Mitsubishi Lancer A176 2000 Turbo: Rallye-Held der Achtziger

Mitsubishi Lancer A176 2000 Turbo: Rallye-Held der Achtziger

Mitsubishi Lancer. Diese Typenbezeichnung ergänzen viele Tuning- und Motorsport-Fans in einem einem Atemzug um den Zusatz „Evolution“. Im Jahr 1992 präsentierte Mitsubishi mit dem Evolution I das neue Topmodell auf Basis der kompakten Limousine, genauer gesagt deren fünfter Modellgeneration. Insgesamt neun weitere Evolutionsstufen sollten folgen. Ab 1993 starteten die Japaner mit dem ersten Evo in der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft, woraufhin eine äußerst erfolgreiche Ära in dieser Rennklasse folgte. Diese zeichnete sich, insbesondere in den ersten Jahren, durch harte Duelle mit dem Erzrivalen Subaru aus und fand ihren Höhepunkt im Jahr 1998, als man die WRC-Herstellerwertung gewinnen konnte.

Auch in den Folgejahren trat Mitsubishi noch mit einem offiziellen Werksteam und zumeist Fahrzeugen auf Evo-Basis in der Rallye-Weltmeisterschaft an. Man sah sich jedoch starken Gegnern in zunehmender Anzahl, wie etwa Peugeot, Ford oder Citroën, gegenüber, sodass nicht mehr an die überragenden Erfolge der 1990er-Jahre angeknüpft werden konnte. Wohl nicht zuletzt deswegen stiegen die Japaner 2005 schließlich aus der WRC aus. Soviel zum Abriss der Historie des Lancer Evolution im Rallye-Sport. Was man jedoch leicht vergisst, ist, dass Mitsubishi schon zuvor erfolgreich in dieser Motorsport-Klasse unterwegs war: Bereits seit der ersten Rallye-Weltmeisterschaft der FIA im Jahr 1973 nahmen die Japaner jährlich mit Fahrzeugen auf Basis des Galant oder früherer Lancer an der Rennserie teil, erstmals auf der internationalen Bühne in Erscheinung trat man sogar bereits 1967.

Lancer A176 im Rallye-Look

Auf Basis der zweiten Modellgeneration A176 wurden ab Anfang der 1980er-Jahre ebenfalls Rallye-Autos ins Rennen um die Weltmeisterschaft geschickt. Diese bauten auf der damaligen Topversion Lancer 2000 Turbo auf, die kurz zuvor in ihrer zivilen Variante auf den Markt gekommen war. Um ein solches Modell handelt es sich auch bei dem auf diesen Seiten gezeigten, 1982 gefertigten Exemplar. Es befindet sich seit 2010 im Besitz von Alexander Klein aus Friedrichsdorf und verfügt unübersehbar über die Optik eines der damaligen Rallyefahrzeuge: Die orange-weiße Lackierung imitiert den Look jenes Autos, mit dem der Finne Pentti Airikkala 1982 in der Weltmeisterschaft antrat und beim Lauf im heimischen Finnland als Dritter aufs Podium fuhr.

Käseloch-Felgen und stilechte Beleuchtung

Neben der auffälligen Kriegsbemalung weist Alexanders Lancer unverkennbar weitere Eigenheiten eines Rallye-Fahrzeugs auf. Ein Großteil dieser Merkmale, wie etwa die extrem seltenen Radlaufverbreiterungen und dazugehörigen Schweller von Delta oder die Zusatzfernlicht- und Nebelscheinwerfer von Hella, trägt der 2000 Turbo bereits seit 2003: Der Vorbesitzer „Hoppe“ realisierte die Rennsport-Optik im Rahmen einer Fahrzeugrestauration. Weitere Modifikationen im Rahmen des Umbaus waren die Installation von RalliArt-Mudflaps und Sportspiegeln von Engelmann, ferner ist die Motorhaube um 20 Millimeter angestellt. Für den Fall, dass die Zusatzleuchten gerade nicht die Nacht zum Tag machen, hat Alexander seit der Übernahme zudem originale Scheinwerferkappen erworben, die gleichsam gegen Steinschlag schützen und die Optik weiter aufwerten. Da die Radhäuser durch ihre Verbreiterungen an Volumen gewonnen haben, zog dort ein neuer Felgensatz ein: Statt der Serien-Variante in 6×14 Zoll ET18 montierte Hoppe weiße „Käseloch-Felgen“ von Atiwe in der Dimension 7×15 Zoll ET13, wobei hinten pro Seite zusätzlich 25-Millimeter-Spurverbreiterungen zum Einsatz kommen.

