Volvo 740 GL mit mächtig Power

Performance Power-Limousine Finnland Tuning Volvo 740 GL Turbomotor

Hochleistungs-Brick aus Finnland

Volvo hat auf dem deutschen Markt einen schweren Stand und die Fahrzeuge der Marke sind verhältnismäßig selten anzutreffen. Sogar wahre Exoten und so gut wie nicht vertreten sind die schwedischen Fabrikate in der hiesigen Tuning- und Performance-Szene. Ganz anders ist dies jedoch in den nordeuropäischen Ländern sprich insbesondere dem Heimatland oder auch den benachbarten Staaten Norwegen und Finnland. Ein hervorragender Beweis dafür ist die auf hier vorgestellte Limousine.

Als Basis diente ein 1986 gebautes Exemplar der Baureihe 740, die wegen seines extrem gradlinigen und kantigen Designs liebevolle Spitznamen wie Brick, zu deutsch Backstein, bekam. Besitzer des Fahrzeugs ist Herrko Toivanen aus Kuopio, mit knapp 120.000 Einwohnern die neuntgrößte Stadt Finnlands. Der 30-Jährige ist Automechaniker und damit natürlich dazu prädestiniert, seine Autos eigenhändig umzubauen – und genau das hat er bei diesem roten Volvo gemacht, den er im Jahr 2016 in Schweden kaufte. Nach ein paar tausend Kilometern, die er den Wagen im unveränderten Zustand fuhr, war er ihm nämlich irgendwie zu langweilig geworden.

Turbogeladener Fünfzylinder

Und ehe man sich versah, hatte der Volvo schon seinen ersten unter anderem per Turbolader leistungsgesteigerten Motor unter der Haube. „Seinen ersten“, weil es seitdem – mal mehr und mal weniger geplant – zu mehreren Motorswaps kam. Zum Zeitpunkt unseres Fotoshootings saß unter der Haube der 2,3-Liter-Reihenfünfzylinder eines 850 R Kombis – so tiefgreifend modifiziert, dass als Output nicht weniger als 452 PS und 564 Nm im Datenblatt stehen. Hauptsächlich zuzuschreiben ist diese Power auch in diesem Fall einer Zwangsbeatmung: Herrko wählte einen Holset HX35-Turbolader, der im Zusammenspiel mit einem Mishimoto-Ladeluftkühler und einem externen 50-Millimeter-Wastegate agiert. Letzteres entlässt den abgeleitete Teil des Abgasstroms lautstark durch eine Screamer Pipe, die auf der Beifahrerseite zwischen Scheinwerfer und Radhaus im Kotflügel mündet. Die Entsorgung der übrigen Verbrennungsüberreste geschieht unterdessen über eine 3-Zoll-Abgasanlage mit Schalldämpfer, die sich über eine 3,5-Zoll-Downpipe an den Lader anschließt. Darüber hinaus setzte der Finne zahlreichen Hardware-Verstärkungen um: In den Zylindern sitzen Heavy-Duty-Kolben von Wössner auf Eagle-H-Schaft-Pleueln. Hinzu kommen unter anderem neue Nockenwellen im geporteten und modifizierten Zylinderkopf, der ferner Enkel-Ventilfedern mit Custom-Federtellern beherbergt. Die Entzündung des mittels einer Bosch-Pumpe geförderten und durch Düsen aus selbigem Hause in die Brennkammern eingespritzten Kraftstoffs geschieht mit Hilfe neuer Zündspulen.

Custom-Fahrwerk

Zur Kraftübertragung installierte Herrko ein manuelles M90-Fünfgang-Getriebe, das er aus einem Exemplar des 1990er Nachfolgermodells 940 respektive 960 entlieh. Es ist über eine Kupplung mit Audi S2 SRE-707-Druckplatte und 240-Millimeter Scheibe mit dem kraftvollen Triebwerk im Bug verbunden ist. Und um dem Volvo selbst bei Hochgeschwindigkeitsfahrten eine gute Straßenlage zu ermöglichen, erhielt er ein individuell aus Komponenten verschiedener Hersteller zusammengesetztes Fahrwerk. Vorne sind Spax/FK-Gewindefederbeine verbaut, während der 740 hinten über BC Racing-Federn in Verbindung mit Sachs-Dämpfern und einem einstellbaren Panhardstab verfügt. Hinzu kommen an Bug und Heck gleichermaßen 25-Millimeter-Stabilisatoren. Abrundend erhielt die Bremsanlage gleichfalls ein Upgrade: Während die vorne original blieben, stammen jene an der Hinterachse von 940 Kombi – jeweils in Kombination mit Brembo-Scheiben.

