Lucifer: Mit 1.400 PS in 8,77 Sekunden über die 1/4-Meile

Lucifer: Mit 1.400 PS in 8,77 Sekunden über die 1/4-Meile

Als Dodge Ende 2014 die SRT Hellcat-Variante des Challengers auf die Straße ließ, da war der Wow-Effekt groß: Ihr 717 PS und 880 Nm starker 6,2-Liter-V8 machte die Kompressor-Katze zum bis dahin stärksten serienmäßigen Muscle Car überhaupt. Im vergangenen Jahr fachte Dodge das Hellcat-Feuer sogar nochmals an und ließ das nachgeschärfte SRT Hellcat Redeye-Modell von der Kette. Dessen 808 PS und 959 Nm klingen mehr als beeindruckend – und doch handelt es sich um einen „gedrosselten“ Motor! Denn von 2014 bis 2018 war mit dem Dodge Challenger SRT Demon zwischenzeitlich in limitierter Auflage ein speziell für den Einsatz auf der 1/4- und 1/2-Meilen-Distanz optimiertes Dragstrip-Tool angeboten worden, dessen 851 PS und 1.044 PS starkes Kompressor-Kraftwerk ihm einen 0-96-km/h-Katapultstart in 2,3 Sekunden und einen Run auf der Quartermile in nur 9,65 Sekunden ermöglichten. Damit ist der Demon auf der Standard-Sprintdistanz das schnellste je in Serie produzierte Auto mit Verbrennungsmotor. Mehr Power kann man sich kaum vorstellen. Oder?

Die Jungs der im US-Bundesstaat beheimateten Speedkore Performance Group konnten. Und sie fanden im Demon nicht nur einfach noch ein paar Zusatz-Pferdstärken, sondern stellten gleich den gesamten Aufbau des Triebwerks in Frage. Das Ergebnis: Ein 1.400 PS starkes Ungeheuer, welches den Asphalt der 1/4-Meilen-Distanz auf dem Great Lakes Dragway in nur 8,77 Sekunden inhalierte, bevor es mit 259 km/h über die Ziellinie stürmte. Eine ganze Sekunde schneller als der Serien-Demon – im Dragracing sind das Welten! Völlig zurecht taufte Speedkore diesem Boliden auf den teuflischen Namen „Lucifer“.

Biturbo statt Kompressor

Doch wie zur Hölle gelang es den Speedkore-Techniker, die Power des HEMI-V8 beinahe zu verdoppeln?! In Kooperation mit Gearhead Fabrications und DiabloSport machten sie zunächst Schritt rückwärts: Sie deinstallierten den werksseitigen 2,7-Liter-Schraubenkompressor. Stattdessen verordneten die auf solcherlei Aufgaben spezialisierten Aufladungsspezialisten von Gearhead Fabrications dem Dämonen-Herz statt des mechnanisch angetriebenen Verdichters die Zwangsbeatmung durch gleich zwei vom Abgasstrom angetriebene Precision 6875-Turbolader mit 68-Millimeter-Verdichterrädern, die gleich hinter der Frontschürze sitzen und durch große Ausschnitte angeströmt werden. Reguliert wird der Aufbau des Ladedrucks von einem Boost Leash-Boost Controller. Angesichts dieser neuen Rahmenbedingungen wurde freilich auch die Abgasanlage umfasst umgearbeitet: Die Heckschürzen-Ausschnitte für deren Endrohre sind verwaist, die Abgase entweichen – parallel übrigens zu den Wastegate-Auslässen – rechts und links aus der Frontschürze. Erstaunlich: Die Motor-Hardware selbst verblieb trotz der Leistungsexplosion praktisch serienmäßig. Lediglich die Kraftstoffversorgung wurde aufgerüstet: Ein Fore Innovations-System fördert den E85-Sprit mit gleich drei Pumpen zu den 1.300er Injector Dynamics-Einspritzdüsen. Die Software-Partitur, nach welcher dieses druckvolle Hardware-Orchester spielt, komponierten die Experten von DiabloSport. Ein großer Ölkühler von Gearhead Fabrications hält die Schmiermittel-Temperaturen von Motor und Getriebe im grünen Bereich.
Apropos Getriebe: Während das 8-Gang-Automatikgetriebe sowie das Differenzial die Kraftausbrüche des Biturbo-Motors auch nach vielen Läufen schadlos verkraften, wurden andere Teile des Antriebsstrangs verstärt. So kommt ein belastbarer Drehmomentwandler von ProTorque ebenso zum Einsatz wie eine Carbon-Kardanwelle vom Driveshaft Shop.

