Emory 356 C4S (Basis Porsche 356 C & Porsche 964)
Die US-amerikanischen Spezialisten von Emory Motorsports aus dem bei Portland in Oregon gelegenen McMinnville haben sich insbesondere der Veredlung dessen verschrieben, was der Ursprung von Porsche ist: des 356. So konnten wir euch bereits in Ausgabe 2/19 der WOB Klassik ein Exemplar des Sportwagen-Oldies zeigen, welches das Team rund um Unternehmensinhaber Rod Emory für den Musikstar John Oates nach dessen persönlichen Wünschen modifizierte. Nun präsentieren wir auf diesen Seiten bereits das nächste Werk dieser High-End-Schmiede, deren unter dem Label „356 Outlaws“ aufgebaute 356-Kreationen stets keineswegs eine möglichst hohe Originalität, sondern vielmehr Exklusivität und die Erfüllung von individuellen Bedürfnissen im Blick haben.
So auch bei dem Besitzer des hier vorliegenden Fahrzeugs, der mit seinem 356 gerne ab und an in die Skigebiete an der US-amerikanischen Ostküste fahren können wollte. Dementsprechend sollte das Sportcoupé natürlich auch vor widrigen Bedingungen wie Schnee und Eis nicht zurückschrecken – wozu Allradantrieb einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Da dieser seinerzeit jedoch im 356 natürlich nicht angeboten wurde, beschloss Emory Motorsports diese Kombination im Eigenregie im Zuge eines aufwändigen Umbaus zu realisieren: Das Ergebnis ist der Emory 356 C4S.
356 trifft 964
Als Spender für den Vierradantrieb sowie gleichzeitig die Scheiben-Bremsanlage und das manuelle Fünfgang-Getriebe diente dabei das Carrera 4-Chassis eines 911 der Generation 964 aus dem Baujahr 1990. Natürlich war diese nicht ohne weiteres mit der 1964er 356 C-Karosserie kompatibel, die darüber gestülpt werden sollte – so musste einiger Anpassungsaufwand getrieben werden, zumal Emory Motorsports sämtliche originalen Fahrwerks-Ansatzpunkte des 911 erhalten wollte. Letztlich kürzten die Spezialisten den Mitteltunnel des Chassis und verbreiterten die Karosserie geringfügig, um der im Vergleich zum 356 breiteren Spur an der Hinterachse Rechnung zu tragen.
Komplett neu aufgebauter Antriebsstrang
Zudem ist das Fahrwerk an sich nun mit verstellbaren KW-Gewindefederbeinen ausgerüstet und das Differential erlaubt eine unabhängige Drehmoment-Verteilung zwischen Front und Heck sowie rechter und linker Seite. Ein echtes Schmuckstück ist letztlich auch der von Emory Motorsports in Zusammenarbeit mit Rothsport Racing aufgebaute, 2,4 Liter große „Outlaw 4“-Vierzylinder-Boxermotor, der nach dem technischen Vorbild der 911-Triebwerke aufgebaut ist. Er zeichnet sich unter anderem durch einen Aluguss-Block, Trockensumpfschmierung, eine sonderangefertigte Nockenwelle samt Gehäuse sowie eine Custom-Kurbelwelle aus. Diese Parts sind kombiniert mit verschiedenen OEM-Porsche-Motorkomponenten, zwei Weber-Vergasern sowie einer Abgasanlage aus Custom-Krümmern und Edelstahl-Endschalldämpfern. Unter dem Strich steht eine Leistung von beachtlichen 200 PS.
