Gelber Kleinwagen-Oldie
Schon lange ist der VW Polo eines der erfolgreichsten Modelle aus Wolfsburg und eine feste Größe im Kleinwagen-Segment. Dabei hatte er einen recht unrühmlichen Anfang, stellte er ab Frühjahr 1975 doch zunächst den preisgünstigen Ableger des bereits etwa ein halbes Jahr zuvor gestarteten Audi 50 dar. Letzterer sollte eigentlich für die Ingolstädter in der Kleinwagenklasse durchstarten, doch dies gelang ihm nicht, stattdessen war schon 1978 sein Ende besiegelt. Als Polo hingegen fand der Wagen mehr Anklang bei den Kunden und so erweiterte VW das Modellprogramm nicht nur um den Ableger Derby mit Stufenheck, sondern wertete nach dem Aus für den „nobleren“ Audi auch seine Ausstattung weiter auf. So lief der erste Polo bis 1981. Und der Rest der Geschichte ist bekannt: Bis heute gab es fünf beliebte Nachfolger.
Dennoch sind es gerade die ersten Polos, die es manch einem VW-Enthusiasten bis heute angetan haben. So etwa Lukáš Sentenský aus der tschechischen Hauptstadt Prag. Er ist mit seinem Alter von erst 24 Jahren mehr als 15 Jahre jünger als sein hier vorgestellter 1978er VW Polo und damit ein weiteres Beispiel dafür, dass auch oder gerade junge Erwachsene sich heutzutage für Old- und Youngtimer begeistern können. Gefunden hat Lukáš sein Schätzchen nach langer Suche letztlich über eine Anzeige im Internet – schon zuvor hatte er einen Polo 2 aus den 1990er Jahren besessen und individualisiert, doch schließlich sehnte er sich nach einem noch älteren Auto: „Da war der Polo 1 die logische Wahl“.
Gezielte Verfeinerung der Optik
Während sich der Wagen zum Zeitpunkt des Kaufs – mit Ausnahme einer Neulackierung im originalen VW-Gelbton – noch im serienmäßigen Zustand befand, begann der Tscheche schon bald mit ersten Modifikationen. Dabei übernahm er zunächst einige Komponenten von seinem vorherigen Polo, etwa das TA Technix-Gewindefahrwerk und die Räder. Letztere ersetzte er jedoch mittlerweile durch einen Satz OEM-Felgen von einer Renault Alpine V6 GT in den Dimensionen 6×15 sowie 8,5×15 Zoll. Bezogen sind sie rundum mit einheitlicher Bereifung in 165/45R15, sodass die Gummis sich hinten extrem weit strecken müssen – das Merkmal an seinem Auto, auf das Lukáš nach eigenen Angaben am häufigsten angesprochen wird. Ferner erhielten die Räder eine Lackierung in Weiß, wodurch sie bestens zu den in gleicher Farbe ausgeführten seitlichen Zierstreifen samt Polo-Schriftzug passen. Einen weitaus sportlicheren Look als im Serienzustand pflegt der kleine VW zudem durch die in Wagenfarbe lackierte Kamei-Frontlippe sowie den Zender-Spoiler unterhalt der Heckscheibe und last but not least die extrem großen Hella-Nebelscheinwerfer samt zugehöriger Abdeckungen. Summa summarum resultiert durch Anpassungen schon ein gewisser Touch eines Rallye-Fahrzeugs.
Gemütlicher Antrieb
In technischer Hinsicht kann der Polo mit dieser Optik jedoch (noch) nicht mithalten. So sitzt unter der Haube nach wie vor unverändert der werkseitige, nur 0,9 Liter große Mini-Vierzylinder. Das Motörchen generiert eine relativ überschaubare Power von 40 PS sowie maximal 62 Nm Drehmoment, die per Viergang-Handschaltgetriebe übertragen werden. Damit beträgt die Höchstgeschwindigkeit nur etwa 135 km/h. Und der Weg dahin ist lang – schon für die Beschleunigung aus den Stand auf Tempo 100 vergehen gut 20 Sekunden. So genießt sein tschechischer Besitzer den Wagen wohl eher als entspannten Cruiser, denn als dynamischen Racer. Wirklich schlimm ist dies prinzipiell freilich nicht, schließlich muss nicht jedes (Tuning-)Fahrzeug konsequent auf Höchstleistung getrimmt sein. Dennoch hat uns Lukáš verraten, dass die Pläne für die Zukunft neben einigen optischen Änderungen einen Motortausch vorsehen.
Sitze vom Nachfolger
Der Blick in den Innenraum zeigt schließlich, dass dieser ähnlich wie das Exterieur nicht komplett umgekrempelt, sondern vielmehr durch einige recht dezente Details gekonnt aufgewertet wurde. Fahrer und Co-Pilot nehmen auf Sitzen aus einem Polo 2 GT vom Typ 86C 2F Platz, die sich durch stark ausgeprägte Sitzwangen und einen teilweise karierten Bezug auszeichnen und damit Assoziationen zum unvergessenen Golf 1 GTI wecken. Aus dem selben Stoff ist ferner der Schaltsack gefertigt. Richtungsvorgaben tätigt Lukáš über ein klassisches Personal Fittipaldi-Sportlenkrad.
Technische Daten
Fahrzeugtyp: VW Polo 0.9
Baujahr: 1978
Karosserie: Kamei-Frontlippe in Wagenfarbe mit weißem Hersteller-Schriftzug, Zender-Spoiler, Hella-Nebelscheinwerfer, Umlackierung von Blau auf werkseitigen Gelbton, weiße Zierstreifen mit Polo-Schriftzug
Motor: 0,9-Liter-Reihenvierzylinder-Ottomotor, 40 PS / 61 Nm
Kraftübertragung: manuelles Viergang-Getriebe
Fahrwerk: TA Technix-Gewindefahrwerk
Rad/Reifen: Leichtmetallräder vom Renault Alpine GTA in 6×15 Zoll und 8,5×15 Zoll mit Bereifung in 165/45R15, Lackierung in Weiß
Innenraum: Sitze vom Polo 2 GT (Typ 86C 2F) mit karierten Bezügen, Personal Fittipaldi-Sportlenkrad