Leistungsspritze auf knapp 200 PS

Damit der Lancer seinem wilden Erscheinungsbild in technischer Hinsicht gerecht wird, sind diesbezüglich ebenfalls einige Änderungen vorgenommen worden: Die Serienleistung des zwei Liter großen, aufgeladenen 4G63T-Vierzylinders ließ mit 170 PS, vor allem unter Berücksichtigung heutiger Maßstäbe, eher zu Wünschen übrig, sodass dem Triebwerk eine Leistungskur verordnet wurde. Als Ergebnis stehen nunmehr 199 PS im Datenblatt. Zu verdanken ist dieser Anstieg einem Ladeluftkühler vom 1980er-Jahren Sportwagen Starion sowie einen offenen Luftfilter, der von K&N stammt. Zudem arbeitet der Turbo nun mit einem höheren Ladedruck von 0,9 statt 0,7 bar. Zu guter Letzt befindet sich unter den Fahrzeug eine neue 2,5-Zoll-Edelstahl-Abgasanlage von Winter-Tuning; sie kommt ohne Katalysator aus und entlässt die Verbrennungsüberreste über ein 90 Millimeter durchmessendes Endrohr. Fahrwerksseitig sorgt ein Competition-Gewindefahrwerk von KW für eine optimale Straßenlage – und realisiert gleichzeitig eine Tieferlegung um 50 Millimeter an der Vorder- und 40 Millimeter an der Hinterachse. Trotz der Absenkung bleibt jedoch Rallye-typisch reichlich Platz zwischen den Schürzen sowie Schwellern und der Straße. Für eine Verbesserung der Karosseriesteifigkeit sorgen aktuell bereits eine Domstrebe, eine unter dem Fahrzeugboden montierte Vier-Punkt-H-Strebe sowie eine Innenraumstrebe, welche allesamt von UltraRacing stammen. Das Ende ist damit aber noch lange nicht erreicht: Der Einbau weiterer Streben aus gleichem Hause oder alternativ eines Überrollkäfigs ist bereits in Planung.

Racing-Einrichtung im Interieur

Neben der abgesprochenen Strebe sorgen im Innenraum diverse weitere Komponenten für einen waschechten Rallye-Look. Alexander erwarb zeitgenössische Recaro-Sitze, die er zunächst neu aufpolstern sowie beziehen ließ und danach samt ebenso stilechter Vierpunkt-Gurte verbaute. Ein RalliArt-Schaltknauf für das manuelle 5-Gang-Getriebe sowie ein modernes Sportlenkrad von Momo runden das kantige Cockpit der Limousine ab. Insgesamt machen die zahlreichen Modifikationen innen wie außen den Mitsubishi endgültig zu einem wahrhaft einzigartigen und exklusiven Auto – wobei das eigentlich schon für den Lancer 2000 Turbo im serienmäßigen Zustand gilt, sind in Deutschland doch nur noch etwa eine Hand voll dieses exotischen Typs zugelassen.

Tech Facts

Mitsubishi Lancer A176 2000 Turbo

Baujahr: 1982

Karosserie: Radlaufverbreiterungen und Schweller von Delta-Autotechnik, RalliArt-Mud-Flaps, Hella Rallye 1000-Nebel- und Zusatzfernlichtscheinwerfer inkl. Original-Scheinwerferkappen, Motorhaube um 20 Millimeter angestellt, Engelmann-Sportspiegel, orange-weiße Lackierung im Stil des 1982er-Rallyeautos von Pentti Airikkala

Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor (4G63T), Ladeluftkühler vom Mitsubishi Starion, offener Luftfilter von K&N, Ladedruckerhöhung, durch Dampfrad auf 0,9 bar (Serie: 0,7 bar, bis zu 1,2 bar möglich), 2,5 Zoll-Edelstahl-Auspuffanlage von Winter-Tuning ohne Kat mit 90-Millimeter-Endrohr, 199 PS

Kraftübertragung: manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: KW Competition-Gewindefahrwerk mit Tieferlegung um ca. 50/40 Millimeter, Domstrebe sowie Vier-Punkt-H-Strebe vorne unten und Innenraumstrebe an der B-Säule von UltraRacing

Rad/Reifen: Atiwe „Käseloch“-Felgen in 7,5×15 Zoll ET13 mit Kumho Ecsta KU31-Bereifung in 205/50R15, HA 25-Millimeter-Spurverbreiterungen von H&R pro Seite

Bremsen: innenbelüftete ATE-Scheibenbremsen rundum mit 254-Millimeter-Scheiben vorne und 247-Millimeter-Scheiben hinten

Innenraum: Momo-Vierspeichen-Lenkrad, Recaro-Sportsitze, Sabelt-Vierpunkt-Gurte, RalliArt-Schaltknauf

Multimedia: Kenwood KDC-M907-Radio mit D-Mask-System und zwei 135-Millimeter-Axton-Boxen in der Hutablage