In zwei Jahren zum Pikes Peak-Racer

Pikes Peak BMW M2 von Tyspeed Automotive

Der Pikes Peak International Hill Climb ist eine der bekanntesten und berüchtigtsten Motorsport-Herausforderungen – und das nicht nur in Nordamerika, sondern weltweit. Die auf einer Höhe von 2.861 Metern startende Hatz hinauf zum 4.301 Meter hohen Gipfel des Pikes Peak in den Rocky Mountains hält bekanntlich ganz besonders schwierige Rahmenbedingungen bereit – für Fahrer und Auto gleichermaßen.

Wer hier antritt und erfolgreich ins Ziel kommt, der kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass er einen überzeugenden Rennwagen geschaffen hat. Tyler Pappas, Gründer und von Tyspeed Automotive, stellte sich 2019 erstmals dieser Challenge – mit seinem hier gezeigten BMW M2. Dabei hatte er diesen ursprünglich gar nicht zu diesem Zweck gekauft. Dann nahmen die Dinge jedoch ihren Lauf und innerhalb von nur zwei Jahren war der umfangreiche Umbau fertiggestellt, im Zuge dessen das kompakte Coupé nicht weniger als 204 Kilogramm abspeckte!

Triebwerk tiefgreifend optimiert

Hinsichtlich des Gewichts bietet der Wagen mit trocken ohne Fahrer nur noch etwa 1.360 Kilogramm also schon einmal beste Voraussetzungen für einen motorsportlichen Erfolg mit. Doch das allein genügt noch nicht, um am Pikes Peak bestehen. Besonders große Zuwendung erhielt das N55-Reihensechszylinder-Triebwerk unter der Haube: Statt des OEM-Pendants zog ein Pure Turbos Stage 2+-Turbolader ein, während das Druckrohr von VRSF stammt. Den Ladeluftkühler bauten ebenso die Spezialisten von CSF wie drei weitere Kühler für Öl und Co. Hinzu kommen zwei M4-Hilfskühler mit Vordruckpumpe. Bezüglich der übrigen Motorhardware hat sich gleichfalls einiges getan: Der über ARP-Bolzen mit dem Block verbundene Zylinderkopf wurde geportet, in den Zylindern bewegen sich geschmiedeten CP-Kolben auf Carrilo-Pleueln. Die Luftzufuhr in den Brennräume geschieht über eine Eventuri-Ansaugung aus Carbon. Den hochoktanige Motorsport-Rennstoff, für dessen Verwendung Tyspeed das Aggregat eigens anpasste, fördern eine XDI 35I-Hochleistungspumpe sowie eine Walbro-In-Tank-Pumpe mit einer Durchflussmenge von 450 Litern pro Stunde. Der Tank selbst findet sich im Kofferraum des BMWs, es handelt sich um eine Pyrotec-Sicherheitszelle. Zur Abgasentsorgung steht eine VSRF-Edelstahl-Downpipe bereit, an die sich eine Custom-Abgasanlage anschließt. Zu den weiteren Modifikationen gehört eine Methanol-Einspritzung mit Düsen vor und nach dem Ladeluftkühler. Summa summarum generiert der Sechszylinder so 505 PS am Rad, sprich mehr als 550 PS an der Kurbelwelle, sowie bullige 732 Nm.