Optisch dezent modifiziert

Weitaus überschaubarer – und das durchaus bewusst und gewollt – veränderte und individualisierte Herrko das äußere Erscheinungsbild seines Volvos. Da wären neben der Tieferlegung durch das neue Fahrwerk zum einen die sich mit ihrem schwarzen Look stark absetzenden Kotflügelverbreiterungen um 50 Millimeter im Driftcar-Style: Sie gewährleisten nicht zuletzt den nötigen Freiraum für die Keskin KT1-Leichtmetallfelgen in 8,5×17 und 10×17 Zoll, welche mit Hankook Ventus V12 evo2 K120-Reifen der Dimensionen 225/40R17 und 245/35R17 besohlt sind. Weitere erwähnenswerte Merkmale sind der Heckspoiler, welcher laut Herrko ein eher seltenes OE-Teil ist, Ausstanzungen in der Frontstoßstange, die eine bessere Versorgung des Motors mit Frischluft gewährleisten und eine Spoilerlippe am Bug.

Interieur im Racing-Look

Echtes Motorsport-Feeling kommt bei Blick in den Innenraum auf. Der Wagen ist weitestgehend leergeräumt, sodass vielerorts nacktes rotes Blech zu sehen ist. Als Begründung dafür erzählt und Herrko die nette Anekdote eines längeren Schrauberabends in der Werkstatt: Irgendwann habe er – wie im dunklen, kalten Winter Finnlands halt schon einmal vorkommt – einem Freund vorgeschlagen, etwas Müll zu verbrennen. Und im Handumdrehen schauten sie eine halbe Stunde später dabei zu, wie die Innenausstattung des Volvos lichterloh in Flammen stand. Als Ersatz für die vernichtete Einrichtung zogen zwei stark konturierte Sportsitze samt Sechs-Punkt-Gurten, ein RRS-Sportlenkrad mit 12-Uhr-Markierung und ein weiß lackierter Überrollkäfig ein. An dem neu gekauften Original-Armaturenbrett sind darüber hinaus mehrere Zusatzanzeigen montiert, um verschiedene Motor-Vitalwerte wie den Ladedruck zu überwachen – schließlich will Herrko nicht nochmal das Triebwerk wegen eines Motorschadens tauschen müssen. Wobei solche Wechsel andererseits eine seiner einfachsten Übungen zu sein scheinen: Mittlerweile nämlich ist das beschriebene Aggregat bereits wieder verkauft und der Nachfolger steht bereit. Im Zuge dieses Umbaus soll ergänzend die Karosserie weitaus deutlicher modifiziert werden …

 

Technische Daten: Volvo 740 GL

Baujahr: 1986

Motor: Reihenfünfzylinder-Ottomotor vom Volvo 850 R Kombi, geporteter und modifizierter Zylinderkopf, modifizierter Holset HX35 Super-Turbolader, externes 50-mm-Wastegate, Mishimoto-Ladeluftkühler (580x300x80 mm), Screamer Pipe, 2,5-Zoll-Druckrohre, N/A-Nockenwellen, Enkel-Ventilfedern mit Custom-Federtellern, Wössner-Heavy-Duty-Kolben (81,42 mm), Eagle-H-Shaft-Pleuel, VAG Cop-Zündspulen, Bosch 044-Kraftstoffpumpen, Bosch EV14-1100cc-Einspritzdüsen, modifizierter T6-Luftsammler, Tatech T38-Steuergerät, Verdichtungsverhältnis 9,2:1, Custom-Abgaskrümmer, 3,5-Zoll-Edelstahl-Downpipe, 3-Zoll-Abgasanlage mit einem Schalldämpfer

Hubraum: 2.319 ccm

Leistung: 332 kW / 452 PS bei 5.984 U/min.

max. Drehmoment: 564 Nm bei 5.239 U/min.

Kraftübertragung: manuelles 5-Gang-Getriebe (M90) vom Volvo 940/960, Kupplung mit Audi S2 SRE-707-Druckplatte und 240-mm-Scheibe

Fahrwerk: VA Custom Spax/FK-Gewindefederbeine und 25-mm-Stabilisator, HA BC Racing-Federn, Sachs-Dämpfer sowie 25-mm-Stabilisator und einstellbarer Panhardstab

Rad/Reifen: Keskin KT1-Leichtmetallfelgen in 8,5×17 und 10×17 Zoll mit Hankook Ventus V12 evo2 K120-Bereifung in 225/40R17 und 245/35R17

Bremsen: VA original, HA Bremsanlagen vom Volvo 940 Kombi, Brembo-Scheiben

Karosserie: gelochte Frontstoßstange, Drift Style-Kotflügelverbeiterungen (+50 mm), seltener OE-Spoiler, Abschleppöse am Heck, Originallackierung in Rot aufpoliert

Innenraum: RRS-Sportlenkrad, Sportsitz mit Sabelt-6-Punkt-Gurt für Fahrer, Sparco-Sportsitz mit OMP-6-Punkt-Gurt, Überrollkäfig, mehrere Zusatzanzeigen