OEM-Porsche-Lack und Dachträger
Optisch trägt der Porsche den angedeuteten „Outlaw“-Look, so verzichtet er beispielsweise auf Stoßstangen sowie den Griff der zudem abgeflachten Fronthaube. Ferner sitzen auf letzterer zwei große Scheinwerfer, welche die Fahrbahn bei Bedarf zusätzlich zu den mit gelben Linsen ausgestatteten Hauptleuchten erhellen. Deren Außenschalen sind in der neuen Wagenfarbe Graphite Blue Metallic lackiert, einer originalen Porsche-Farbe aus dem Jahr 2016. Der kleine runde Außenspiegel stammt von Ray Dot. Unverkennbar an Robustheit gewinnt das Erscheinungsbild des 356 zudem durch den zunächst im CAD-Verfahren gestalteten und danach aus Titan angefertigten Dachträger, welcher perfekt der rundlichen Formgebung des Coupés folgt. Die Befestigungsklemmen wurden dabei im 3D-Druck hergestellt. Ebenfalls sonderangefertigt sind die in Schwarz pulverbeschichteten 7×16-Zoll-Räder im klassischen Stahlfelgen-Design, die laut Emory Motorsports in ihrem Look stilistisch von Rädern aus verschiedenen Ären inspiriert sind. Ihre wintertaugliche Pirelli-Bereifung misst 205/60R16.
Interieur in Grün und Schwarz
Komplett verfeinert präsentiert sich abschließend natürlich auch der Innenraum des ersten vierradgetriebenen 356, den sein Besitzer daher auch als seinen „AllRad 356“ bezeichnet. Die beiden Sitze sind mit dunkelgrünem Leder verziert: Dabei ist jener für den Fahrer dem mit ausgeprägten Seitenwangen versehenen Gestühl aus dem RS-Modell nachempfunden, jener des Co-Pilots dem der Speedster-Version. In beiden fixieren sich die Insassen mit Vier-Punkt-Motorsport-Gurten. Eine Unterstützung des Racing-Ambientes stellt der herausnehmbare Überrollbügel dar. Abrundend erhielt zeichnet sich das Cockpit durch grüne Teppiche, Gummi-Fußmatten sowie eine Tilton-Pedalerie, ein MOMO-Lenkrad und einen 911-Schalthebel mit Outlaw-Knauf aus. Und für den Fall einer Reifenpanne in den Bergen liegt hinter den Insassen ein Reserverad. Dann kann der nächste Skiurlaub ja kommen…
Weitere Informationen unter:
www.emorymotorsports.com
Technische Daten
Fahrzeugtyp: Emory 356 C4S (Basis 1964, Neuaufbau 2018)
Karosserie: leichte Verbreiterung am Heck, abgeflachte-Fronthaube ohne Griff, Jalousien-Motorhaube, Scheinwerfer mit gelben Linsen, zwei Zusatzscheinwerfer mit auf der Fronthaube, Ray Dot-Außenspiegel, Custom-Dachgepäckträger aus Titanrohren, Lackierung in OEM-Porsche-Farbe Graphite Blue Metallic
Motor: 2,4-Liter-Emory-Rothsport-„Outlaw-4“-Vierzylinder-Boxermotor, Aluguss-Block, Trockensumpfschmierung, Custom-Nockenwelle-Gehäuse sowie -Nockenwellen und -Kurbelwelle, zwei Weber 48 IDA-Vergaser, diverse OEM-Porsche-Komponenten, 68-Liter-GT FuelSafe-Kraftstoffzelle, Abgasanlage mit Custom-Krümmer und Edelstahl-Endschalldämpfer, ca. 200 PS
Kraftübertragung: G64-Fünfgang-Handschaltgetriebe und Allradantrieb vom 1990er Porsche 964, Differential mit Rallye-artiger Ausrichtung und unabhängiger manueller Drehmoment-Verteilung zwischen vorne und hinten bzw. links und rechts
Fahrwerk: einstellbare KW-Gewindefederbeine
Rad/Reifen: Custom-Emory-Motorsports-Felgen in 7×16 Zoll mit Pirelli Ice Zero FR-Bereifung in 205/60R16, Pulverbeschichtung in Schwarz
Bremsen: OEM-Scheibenbremsanlage vom Porsche 964
Innenraum: RS-Style-Fahrersitz und Speedster-Style-Beifahrersitz mit grünem Lederbezug, Vier-Punkt-Motorsport-Gurte, entfernbarer Überrollbügel, grüne Teppiche, Gummi-Fußmatten, MOMO Heritage-Lenkrad, 911-Schalthebel mit Outlaw-Schaltknauf, Tilton-Pedalerie
Sonstiges: komplettes C4-Chassis vom 1990er Porsche 964 mit gekürztem Mitteltunnel
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