Fahrwerk komplett überarbeitet

Da reine Motorleistung aber nicht alles ist, sondern auch im Übrigen entsprechend fähige Komponenten an Bord sein müssen, um die Power gewinnbringend in Vortrieb umzusetzen, realisierte Tyler ergänzend Upgrades für Fahrwerk, Bremsen und Co. Die Kraftübertragung übernimmt zwar nach wie vor das werkseitige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, es bekam aber eine GTS-Software – genauso wie das Hinterachsdifferential, dessen Lagerung zudem nun mit PU-Buchsen von Powerflex ausgerüstet ist. „PU-Buchsen“ ist ohnehin ein gutes Stichwort, denn sämtliche Fahrwerkslager sind ebenfalls auf selbige umgestellt. Weitere Neuerungen sind die zweifach verstellbaren JRZ-Gewindefederbeine, die vorne mit 1000-LB- und hinten mit 2000-LB-Federn ausgerüstet sind, und zwei Stabilisatoren. Hinzu kommen einstellbare Domlager sowie neue Querlenker vorne. An der Hinterachse kommt ein Längslenkerkit zum Einsatz, während die (hinten sogar einstellbaren) Spurstangen an Front und Heck ausgetauscht wurden. Unterstützt wird die überzeugende Straßenlage und Fahrdynamik durch die rundum montierten, erstklassigen Grip aufbauenden 295/35R18er Toyo Proxes RR-Reifen. Sie sind auf 10,5×18-zölligen APEX FL-5-Leichtmetallfelgen aufgezogen. Hervorragende Verzögerungen gewährleistet unterdessen die Stoptech-Bremsanlage mit vorne 6-Kolben- und hinten 4-Kolben-Sätteln, jeweils auf 381-Millimeter-Scheiben, und Edelstahl-Bremsleistungen. Ergänzend wurde die Codierung des ESP und des ABS für sportliche Einsätze angepasst.

Reinrassiger Racing-Look

Optisch ist der M2 gleichfalls unmissverständlich ein waschechter Rennwagen: Zwecks der bereits angesprochenen Gewichtsreduktion sind die Türen, Motorhaube und der Heckdeckel sowie das Dach aus Carbon sowie die Front- und Seitenscheiben aus Lexan gefertigt. Echte Highlights sind ferner der riesige Heckflügel, der hängend an zwei CNC-gefrästen Trägern befestigt ist, das Diffusor-System sowie an der Front die Spoilerlippe mit großem Custom-Splitter sowie die seitlichen Canards. Zwecks einer verbesserten Aerodynamik erhielt der BMW ferner kleine SPA Techniques-Außenspiegel und eine Verkleidung des Unterbodens. Der Innenraum wurde komplett leergeräumt und motorsportlich neu eingerichtet: Es finden sich zwei Sparco-Rennsitze samt Clubsport-Gurten aus gleichem Hause, ein Sportlenkrad mit Quick-Release-Funktion und Bedienknöpfen sowie ein extrem verzweigter Überrollkäfig in Clubsport-Spezifikation. Hinzu kommen unter anderem verschiedene Verkleidungen sowie eine Mittelkonsole aus Carbon, ein Weitwinkel-Innenspiegel und ein Datenlogger mit angebundener HD-Kamera. Zudem macht sich hier das Bemühen, Gewicht zu sparen, darin bemerkbar, dass Tyspeed die Klimaanlage sowie verschiedene Steuergeräte entfernte und den Kabelbaum entsprechend ausdünnte. Zur Kontaktaufnahme mit der Außenwelt ist unterdessen ein Langstrecken-Kommunikationssystem verbaut und ein Onboard-Feuerlöschsystem hilft im Falle eine Brandes, die Folgen für Mensch und Maschine möglichst gering zu halten.

So bietet der M2 alles in allem ein stimmiges Gesamtpaket, mit dem Tyler Pappas schon bei seinem ersten Auftritt am Pikes Peak die mit 156 Kurven gespickte etwa 20 Kilometer lange Strecke in nur 12:28,242 Minuten absolvierte. Damit erregte er große Aufmerksamkeit, wie auch die Unterschriften verschiedener Top-Fahrer auf der orangefarbenen Motorabdeckung zeugen. Und 2020 werden Tyler und sein BMW wohl wieder an den Start gehen – dann gestärkt und mit mehr Erfahrung, man kann also einiges erwarten ..