Vollcarbon-Karosserie

Neben einer Leistungserhöhung ist eine Gewichtsreduzierung der zweite Faktor für schnelle Zeiten auf der Quartermile. Und auch hier machte Speedkore keine halben Sachen, sondern schneiderte für das große Coupé gleich eine ganze Karosserie aus Carbon-Parts: Front- und Heckschürze, Kotflügel mitsamt Verbreiterungen und beleuchteten Demon-Logos, Motorhaube, Dachhaut, Türen, Seitenwände, Heckdeckel samt Spoiler, Heckdiffusor etc. – all das wurde im hauseigenen Autoklaven „gebacken“. Wir schätzen, dass sich durch diese Maßnahme gut 120 Kilogramm Gewicht einsparen ließen. Und in Ermangelung einer deckenden Farblackierung ist die charakteristische Struktur des ultraleichten Faserverbundwerkstoffs auch großflächig sichtbar, was Luzifer einen seiner gewaltigen Power angemessenen Auftritt verleiht.

Walzen hinten, Trennscheiben vorne

Ein dritter Faktor ist absolut maßgeblich für schnelle 1/4-Meilen-Zeiten: der Grip! Für bestmögliche Kraftübertragung rüstete Speedkore den Dodge an der Hinterachse mit Mickey Thompson ET Street R-Slicks der Größe 325/35R18 aus. Ganz nach Dragracing-Art fallen die Vorderräder, welche auf dem Dragstrip natürlich kaum Seitenführungskräfte zu übertragen haben, demgegenüber geradezu lächerlich schmal aus: Die M&H Racemaster-Slicks haben die Rollwiderstands-optimierte Dimension 4.50/28.0-18, was in gebräuchlichen Maßen etwa 115/70R18 entsprechen würden – also etwa Notrad-Format.

Top Fuel-Pilotin am Steuer

Selbstverständlich gehört ein solches Großkaliber-Projektil ausschließlich in kundige Hände. Über den passenden „Waffenschein“ verfügt zweifellos Leah Pritchett, welche bei dem Rekordfahrten an Lucifers Steuer saß: Die 30-jährige US-Amerikanerin pilotiert sonst reinrassige NHRA Top Fuel-Dragster. Ihre 1/4-Meilen-Bestzeit liegt bei 3,64 Sekunden bei einer Endgeschwindigkeit von 537,76 km/h. Da fällt einem schonmal die Kinnlader runter!

Weitere Informationen zu Speedkore gibt’s auf www.speedkore.com

Technical Facts

Dodge Challenger SRT Demon

Baujahr: 2018

Karosserie: komplette Carbon-Karosserie von Speedkore

Motor: 6,2-Liter-HEMI-V8, Turbo-Installation von Gearhead Fabrications auf Basis zweier Precision 6875-Turbolader, Gearhead Fabrications-Edelstahl-Abgasanlage, Gearhead Fabrications-Ölkühler, Fore Innovations-Kraftstoffversorgung mit drei E85-Benzinpumpen, Injector Dynamics-1.300cc-Einspritzdüsen, Boost Leash-Boost Controller, DiabloSport-Softwareabstimmung

Kraftübertragung: serienmäßiges 8-Gang-Automatikgetriebe mit Serien-Differenzial, ProTorque-Drehmomentwandler, Driveshaft Shop-Carbon-Kardanwelle mit spezieller Führung, Gearhead Fabrications-Getriebekühler

Fahrwerk: Serie

Rad/Reifen: OEM-Felgen, VA M&H Racemaster-Slicks in 4.50/28.0-18, HA Mickey Thompson ET Street R-Slicks in 325/35R18

Bremsen: Serie

Innenraum: Serie

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