VW Caddy: A Girl’s Caddy

VW Caddy 1.6 D Belgien

VW Caddy 1.6 D

Dafür, dass er eigentlich ein Nutzfahrzeug ist, kann man den WW Caddy überraschend oft in individualisierter Form in der Tuning-Szene antreffen. Vor allem gilt dies für die erste Generation, welche bekanntlich als Pick-up-Version des Golf 1 auftritt. So ist der Wagen formell quasi ein regulärer Pkw mit Ladefläche, eine heutzutage so gut wie nicht mehr existierende Ausprägung, die insbesondere in Australien unter der Bezeichnung Ute (kurz für englisch utility vehicle) lange beliebt war. Auch Kaat Schreurs war von dem besonderen, einzigartigen Vibe des Caddys begeistert, sodass sie sich bei der Wahl einer Basis für ihr VW-Projektfahrzeug für den kleinen Pick-up entschied.

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Ihre Begeisterung für Autos, vor allem Oldtimer, entwickelte die 30-jährige Belgierin aus Gooik nahe Brüssel bereits in ihrer Kindheit. Damals nahm sie ihr Vater oft zu Klassiker-Treffen mit. Den Start in die Welt des Automobils und später des Tunings unternahm sie jedoch mit einem 2006er Ford Fiesta. Auf dieses erste eigene Auto folgte später ein 2018er Honda Civic Type R: Lange hegte Kaat nämlich eine große Leidenschaft für japanische Fahrzeuge – ihr Vater fuhr damals Mitsubishi Lancer und auch einige ihrer Freunde sind im Japaner unterwegs. Dann lernte sie jedoch ihren Partner Gino kennen, der mit Leib und Seele in der VW-Szene steckt, unter anderem einen 1961er Käfer mit Luftfahrwerk hat. So entwickelte auch Kaat eine Vorliebe die Marke Volkswagen und beschloss 2022, sich auch einen VW zuzulegen. Es sollte zugleich ihr erster Oldie und das erste reine Showcar werden. Nachdem sie im Aftermovie eines Treffens einen getunten Caddy sah, stand dieses Modell als Objekt der Begierde.

Tuning-Projekt mit dem Freund

So machte sich Gino auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten, die nach wenigen Wochen erfolgreich war. So zog der dunkelrote Caddy in Kaats Garage ein. Der Umbau erfolgte unter Einlegen diverser Früh- und Spätschichten innerhalb von nur einem Monate. Schließlich gab es eine Deadline, denn der Wagen sollte auf der GR8 International Car Show stehen, wofür er natürlich fix und fertig sein sollte. Kaat und Gino setzten sämtliche Modifikationen eigenhändig um, vereinzelt mit Hilfe von Freunden. Dies war zwar des Öfteren sehr nervenaufreibend, etwa als es an die zunächst statisch umgesetzte Tieferlegung der Hinterachse mit ihren Blattfedern ging. Andererseits war es trotzdem eine Freude, diesen Weg gemeinsam mit dem geliebten Partner gehen zu können.

Perfekt passende BBS-Räder

Wenngleich der rote Lack dem Caddy bestens zu Gesicht steht, ist diese Farbe laut Kaat zwar aus der originalen VW-Palette, jedoch eine, die es ab Werk nie für den kleinen Pick-up gab. Der Wagen hatte die Farbe jedoch schon bekommen, bevor sie ihn erwarb. Die anfänglich umgesetzte statische Tieferlegung auf klassischem Wege führte zwar zum gewünschten optischen Ergebnis, der VW fuhr sich jedoch ausgesprochen schlecht, quasi ohne überhaupt nennenswert zu federn. Aufgrund dessen und der oft eher schlechten Straßen Belgiens beschloss Kaat schnell den Wechsel auf ein Airride. Vorne kam ein System von Air Lift Performance zum Einsatz, hinten ist ein kompletter Luftfahrwerkskit von TA Technix verbaut, der leicht angepasst wurde. Der Lufttank ist übrigens versteckt am Unterboden des Pick-ups platziert.

