Motorsoftware, Sicherheits-Tankzelle im Heck, Eigenbau-Header, zweiflutige Abgasanlage aus 3-Zoll-Rohren mit zwei Endschalldämpfern

Hubraum: 5.665 ccm

Leistung: > 257 kW / 350 PS

max. Drehmoment: > 470 Nm

Kraftübertragung: ZF-Fünfgang-Handschaltgetriebe vom BMW 528i, Kupplung mit Sachs 765-Druckplatte und Vier-Pad-Sintermetall-Scheibe, gekürzte Kardanwelle vom BMW 528i, Differential vom E39 Alpina B10 3,3 umgebaut auf ATB-Torsen-Differential

Fahrwerk: Vorder- und Hinterachsen vom BMW E39, D2-Gewindefederbeine

Rad/Reifen: Japan Racing JR11-Leichtmetallfelgen in 9,5×19 und 11×19 Zoll mit Bereifung in 225/35 R19 und 265/30 R19

Bremsen: VA 4-Kolben-Brembo-Sättel auf gelochten Scheiben vom BMW E38 750i, HA gelochte Scheiben mit 1-Kolben-Sätteln, Stahlflex-Bremsschläuche rundum

Karosserie: Karosserie um etwa 17 cm abgesenkt auf Leiterrahmen, Universal-Radhausverbreiterungen um 10 Zentimeter, Lackierung in Weiß

Innenraum: komplett leergeräumt, Armaturenbrett vom Volvo V70, geschüsseltes Sportlenkrad mit Camouflage-Stoffbezug um Kranz, Custom-Mittelkonsole mit Schalthebel und Kippschaltern, zwei Rennschalensitze, 3 Zoll breite 4-Punkt-Gurte, stehende Pedalerie, Sicherheitszelle