USA-Heimkehrer mit Upgrades von Gembler Motorenbau
Bereits vor einigen Wochen präsentierten wir als Technik-Neuheit das Axialgebläse für den Typ 1-Motoren aus dem Hause Gembler Motorenbau. Nun zeigte uns Jürgen Gembler das erste Fahrzeug, in welchem das 917-Style-Gebläse ganz praktisch Dienst tut: seinen Karmann-Ghia Typ 14.
Aus dem Karmann-Werk in Osnabrück rollte das Coupé im Juli 1960, womit es eines der Modelle nach der dezenten 1959er Modellpflege ist. Zwar wurde das in L364 Strato Blau / L363 Arktis lackierte Auto damals in Deutschland erstausgeliefert, danach aber sah es viel von der Welt: Der Typ 14 war im Lauf der Jahrzehnte lange in Kalifornien/USA, dann in Großbritannien und schließlich in den Niederlanden unterwegs, bevor er schließlich – nachdem er über einen Zeitraum von zehn Jahren restauriert worden war – zu Gembler Motorenbau fand.
So fand Jürgen Gembler einerseits einen hinsichtlich seiner Substanz und seines Erscheinungsbild über jeden Zweifel erhabenen Ghia vor: So kam die absolut korrosionsfreie Karosserie mit einem schönen Lack, Edelstahl-Stoßstangen vorne und hinten, frisch gemachten Chromteilen sowie beschichten Beschlägen und vielen neuen WCM-Gummis. Auch der Innenraum gefiel grundsätzlich mit seinen neuen TMI-Sitzmöbelbezügen samt passender Türverkleidungen und neuen Teppichen etc.
Mit der durch die Restaurateure installierten Technik konnte sich Jürgen Gembler allerdings nicht anfreunden. Denn zwar war der installierte Porsche 914/Typ 4-Motor ein potenter Geselle, allerdings war es für den Typ 1-Spezialisten natürlich eine Frage der Ehre, ins Karmann-Ghia-Heck auch wieder einen solchen einziehen zu lassen. Und dann schaukelte sich die Sache – wie so oft – auf: Im Zuge des Motor-Wechsels wurden auch gleich das Fahrwerk, die Bremse etc. nochmals aufgerüstet.
Aber bleiben wir zuerst beim Antrieb. Eyecatcher im Maschinenraum ist zweifellos das eingangs besagte Gembler-Axialgebläse, zu dessen technischen Details wir uns in der vergangenen WOB Klassik-Ausgabe ja bereits ausführlich ausgelassen haben. Hier sorgt es dafür, dass ein für dieses Projekt komplett neu aufgebauter 2,0-Liter-Typ 1 einen kühlen Kopf behält. Apropos Kopf: Verbaut wurden Gembler-Port&Polish-Zylinderköpfe und eine Engle W110-Nockenwelle. Die
40er Weber-Doppelvergaseranlage mit fünf Bypassbohrungen sitzt auf hauseigenen Gembler-Saugrohren samt Gembler Crossbar-Gasgestänge und Billet-Luftfiltergehäusen mit K&N-Luftfiltern. Nachdem der Gembler-Hochleistungsanlasser den Typ 1 andreht, sorgt eine 123 Ignition-Zündanlage für den zündenden Funken. Die Abgase entweichen durch einen Vintage Speed-Edelstahl-Auspuff und 42-mm-Heizbirnen mit Alukern versprechen Lufti-Fahrspaß auch in der kalten Jahreszeit. Stramme 120 PS stehen im Datenblatt des Motors, sodass der Typ 14 auch im heutigen Straßenverkehr kein Hindernis ist – ganz im Gegenteil! Vielmehr dürfte das Coupé angesichts seiner historischen Erscheinung fahrdynamisch ziemlich unterschätzt werden. An die Hinterachse übertragen wird die Motorleistung via eines voll synchronisierten 4-Gang-Schaltgetriebes mit AT-Übersetzung und grob verzahnten Zahnrädern.
Viele weitere tolle Geschichten aus der Welt der klassischen VWs bietet stets auch unser Magazin WOB Klassik.
