Abgefahren: Bug Eye-Baja

VW Baja Bug

Am Beispiel des in der WOB Klassik-Ausgabe 4/19 präsentierten AHS Imp von Stephan Schüttken aus Ibbenbüren thematisierten wir damals, dass die Buggy-Umbauten der 1960er- und 1970er-Jahre die zweifellos offenste und spaßigste Art waren (und sind) einen Lufti zu fahren. Bereits beim damaligen Fototermin allerdings kündigte Stephan an, dass er gerade an einem weiteren Projekt bastele, welches seinem Imp in puncto Fun-Faktor nicht nachstehen würde. Nun ist es fertig. Vorhang auf für Stephans Baja Bug!

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Ursprünglich kamen die Baja-Käfer, aufgrund ihrer US-amerikanischen Herkunft zumeist englisch Baja Bugs genannt, Ende der 1960er Jahre im sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien in Mode. Gegenüber den dort sehr erfolgreichen Buggys auf Käfer-Basis erforderten sie einen wesentlich geringeren Umbauaufwand und waren damit deutlich kostengünstiger zu realisieren. Und dies bei – vom kompromisslosen Open Air-Charakter der Buggys einmal abgesehen – vergleichbarem Fahrspaß, denn auch die Baja Bugs eigneten sich bestens für Offroad-Ausflüge, beispielsweise in die Sanddünen der kalifornischen Strände oder in die Wüste.

Namensgebend: die Mexican Baja 1000-Rallye

Der Ur-Baja Bug soll unbestätigten Quellen zufolge im Jahr 1968 von der Firma Parts Obsolete auf die Räder gestellt worden und noch im gleichen Jahr auch beim Mexican Baja 1000-Rennen eingesetzt worden sein. Diverse weitere Baja Bugs folgten diesem Beispiel und nahmen in den Folgejahren erfolgreich an dieser Rallye Raid-ähnlichen Motorsport-Veranstaltung teil, welche bis heute auf der mexikanischen Halbinsel Niederkalifornien (Baja California) ausgetragen wird und als eines des längsten und härtesten Autorennen der Welt gilt. Stephan sieht seinen frisch aufgebauten Baja als Reminszenz an die Teilnehmer dieser Wüstenschlacht und gestaltete sein Basisfahrzeug, einen 1969er 1500 Automatik-Käfer, mittels eines GFK-Umbau-Kits von HAZ im typischen Look eines Bug Eye-Bajas.

Baja-Umbau mit HAZ-GFK-Kit

Dieser Name kommt nicht von ungefähr, denn da die Baja-typisch weit offenen Kotflügel des HAZ-Kits keine Scheinwerfer mehr tragen können, rückten die Lichtspender enger zusammen, stecken nun in der neuen Frontpartie. Ein Antlitz irgendwo zwischen „niedlich“ und „respekteinflößend“ ist die Folge. Gleiches gilt für das Heck: Hier gibt es statt einer wirklichen Motorhaube nur einen GFK-Abschluss, welcher freien Blick auf das Triebwerk gewährt. Wer bei der Heck-Betrachtung angesichts des geteilten „Brezel“-Fensters in Grübeln gerät: Dieser Einsatz besteht aus GFK und wurde dem 69er nachträglich verordnet. Gleiches gilt für die dreieckigen Lufteinlässe hinter den seitlichen Ausstellfenstern hinten. Die ehemaligen Trittbrett-Aufnahmen wurden zugeschweißt, dafür ziehen sich rund um die Kugel-Karosse nun sich selbst angefertigte Bügel und Schwellerrohre, welche in eine Wasser/Chemie-Lackierung in chromig spiegelndem Grün gehüllt wurden. Ebenso wurden die filigranen Außenspiegelhalter gestaltet. Ferner gab es für den Baja Bug italienische Blinker. Ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragender Blickfang, jedoch keine bloße Show, ist die große Lufthutze auf dem Käfer-Dach: Sie beinhaltet einen externen Ölkühler mit elektrischem Lüfter. Und wer genau hinsieht, der wird feststellen, dass die GFK-Sonnenblende über der Windschutzscheibe den Luftstrom des Fahrwinds auf die Hutze kanalisiert – Aerodynamik-Effizienz der 70er. Noch höher ragt ferner eine aus den USA importierte CB-Funk-Antenne mit Wimpel auf, welche allerdings auch nach vorne umgebogen in einer speziellen Vorrichtung fixiert werden kann.

