Die wilden Mustangs

Ford Mustang GT-Duo

Wer wirklich eingefleischter, überzeugter Muscle Car-Fan sowie tief verwurzelt in der US-Car-Szene ist und sein amerikanisches Schätzchen liebt, der verwirklicht zumeist mehr oder weniger umfangreiche Individualisierungen dessen. Besonders häufig handelt es sich dabei hierzulande um Vertreter des regelrecht legendären Ford-Modells Mustang. So ganz offensichtlich auch bei den beiden hier gezeigten Schmuckstücken, die, wie zur Bestätigung der oben aufgestellten These, jeweils umfangreiche Modifizierungen erhielten.

Dabei ist die auf Anhieb von außen ersichtliche Veredlung der Coupés – beides Vertreter der aktuellen sechsten Modellgeneration in der Vorfacelift-Variante – nur die Spitze des Eisberges der Umbauten. Thomas Burggraf aus Limburg an der Lahn, Inhaber von vollverklebt.de und des schwarz-gelben Fahrzeugs und Mark-Oliver Horst aus dem bei Gießen gelegenen Linden, Besitzer des orange-schwarzen Fords und der Tuning-Werkstatt Mustangklinik.de, realisierten nämlich ferner unter dem Blech tiefgreifende Optimierungen.

Beachtliche Leistungssteigerung

Zwar trat der hier wie dort unter der Haube arbeitende 5,0-Liter-Coyote-V8 mit 421 PS respektive 441 PS – denn Thomas‘ Wagen ist ein US-Modell, das aus den Staaten importiert wurde – schon ab Werk ausgesprochen kraftvoll auf. Dennoch sind diese Werte schon regelrecht bescheiden im Vergleich zu dem, was die Aggregate mittlerweile auf die Kurbelwellen stemmen. Zuzuschreiben ist dies in erster Linie der Tatsache, dass beide Fahrzeuge eine Zwangsbeatmung per Kompressor erhielten. Thomas vertraute dabei auf den Phase 1-Umbaukit aus dem Hause Roush. Dieser umfasst neben dem TVS R2300-Kompressor mit 85-mm-Riemenscheibe, Alsaugungsstutzen und einem Ladeluftkühler unter anderem einen Hochleistungs-Kühler und ein neues Einspritzsystem mit zwei 60-Millimeter-Drosselklappen. Zur Entsorgung der Abgasüberreste steht eine Milltek-Abgasanlage bereit. Summa summarum generiert Thomas‘ Mustang so satte 670 PS.

Neuaufgebautes Aggregat mit 1.050 PS

Trotzdem nochmals eine gute Schippe obendrauf legt demgegenüber der Motor in Marks Ford: Wie der Name Mustangklinik schon verdeutlicht, ist er mit seinem Unternehmen auf das Tuning des beliebten Muscle Cars spezialisiert und dabei vor allem auf den Aufbau von optimierten Triebwerken – eigens zur Vermarktung letzterer wurde jüngst sogar das Label MK Race Engine ins Leben gerufen. Das Aggregat in Marks eigenem Auto ist jedenfalls ein Paradebeispiel dessen, wie das Ergebnis aussehen kann: Auf Basis eines Blocks des dem Mustang angestammten Coyote-V8 entstand ein Kraftwerk, das bei einem Ladedruck von 1,3 Bar sage und schreibe 1.050 PS generiert. Bei dem hier zum Einsatz kommenden Kompressor handelt es sich um ein Gen 3-Kit aus dem Hause VMP – für den Hersteller fungiert Mustangklinik auch als Vertriebspartner. Er umfasst neben seinem Herzstück, einem nachträglich geporteten 2,65-Liter-Verdichter, unter anderem eine Aluminium-Ansaugung samt integriertem Ladeluftkühler, eine 69-mm-Drosselklappe, Aluminium-Kraftstoffleitungen, neue Hochleistungs-Einspritzdüsen und einen neuen Kühler. Ferner zeichnet sich der Motor durch auf die geschmiedete OEM-Kurbelwelle montierte Pleuel und Kolben aus dem Hause Manley sowie Ford Performance-Dichtungen für die geporteten Zylinderköpfe aus. Zusammengefügt ist das Triebwerk komplett mit ARP-Bolzen. Die Klappen-Abgasanlage kommt von Eisenmann.