BBS-Kreuzspeichen und mehr

Die Bearbeitung der Kotflügel sorgt dafür, dass ihre Kanten bei abgesenkter Karosserie bestens in die Lücke zwischen den Flanken der – vor allem an der Vorderachse – sehr gestrechten Bereifungen und der Felgenhörner eintauchen. Es handelt sich um 16-zöllige BBS RS-Räder, die eigentlich von einem BMW E30 M3 stammen, mit Pneus in 165/40R16 und 195/40R16. Im Übrigen erleichterte die enge Verwandtschaft des Caddy mit dem Golf 1 natürlich die optische Veredelung, da sich Kaat hier teils im reichhaltigen Portfolio der Golf-Tuning- und OEM-Parts bedienen konnte. So verfügt der Caddy über Chromspiegel vom kompakten Bestseller und eine der schmalen Frontstoßstangen von dessen Vorfacelift-Modell. Letztere trägt schwarze Blinker. Hinzu kommen Fadenkreuz-Klarglas-Scheinwerfer und Porsche-Chrom-Türgriffe. Spezifische Caddy-Upgrades sind die rot-grauen Rückleuchten und die Roll Pan am Heck. Ein absolutes Highlight und Kaats Lieblingsteil an ihrem VW-Showcar ist der Ladeflächenboden aus Echtholz, für deren Umsetzung sie keine Kosten und Mühen scheute. Der schon ab Werk dreidimensional herausgearbeiteten „Volkswagen“-Schriftzug auf der Heckklappe ist mit einem beigefarbenen Finish weiter akzentuiert.

Verfeinertes Interieur

Die Recaro-Sportsitze im Innenraum stammen eigentlich vom Toyota Hilux Surf, stehen aber auch dem Caddy erstklassig zu Gesicht. Um sie zu erwerben, fuhren Kaat und Gino bei winterlichen Bedingungen mit Schneefall stundenlang über mehrere hundert Kilometer bis nach Paris. Weitere Neuerungen sind das schicke BBS-Lenkrad, welches Kaat von Gino zu Weihnachten bekam, und ein originaler GTI-Golfball-Schaltknauf. Zudem wollten der Belgierin verständlicherweise die zum Kaufzeitpunkt verbauten 2000er-Style-Upgrades des Cockpits in Form eines moderneren Radio und der Carbon-beschichteten Türverkleidungen nicht gefallen. Daher baute sie beides auf den Serienzustand zurück. Das neue alte Radio war jedoch anfangs einige Zeit nicht angeschlossen. Für den ansprechenden Soundtrack war alternativ so zunächst die Custom-Sidepipe-Abgasanlage ohne Endschalldämpfer zuständig. Angesichts deren markanten und lautstarken Klangs dürfte niemand wirklich vermuten, dass im Bug „nur“ der ab Werk 54 PS und 98 Nm starke 1,6-Liter-Diesel-Saugmotor steckt, welcher bis auf instand haltende Wartungsarbeiten unverändert verblieb.

Technical Facts

VW Caddy 1.6 D

Baujahr: 1988

Karosserie: Klarglas-Scheinwerfer mit Fadenkreuz, schwarze Frontblinker, Frontstoßstange von Vorfacelift-Golf 1, Kotflügel leicht bearbeitet, OEM-Chromspiegel vom Golf 1, Porsche-Chrom-Türgriffe, chromsilberner Überrollbügel, Ladeflächenboden mit echten Holzlatten ausgelegt, Roll Pan am Heck, rot-graue Rückleuchten, Neulackierung in Dunkelrot (VW-OEM-Farbe), dreidimensionaler „Volkswagen“-Schriftzug am Heck in Beige akzentuiert

Motor: 1,6-Liter-Reihenvierzylinder-Dieselmotor, Custom-Sidepipe-Abgasanlage ohne Endschalldämpfer

Getriebe: Viergang-Handschaltgetriebe

Fahrwerk: VA Air Lift Performance-Luftfahrwerk, HA modifiziertes kompletter TA Technix-Luftfahrwerkskit, Sturzplatten, Aif Lift Performance-Lufttank am Unterboden befestigt

Rad/Reifen: BBS RS-Leichtmetallflegen in 16 Zoll, Kreuzspeichen-Sterne in Silber, hochglanzpolierte Betten, Bereifung in 165/40R16 und 195/40R16

Innenraum: BBS-Lenkrad, Golfball-Schaltknauf aus dem Golf GTI, Recaro-Sportsitze vom Toyota Hilux Surf befestigt über originale Sitzschienen mit am Chassis angeschweißten Halterungen, angepasste Original-Gurte, GTI-Mittelkonsole mit Air Lift Performance 3P-Steuerung samt Kill-Switch

Multimedia: rückgerüstet auf originales Radio

Fotos: Dieter Lamaire / Howygraphx