Badass Machine: CN-Cobra RS6 von CN-Racing
Ausgeklügelte Hybrid-Antriebssysteme, Allradantrieb und -lenkung, aktive Aerodynamik- und Fahrwerksysteme. Moderne Hypercars bieten all das und sind dazu mit Elektronik überfrachtet wie Kampfjets. Mit „echtem“ Autofahren haben solche Hightech-Renner freilich kaum mehr etwas zu tun: In den nicht selten mehrere Millionen Euro teuren Exoten ist der Fahrer eher Statist als Hauptdarsteller. Ganz anders beim hier abgebildeten Fahrzeug, das diese Bezeichnung noch redlich verdient: Die von CN-Racing aus dem linksrheinischen Dormagen aufgebaute CN-Cobra will von kräftig zupackenden Händen gebändigt werden.
Robert aus Overath hat solch kräftige Hände und ist ein versierter Schlangenbeschwörer: Bereits in den 1990er Jahren besaß er seine ersten Cobras und seither sind viele US-Boliden durch die Hände des Petrolheads gegangen. Kurz vor dem Ruhestand wollte es Robert nun aber nochmal wissen und orderte bei CN-Racing ein hochgiftiges Natterntier.
Christian Nowak und sein Team stellen ihm ihr Topmodell RS6 auf die Räder und verzichteten dabei trotz allen Oldschool-Gedankens natürlich ebenso wenig auf Hightech-Werkstoffe wie auf moderne Antriebs- und Fahrwerkstechnik sowie das Gift der Cobra leidlich lindernde Fahrhilfen.
Carbon-Karosserie
So besteht etwa die seit 60 Jahren in ihrer Formgebung praktisch unveränderte Cobra-Karosserie samt Türen, Motorhaube und Heckklappe vollständig aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, besser bekannt als Carbon. Lackiert wurde die Hülle in neutralem Uni-Grau, einem Sonderfarbton aus dem Porsche-Portfolio samt schwarzer Cobra-Streifen. Das tragende Skelett für die Leichtbau-Konstruktion bildet ein Hauptrahmen aus schwarz pulverbeschichtetem Chrom-Molybdän-Stahl. Wie ernst es Robert bei der Bestellung seiner Cobra mit dem Purismus meinte, unterstreicht wohl die Tatsache, dass der Rheinländer sein komplett neu aufgebautes Auto ausdrücklich und entgegen aller Warnungen ohne Windschutzscheibe bestellte: Nur ein winziges Windshield bemüht sich darum, den Fahrwind um den Piloten herumzulenken. Hinter dessen Kopf krümmt sich ein einzelner, edelstählerne Überrollbügel: Dieser bringt Sicherheit und ermöglicht es erst, die Cobra ohne Helm fahren zu dürfen. Die Scheinwerfer setzen ebenso auf moderne LED-Technik wie die dunkel getönten Blink- und Rückleuchten.
Kompressor-LS7 mit 900 PS und 1.100 Nm
Nachdem der Zeigefinger den Startknopf drückt, erwacht im langen Cobra-Bug ein wildes General Motors-Biest. Der 7,0 Liter große LS7-V8 tut normalerweise als Sauger in der Corvette C6 Z06 Dienst. Für den Einsatz in der CN-Cobra wurde er allerdings mit diversen Hardware-Upgrades aufgerüstet, beispielsweise einem GM Performance-Race-Nockenwellenkit und einer Trockensumpfschmierung, sowie mit einem leistungsstarken Whipple-Kompressor aufgeladen. Dementsprechend mischt sich das tieffrequente Husten und Bollern aus den mattschwarzen Edelstahl-Sidepipes mit dem hellen Sirren des Schraubenverdichters zu einer etwas unharmonischen, dadurch aber umso bedrohlicher wirkenden Symphonie. Die Leistung: rund 900 PS und 1.100 Nm! Krass. Angesichts einer fahrfertigen Leermasse von nur 980 Kilogramm ergibt sich ein Leistungsgewicht von nur rund 1,09 kg/PS. An dieser Stelle erneut der eingangs geführte Hypercar-Vergleich: Der mehr als drei Millionen Euro teure Mercedes-AMG One (1.063 PS / 1.695 kg) schleppt 1,59 kg/PS mit sich herum – Vorteil Cobra.
Sequenzielles Holinger-Getriebe
An die Hinterachse übertragen wird die Power mittels eines sequenziellen Holinger-6-Gang-Getriebes, welches die Gänge innerhalb eines Wimpernschlags wechselt, wozu dank eines integrierten Zündunterbrechers das Gaspedal nicht einmal gelupft werden muss. In Anbetracht der brutalen Power ist es trotz allen erwünschten Purismusses gut zu wissen, dass CN-Racing der Cobra nicht nur ein Drexler-Rennsport-Sperrdifferenzial, sondern auch die selbst entwickelte Kombination aus Traktionskontrolle, ESP und ABS mit auf den Weg gab.
Denn angesichts völliger Abwesenheit aerodynamischen Grips, kommt es natürlich auf den mechanischen umso mehr an: Um Grip bemühen sich Michelin Pilot Sport 4 S-Gummis in 245/40ZR18 und 315/30ZR18, die von in Druck- und Zugstufendämpfung justierbaren KW Competition-Gewindefederbeinen an Doppelquerlenker-Achsen samt einstellbarer Schwertstabilisatoren am Boden gehalten werden. Aufgezogen sind die Reifen auf mehrteilige BBS RS-Kreuzspeichenfelgen der Dimensionen 9×18 Zoll an der Lenk- und 11,5×18 Zoll an der Antriebsachse. Hinter den Rädern warten Brembo-Bremsanlagen mit 6-Kolben-Sätteln und innenbelüfteten 355-mm-Scheiben an der Vorder- sowie 4-Kolben-Sätteln auf 310er Discs an der Hinterachse auf ihren Einsatz.