Neues Komplettfahrwerk hier wie dort

Genauso wie beim Mittel der Leistungssteigerung sind sich die Mustangs in der Fahrwerksfrage einig: In beiden sorgt ein KW-Gewindefahrwerk für eine Tieferlegung und ein verbessertes Fahrverhalten. Während Thomas ein Variante 3 wählte, entschied sich Mark für das Clubsport-Fahrwerk in der zweifach einstellbaren Version und kombinierte dies mit ST-Stabilisatoren sowie verstärkten Polyurethanlagern an der Hinterachsaufhängung. Bremsseitig muss der Mustangklinik-Ford der schier unbändigen Vortriebskraft natürlich einiges entgegensetzen können und so kombinierte Mark die Sättel der OEM-Brembo-Anlage mit zweiteiligen Eradi Speed-Scheiben und Pagid RS-Belägen. Bei Thomas‘ Coupé sorgt ebenfalls die – im US-Modell seinerzeit als Bestandteil des GT Performance Packages aufpreispflichtige – Brembo-Anlage für angemessene Verzögerungswerte. Zur Kraftübertragung steht hier das Sechsgang-Handschaltgetriebe bereit, während Mark auf die Sechsstufen-Automatik setzt. Diese optimierte und verstärkte er jedoch unter anderem mit neuen Kupplungsscheiben weitreichend und kombinierte es mit einer Carbon-Kardanwelle vom Driveshaft Shop.

Auffällige Farbgebungen

Wie bereits angedeutet, haben die US-Sportler aber nicht nur reichlich Power unter der Haube, sondern zeichnen sich zudem durch umfangreich individualisierte Looks aus. Für die Folierungen beider Fahrzeuge ist Thomas zuständig, der sich mit Vollverklebt und dem Label Stangdesign einen hervorragenden Ruf bei Mustang-Fahrern erarbeitet hat. Seinem eigenen Coupé verpasste er eine dreilagige Folierung, wobei die Basis mattes Schwarz bildet, worauf danach umfangreiche Akzente in leuchtendem Sunflower Yellow und glänzendem Schwarz aufgetragen wurden. Passen dazu erhielten ferner die montierten OEM-Y-Speichen-Felgen der Dimensionen 9×19 und 9,5×19 Zoll mit 255/40er und 275/40er Bereifung Akzente in dem Gelbton. Marks Ford trägt unterdessen eine Vollfolierung in Orange sowie Schwarz samt zahlreicher Schriftzüge – inklusive großer „Mustangklinik-de“-Logos auf den Flanken. Zur Zeit des Fotoshootings war der Wagen zwar vorübergehend auf den Serienrädern unterwegs, normalerweise steht er aber auf O.Z. Ultraleggera-Felgen in 10×20 Zoll mit Bereifung in 275/35 ZR20 vorne und 285/35 ZR20 hinten.

Unterschiedliche Karosserie-Veredlung

Ergänzend zu den Folierungen zeichnen sich beide Mustangs durch einige Anpassungen der Karosserie durch hinzugefügte oder ausgetauschte Komponenten aus. So besitzt Marks Exemplar durch eine komplette Frontschürze aus dem Hause Roush samt Kühlergrill und Lufteinlass-Einsätzen ein deutlich verändertes Antlitz. Zudem verügt es über hauseigene Motorhauben-Entlüftungen von Mustangklinik und einen Abbes-Heckspoiler. Weiteres Detail sind die dunklen Seitenmarkierungsleuchten hinten und zudem ist die Heckblende zwischen dem Rückleuchten gecleant. Thomas verfeinerte die Front seines Wagens mit einem RTR-Kühlergrill samt der charakteristischen, dreieckigen Zusatzleuchten sowie einer Cervini-Spoilerlippe. Die seitlichen Reflektoren der Scheinwerfer sind mit mattschwarzen Abdeckfolien samt Mustang-Logos versehen, die Thomas selbst entwickelte und mittlerweile auch über Velocity erhältlich sind. Für unsere Einzelaufnahmen waren zudem die dunklen Rauchglas-Scheinwerferblenden aufgesteckt, die Thomas zu Showzwecken besitzt. Weitere Neuerungen sind der Motorhauben-Aufsatz und die Sice-Scoops, die jeweils aus dem Roush-Programm stammen. Das Heck trägt dunkle LED-Seitenmarkierungsleuchten, einen Abbes-Diffusor und zwischen den – wie beim US-Modell üblich – roten Rückleuchten sitzt eine neue cleane Blende, die Thomas günstig bei einem Treffen erwarb.

