Oldtimer-Optik, moderne Technik
Seit über 110 Jahren baut Morgan beeindruckende Open-Air-Spaßmacher, die selbst heutzutage als Neuwagen noch aussehen wie vor weit mehr als einem halben Jahrhundert. Dies gilt beispielsweise für den Plus 4. Er wird (mit Unterbrechung) seit etwa 70 Jahren gebaut und ist bis heute beliebtes und erfolgreiches Kernmodell der Marke. Daher hat Morgan nun eine neue Generation vorgestellt, deren Bezeichnung – man höre und staune – nun offiziell Plus Four und nicht mehr Plus 4 geschrieben wird. Diesen bahnbrechenden, innovativen Wechsel hatte es jüngst bereits beim vor einigen Monaten erneuerten Sechszylinder-Modell Plus Six gegeben.
Optisch mag man kaum glauben, dass es sich um ein komplett neu entwickeltes Fahrzeug handelt, denn sehen tut man davon kaum etwas – der zweisitzige, kompromisslose Roadster schaut irgendwie aus wie schon immer: Nur wahren Kennern dürften auf Anhieb die leichten Änderungen im Frontbereich sowie die nun auf LED-Technik umgerüsteten Front- und Heckleuchten auffallen. Selbst die stilechten Speichenfelgen, die nun 15 Zoll messen, sind nach wie vor verfügbar – wenn auch nur gegen Aufpreis, denn serienmäßig besitzt der Plus Four eine neu designte Leichtmetallfelge. So oder so gibt es auf Wunsch ein vollwertiges Ersatzrad auf dem Heck. Dort befindet sich bei Bedarf zudem der gleichfalls optionale Gepäckträger, wobei es Versionen für Fahrzeuge mit und ohne Reserverad gibt.
Trotz aller optischen Ähnlichkeiten ist der neue Version tatsächlich die weitreichendste Überarbeitung, die der Roadster in seiner langen Geschichte erfahren hat: Laut Morgan wurden 97 Prozent aller Komponenten neu entwickelt. Etwas glaubwürdiger wird das beim Blick ins Cockpit, welches merklich moderner wirkt: Dies liegt insbesondere am neuen Airbag-Lenkrad, aber auch dem Schalthebel sowie weiteren Details – und hinter dem Volant sitzt jetzt ein kleiner, digitaler Bordcomputer. Optional gibt es gar eine unauffällig verbaute Soundanlage mit Bluetooth-Konnektivität. Wie spartanisch der Plus 4 bisher ausgestattet war, zeigt auch, dass Morgan hervorhebt, dass es erstmals serienmäßig Sonnenblenden gibt! Ebenfalls standardmäßig sind jetzt unter anderem ein Mohair-Stoffverdeck, Zentralverriegelung mit Fernbedienung und ABS. Die Sitze mit verstellbarer Rückenlehne und optionaler Beheizung sind mit Leder bezogen, wobei es verschiedene Varianten gibt.
Unter der aus Alublech geformten Karosserie fallen die Neuerungen zweifellos am massivsten aus: Das fängt bei der komplett neuen, sogenannten CX-Plattform aus Aluminium an, die den Leiterrahmen aus Stahl ersetzt. Sie ist deutlich steifer und dennoch sehr leicht und verhilft dem Plus Four zu einem enorm verbesserten Fahrverhalten und Handling, das sich laut Morgan auf Augenhöhe mit der Konkurrenz des 21. Jahrhunderts bewegt. Dennoch wurde darauf geachtet, dass das typische Morgan-Fahrgefühl erhalten blieb. Darüber hinaus ermöglichte die neue Architektur mehr Platz für Passagiere und Gepäck bei etwa gleich gebliebenen Außenabmessungen. Motorseitig besitzt der Plus Four, in Fortführung der langjährigen Kooperation mit BMW, den 258 PS starken Zweiliter-Turbo-Vierzylinder (B48) der Münchener – und damit erstmals ein aufgeladenes Aggregat. Das maximale Drehmoment variiert je nach Getriebe, denn neben einer Sechsgang-Handschaltung gibt es nun (ebenfalls erstmals) alternativ eine Achtgang-Automatik: Bei der manuellen Variante stehen bis zu 350 Nm bereit, mit Automatik sogar 400 Nm; die Beschleunigung auf Tempo 100 dauert 5,2 respektive 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt jeweils 240 km/h. Begünstigt wird diese Performance nicht zuletzt durch das geringe Leergewicht, denn der Plus Four wiegt nur knapp über 1.000 Kilogramm.
Bestellbar ist der neue, nach wie vor unter Verwendung traditioneller Produktionsmethoden großteils in Handarbeit gefertigte Plus Four seit Anfang März. Erste Auslieferungen sollen im zweiten Quartal erfolgen – wenn Corona es denn zulässt, in der heutigen Zeit weiß man nie so genau, ob ein Plan in die Realität umgesetzt werden kann. Schließlich fiel schon die feierliche Premiere des neuen Roadsters auf dem Genfer Autosalon der Pandemie zum Opfer. Zudem wurde nun auch im Morgan-Werk für (vorläufig) einen Monat die Arbeit eingestellt. Die Preise starten in Deutschland jedenfalls bei 79.900 Euro (Handschaltung) respektive 82.500 Euro (Automatik).