Individuelle Lemmerz-Felgen

Ähnlich wie die Buggys rollen auch die Baja Bugs häufig auf sich an Vorder- und Hinterachse stark unterscheidenden Rad/Reifen-Kombinationen. So auch das hier vorliegende Exemplar. Während die 5,5×15-zölligen Felgen mit 195/60er Bereifung an der Lenkachse noch vergleichsweise zivil ausfallen, werden die Antriebskräften von dicken 225/60er Gummis auf 8×15-Zöllern übertragen. Passend zum Karosseriefarbschema wurden auch die Lemmerz-Felgen in einer Kombination aus Grün-Chrom und Weiß gestaltet. Hinter den Rädern warten kräftige Scheibenbremsen, vorne sogar innenbelüftet, auf ihren Einsatz.

Das Fahrwerk wurde mit Sportstoßdämpfern und Cup-Streben für den sportlichen Einsatz fit gemacht. Zusätzliche – wenn auch nur optische – Bodenfreiheit suggeriert ein zusätzlich fünf Zentimeter aufbauender Extra-Rahmen zwischen Bodengruppe und Häuschen. Ein Verfahren, welches Jahrzehnte später übrigens auch wassergekühlten Baja Bug-Nachfolger im Geiste, dem Golf Country zur Anwendung kam.

Boxerpapst-Motor mit 170 PS

Über das in Stephans Baja Bug eingebaute Triebwerk hätten sich die originalen Baja-Rennwagen der 1960er/1970er-Jahre sicherlich gefreut, sorgt der 2,4 Liter große Typ-1-Motor aus der Werkstatt des Boxerpapstes Guido Denter doch für vehementen Vortrieb: Satte 130 PS sind in die Papiere eingetragen.

Innerhalb eines verstärkten Alu-Gehäuses versetzen 94er AA-Kolben auf Chevy-Pleueln eine 86-Millimeter-Langhub-Kurbelwelle in Rotation. Zum Tanz der 46/38er-Ventile in den Street Eliminator-Zylinderköpfen mit bearbeiteten Kanälen bittet eine Engle W125-Nockenwelle. Für die Gemischaufbereitung zeichnet dabei eine Weber 48 IDF-Vergaseranlage mit bearbeiteten Ansaugbrücken, passender Bedüsung und Boxerpapst-Luftfiltern verantwortlich. Mächtig „Durchzug“ entwickelt ein 240-Millimeter-Porsche-Style-Gebläse mit Drehgasgestänge, während die heißen Abgase durch eine 4-in-1-Edelstahl-Auspuffanlage ins Freie stürmen.

Statt der hier einst Dienst tuenden Halbautomatik ist mit dem Typ-4 nun ein konventionelles 4-Gang-Schaltgetriebe verbunden – und zwar via eines stark erleichterten und gewuchteten 200-mm-Schwungrads sowie einer natürlich ebenso großen Sportkupplung mit Sinterbelag und Stage 2-Druckplatte.

Custom-Cockpit

70er-Jahre-Custom-Flair durchweht auch das Baja-Häuschen. Das Käfer-Armaturenbrett wurde von Stephan in Metall und GFK vollkommen neu gestaltet: Durch das kleine raid-Sportlenkrad blickt er auf den Tachometer sowie CSP-Instrumente für Öldruck und -temperatur. Einen Drehzahlmesser gibt es natürlich auch. Allerdings sitzt dieser nicht wie gewohnt im Armaturenbrett, sondern vielmehr VOR der Windschutzscheiben mittig auf der Motorhaube. In Griffweite der rechten Hand liegt neben langen BugTech-Shifter auch die 12-Kanal-CB-Funke von Stabo.