Interieurs dezent verfeinert

Recht überschaubar fallen hier wie dort letztlich die Modifikationen des Innenraums aus. In beiden Fällen wurde das Lenkrad von darauf spezialisierten Anbietern aufgepolstert, unten abgeflacht und neu mit Leder sowie Alcantara bezogen. Mark bezog ergänzend einen Teil des Armaturenbretts mit Alcantara und installierte eine digitale nGauge-Zusatzanzeige auf der Mittelkonsole sowie zwei Rundinstrumente zur Wiedergabe von Öl- und Kraftstoffdruck in der A-Säule. Die beiden Zusatzarmaturen zwischen den mittigen Luftausströmern in Thomas‘ Mustang waren unterdessen als Teil des GT Performance Packages bereits ab Werk verbaut.

Technical Facts

Ford Mustang GT

Baujahr: 2015

Motor: 5,0-Liter-Coyote 2-Achtzylinder-Ottomotor, Aufladung per VMP Kompressor-Kit bestehend aus VMP Gen 3 2.65 L TSV-Supercharger mit 82-mm-Riemenscheibe und 15% Lower-Overdrive Pulley samt ATI-Superdamper in 8-Rib-Ausführung sowie Aluminium-Kompessor-Ansaugung unten mit integriertem Ladeluftkühler, 69-mm-VMP Twinjet-Drosselklappe, 125-mm-Luftansaugungs-System, VMP-Aluminium-Kraftstoffleitungen, Injector Dynamics ID 1050X-Benzin-Einspritzdüsen, VMP Plug & Play-Kraftstoffpumpen-Booster und VMP-Kühler, Manley-Kolben und -Pleuel, geänderte Verdichtung, Köpfe geportet, OEM-Schmiede-Kurbelwelle, ARP-Bolzen, Ford Racing-Zylinderkopfdichtung, OEM-Nockenwellen, Einzelabstimmung mit eigenentwickelter Mustangklinik-Motorsoftware, Eisenmann-Klappen-Abgasanlage, 1,3 Bar Ladedruck, 1.050 PS

Kraftübertragung: komplett überarbeitetes Sechsstufen-Automatikgetriebe (6R80), geschmiedeter Intermediate-Shaft, Kupplungsscheiben mit höheren Reibwerten, modifiziertes Schaltschiebergehäuse, Wandler überarbeitet und mit High Performance-Kupplungen versehen, Carbon Kardanwelle von Driveshaft Shop

Fahrwerk: KW Clubsport 2-way-Gewindefahrwerk, ST-Stabilisatoren-Kit

Rad/Reifen: OEM-Leichtmetallfelgen in 9×19 und 9,5×19 Zoll mit Pirelli-Bereifung in 255/40 ZR19 und 275/40 ZR19

Bremsen: VA / HA zweiteilige Eradi Speed-Scheiben, OEM-Brembo-Sättel, Pagid RS-Belägen

Karosserie: komplette Roush-Frontschürze inkl. Kühlergrill- und Lufteinlass-Einsätzen, Motorhauben-Belüftung von Mustangklinik.de, dunkle Seitenmarkierungsleuchten hinten von Raxiom, Heckblende gecleant, Abbes-Heckflügel, Vollfolierung von Vollverklebt.de / Stangdesign

Innenraum: Individualisierung durch Mustangklinik.de, Alcantara-Veredlung am Armaturenbrett, HP Tuners nGauge-Zusatzanzeige statt mittlerem Luftausströmer auf der Mittelkonsole, Zusatzanzeigen in der A-Säule für Öl- und Kraftstoffdruck, Lenkrad aufgepolstert und mit Leder-Alcantara-Bezug samt 12-Uhr-Markierung (von meinLenkrad.de)

OEM-Felgen an Thomas‘ Mustang erhielten Akzente in Sunflower Yellow.