Technical Facts

Fahrzeugtyp: BMW M2 (2017)

Motor: N55B30T0-Reihensechszylinder-Ottomotor, Pure Turbos Stage 2+-Turbolader, geschmiedete CP-Kolben, Carrillo-Pleuel, Eventuri-Carbon-Ansaugung, VRSF-Druckrohr, ARP-Bolzen, Zylinderkopf geportet durch HeadGames Motorworks, vierteiliger CSF Racing-Kühlerkit (Haupt-Motorkühler, Ladeluftkühler, Ölkühler, Getriebekühler), zwei M4-Hilfskühler mit Boostpumpe, Methanol-Einspritzung mit Düsen vor und hinter dem Ladeluftkühler, Burger Tuning-Catch Can und Ölkühler-Bypass-Ventil, Custom-Tuning für Verwendung von MS109-Treibstoff, Pyrotect-57-Liter-Sicherheits-Tankzelle, Walbro 450-In-Tank-Pumpe, XDI 35I-Hochleistungs-Kraftstoffpumpe von TTFS, VRSF-Edelstahl-Downpipe, Custom-Abgasanlage aus ovalen 3-Zoll-Rohren

Hubraum: 2.979 ccm

Leistung: 371 kW / 505 PS am Rad

max. Drehmoment: 732 Nm

Kraftübertragung: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, GTS-Getriebe- und Hinterachsdifferential-Software, Powerflex-PU-Buchsen-Set für Hinterachsdifferential-Lagerung

Fahrwerk: zweifach einstellbare JRZ RS-PRO-Gewindefederbeine mit VA 1000-LB-Federn und HA 1200-LB-Federn, einstellbare Domlager vorne, unter Querlenker von SPL Parts vorne mit sphärischen Fall-Line Motorsports-Buchsen, SPL Parts-Spurstangen vorne, einstellbare Fall-Line Motorsports-Spurstangen hinten, SPL Parts-Längslenkerkit, alle Fahrwerksbuchsen auf sphärische PU-Buchsen umgestellt, Dinan-Stabilisatoren vorne und hinten

Rad/Reifen: APEX FL-5-Leichtmetallfelgen in 10,5×18 Zoll mit Toyo Proxes RR-Reifen in 295/35ZR18, 25-mm-Distanzscheiben vorne, Bimmerworld-Motorsport-Radbolzen

Bremsen: Stoptech STR-60-Bremsanlage mit 381-mm-Scheiben, geschmiedete Sättel mit VA 6 Kolben und HA 4 Kolben, Stoptech Edelstahl-Bremsleitungen, angepasste ESP- und ABS-Codierung

Karosserie: Carbon-Türen sowie -Motorhaube und -Heckdeckel von Tyspeed, RKP-Carbondach von IND Distribution, Ultraschield-Lexan-Frontscheibe, Lexan-Seitenscheiben, zweiteiliger AJ Hartman Aero Apex 12-Heckflügel mit CNC-gefrästen Custom-Füßen, zweistufiges Heckdiffusor-System, Unterbodenverkleidung von AJ Hartman Aero, angepasste Corvette C5-Canards an der Frontschürze von AJ Hartman Aero, RKP GP-Carbon-Frontspoilerlippe mit Custom-Splitter von AJ Hartman, SPA Techniques-Seitenspiegel

Leergewicht: ca. 1.361 kg (trocken ohne Fahrer)

Innenraum: komplett leergeräumt, Sparco Circuit II-Rennsitze mit Sparco-Clubsport-Gurten, KMP Drivetrains-Schaltpaddel-Lenkrad mit Quick Release-Funktion und DSC-Knöpfen, AIM MXG-Datenlogger mit Smarty Cam-HD-Kamera, Überrollkäfig in Clubsport-Spezifikation von Tyspeed, Custom-Türverkleidungen sowie -Interieur-Zierteile aus Carbon, einteilige Carbon-Mittelkonsole, Longacre-Weitwinkel-Rückspiegel, KMP BMW M235IR-Bodenwannen-Einlagen aus Carbon, diverse Steuergeräte entfernt sowie Kabelbaum ausgedünnt, Klimaanlage entfernt und auscodiert, Motorola-Langstrecken-Radio-Kommunikationssystem, SPA Techniques-Onboard-Feuerlöschsystem