Die Sitze stammen aus einem Porsche 924 und wurden – ebenso wie Türverkleidungen – mit stilechten, optisch irgendwo zwischen Schachbrett und Zebra einzuordnendem Pascha-Stoff bezogen. Überspannt werden die Sportsitze von einem, analog zum Exterieur und Grün-Chrom lackierten Überrollbügel, dessen Abstützung eine Rücksitzbank hinfällig macht. Dafür finden sich im Fond ein großer Feuerlöscher sowie eine (nicht angeschlossene) Lachgas-Flasche.

Was Stephans Baja Bug an dieser Stelle noch fehlt, das ist eine passende Rallye-Lackierung. Bislang konnte Stephan sich noch für kein existierendes Design begeistern. Vielleicht fühlt sich ja jemand berufen, ihm zu helfen…

Weitere Informationen zum Antrieb des Baja Bugs gibt es bei:

Boxerpapst
Guido Denter
Hollenbergs Hügel 40
49492 Westerkappeln
Tel.: 0177 / 578 05 23
E-Mail: boxerpapst@web.de
www.boxerpapst.de

Technical Facts

VW Baja Bug (Basis Automatik-Käfer)

Baujahr: 1969

Karosserie: HAZ-Baja-Umbau-Kit (Front, Haube, Kotflügel, Heckabschluss), Drehzahlmesser vor der Windschutzscheibe im GFK-Gehäuse (Eigenbau), GFK-Sonnenblende vorne (Zubehör), GFK-Brezelfenster-Einsatz (Zubehör), GFK-Lufteinlässe hinter den hinteren Scheiben (Zubehör), Trittbrett-Aufnahmen zugeschweißt, grüne Schwellerrohre, grüne Bügel vorne und hinten, grüne Außenspiegelhalter (alles Eigenbau), italienische Blinker vorne, CB-Funk-Antenne aus USA

Motor: 2,4-Liter-Typ-1-Motor von Boxerpapst, Alu-Motorgehäuse in verstärkter Version für Boxerpapst-Langhub-Kurbelwelle 86 mm, AA-Kolben und Zylinder 94 mm, Chevy-Pleuel 5,3 Zoll, Verdichtung 10:1, Engle W125-Nockenwelle, leichte Scat-Stößel, Boxerpapst-Alu HD-Stößelstangen, Street Eliminator-Zylinderköpfe, Boxerpapst-Kanalbearbeitung, Ventile 46/38, 120-kg-Ventilfedern, Boxerpapst-Kipphebel 1:1,4, Weber 48 IDF-Vergaseranlage, passend bedüst mit bearbeiteten Ansaugbrücken, Boxerpapst-Luftfilter, 240-mm-Porsche-Style-Gebläsemit Drehgasgestänge, 4-in-1-Edelstahl-Auspuffanlage, externer Ölkühler mit elektr. Lüfter auf dem Dach, ca. 130 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe, 200-mm-Schwungrad, stark erleichtert und gewuchtet, 8-fach gestiftet mit verstellbarer Schwungradschraube, 200-mm-Kupplung mit Sinterbelag und Stage 2-Druckplatte

Fahrwerk: 5-cm-Bodylift durch Extra-Rahmen, Sportstoßdämpfer, Cup-Streben


Rad/Reifen: Lemmerz-Felgen in 5,5×15 und 8×15 Zoll, Bereifung in 195/60R15 und 225/60R16

Bremsen: VA innenbelüftete Scheibenbremsen, HA Scheibenbremsen, Einzelrad-Handbremse

Innenraum: Eigenbau-Armaturenbrett, Porsche-Sitze mit Pascha-Bezug, Pascha-Türverkleidungen, BugTech-Shifter, raid-Sportlenkrad, Überrollbügel in Grün-Chrom, 12-Kanal-Stabo-Funkgerät