Die aktuelle Ausgabe 2/24 ist im Zeitschriftenhandel verfügbar. Alternativ kann sie über unseren Onlineshop Tuning-Couture bestellt werden – versandkostenfrei!
Rundum rollt der Karmann-Ghia auf 5,5×15-zölligen Felgen im frontpolierten Fuchs-Style, welche mit Hankook-Bereifung in 195/50R15 besohlt wurden. „Der liegt aber tief“, stellte ein betagter Beobachter unseres Fotoshootings treffend fest. Kein Wunder, kommt doch vorne eine verstellbare CSP-Achse zum Einsatz. Hinten wurde auf eine breite Achse umgebaut und rundum bügeln straffe Gasdruckstoßdämpfer die Schwingungen aus.
Ebenfalls aus dem Hause CSP stammt die Scheibenbremsanlage vorne, während die Trommelbremsen der Hinterachse auf 40 mm Backenbreite und 19er Radbremszylinder vom Porsche 924 umgebaut wurde. Von dessen Nachfolger 944 kam wiederrum der Zweikreis-Hauptbremszylinder an Bord.
Auch im Cockpit sah Gembler Motorenbau hier und da Handlungsbedarf. Zwar war die Kombination aus Tachometer und Drehmzahlmesser vom Porsche 944 durchaus sehenswert, Jürgen Gembler wollte es aber etwas klassischer haben und baute auf einen 67er Käfer-Tacho im Nadelstreifendesign mit integrierter Tankuhr um. An deren Position fand eine VDO-Öltemperaturanzeige im passenden Design ihren Platz. Und last but not least rasten die Gänge dank eines Vintage Speed-Schalthebels noch knackiger in ihre Gassen.
Weitere Informationen gibt es bei:
Gembler Motorenbau
Inh. Ariya Gembler
Drüpter Str. 2
46519 Alpen
Tel.: 02802 / 808 1997
E-Mail: jg@typ1motor.de
www.typ1motor.de
Technical Facts
VW Karmann-Ghia Typ 14 Coupé
Baujahr: 1960
Karosserie: umfangreich restauriert, komplette Stoßstangen aus Edelstahl, alle Beschläge pulverbeschichtet, alle originalen Chromteile (inkl. früher Türgriffe und Hella-gekennzeichneter Scheinwerferringe) neu verchromt, originale verchromte Fensterzierleisten, viele neue Gummis von WCM
Motor: neu aufgebauter Typ 1-2,0-Liter-Motor (78×90,5 mm), Gembler-Port&Polish-Zylinderköpfe, Engle W110-Nockenwelle, 40er Weber-Doppelvergaseranlage mit fünf Bypassbohrungen auf hauseigenen Gembler-Saugrohren, Gembler Crossbar-Gasgestänge und Billet Luftfiltergehäusen mit K&N-Luftfiltern, Gembler-Axialgebläse, 123 Ignition-Zündanlage, Vintage Speed-Edelstahl-Auspuff, 42-mm-Heizbirnen mit Alukern, Filterölpumpe mit Sandwich-Thermostatadapter und zwei Gembler-Ölkühlerhalter für das Drehstabrohr, Gembler-Hochleistungsanlasser, 120 PS
Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe mit AT-Übersetzung und grob verzahnten Zahnrädern (voll syncronisiert)
Fahrwerk: verstellbare CSP-Vorderachse, Umbau auf breite Hinterachse, Gasdruckstoßdämpfer
Rad/Reifen: 5,5×15-Zoll-Fuchs-Style-Felgen, Bereifung in 195/50R15
Bremsen: VA CSP-Scheibenbremsanlage in Lk 5×130, HA Trommelbremsen umgebaut auf 40 mm Backenbreite und 19er Radbremszylinder vom Porsche 924, neuer Zweikreis-Hauptbremszylinder vom Porsche 944
Innenraum: Sitze mit neuen TMI-Sitzbezügen, neue Türverkleidungen, Instrumentenumbau auf 67er Käfer-Tacho im Nadelstreifendesign mit integrierter Tankuhr, VDO-Öltemperaturanzeige im Nadelstreifendesign anstelle der originalen Tankuhr, Vintage Speed-Schalthebel