Puristisches Cockpit
Ein Blick ins Cobra-Cockpit bildet einmal mehr dessen Konzept ab: Purismus ja, aber nicht auf Kosten des Wohlfühl-Faktors. Bereits ein erster Blick auf die mit weichem Leder bezogen und mit Schroth-4-Punkt-Gurten kombinierten Sitze macht klar: Die Cobra ist ein „Alleinfahrer-Auto“. Denn während der Fahrer in einem vergleichsweise hoch aufragenden Schalensitz mit integrierter Kopfstütze Platz, der Beifahrer muss mit einer klassischen, die Gürtellinie des Cabriolets nicht überragenden Vintage-Schale auskommen. Auch ein schützendes Windshield ist hier nicht vorhanden. Dieser Platz ist in der brutal nach vorne stürmenden Cobra wirklich eher als Notsitz zu verstehen – oder für diejenigen, die unbedingt einmal mitfahren wollen.
Robert ist ein langer Kerl und muss sich so im engen Cobra-Cockpit ganz schön zusammenfalten. Da ist es sinnvoll, dass das kleine Momo-Sportlenkrad mit akzentuierender 12-Uhr-Markierung unten deutlich abgeflacht ist, was dem Fahrer etwas mehr Knieraum beschert. Durch das winzige Volant fällt der Blick auf eine Stack-Instrumenteneinheit, die einen manuellen Drehzahlmesser mit kleinen Digitalanzeigen kombiniert, was den klassisch/modernen Stilmix der Cobra ziemlich perfekt abbildet. Weitere analoge Instrumente in der breiten Mittelkonsole informieren über Tankinhalt, Benzindruck, Wassertemperatur, Bordspannung und Co. Ergänzend zur digitalen Ganganzeige links vor dem hoch aufragenden Shifter ist im unmittelbaren Sichtbereich des Fahrers eine Stack-Schaltanzeige installiert, die zu rechtzeitigen Gangwechseln gemahnt. Die Mitteltunnel-Abdeckung sowie die Türverkleidungen bestehen aus Carbon und schlagen so die Brücke vom Cockpit nach außen zur Karosserie.
Übrigens: Wer die wilde CN-Cobra einmal live in Aktion erleben möchte, der sollte unseren „Mo’s Garage Dray Day“ am 06.05.2023 auf dem Flugplatz in Meinerzhagen besuchen. Denn hier wird Robert mit seiner Cobra an den Start gehen und zeigen, was die Kompressor-Schlage auf der Quartermile kann. Karten sind im Online-Shop unter www.tuning-couture.de erhältlich.
Weitere Informationen gibt es bei:
CN-Racing GmbH
Sachtlebenstraße 6
41541 Dormagen
Tel.: 02133 / 2178460
Fax: 02133 / 2178461
E-Mail: info@cobra-cn.de
Technical Facts
CN-Cobra RS6
Karosserie: einteilige Carbon-Karosserie, Carbon-Türen, Carbon-Motorhaube, Carbon-Heckklappe, Edelstahl-Überrollbügel in Schwarz, LED-Scheinwerfer inkl. Tagfahrlicht, LED-Blink- und Rückleuchten getönt, Acrylglas-Windschild statt Windschutzscheibe, Lackierung in Nardo Grau/Schwarz, alle Chromteile schwarz pulverbeschichtet
Motor: GM Performance LS7-Alu-V8 mit Trockensumpfschmierung, GM Performance-Race-Nockenwellenkit, Whipple-Kompressor, Alu-Ladeluftkühler, Alu-Ölkühler, Alu-Wasserkühler, VA-Benzintank, mattschwarze Edelstahl-Sidepipes mit HJS-Katalysatoren, ca. 900 PS / 1.100 Nm
Kraftübertragung: sequenzielles Holinger-6-Gang-Schaltgetriebe mit Zündunterbrecher, Drexler-Rennsport-Sperrdifferenzial (3.64), CN-Racing-Traktionskontrolle und -ESP
Fahrwerk: Hauptrahmen aus schwarz pulverbeschichtetem Chrom-Molybdän-Stahl, VA/HA Doppelquerlenker-Achsen, KW Competition-Gewindefahrwerk, VA/HA einstellbare Schwertstabilisatoren
Rad/Reifen: dreiteilige BBS RS-Felgen in 9×18 und 11,5×18 Zoll, Sterne und Betten schwarz, Michelin Pilot Sport 4 S-Bereifung in 245/40ZR18 und 315/30ZR18Bremsen: Brembo-Bremsanlage, VA 6-Kolben-Sättel / 355-mm-Scheiben, HA -Kolben-Sättel / 310-mm-Scheiben, CN-Racing-ABS
Innenraum: Leder-Schalensitze, 4-Punkt-Schroth-Hosenträgergurte, Armaturenbrett mit Kunstleder bezogen, unten abgeflachtes OMP-Sportlenkrad mit gelber 12-Uhr-Markierung, Stack-Analog/Digital-Dashboard mit externer Schaltanzeige, Rundinstrumente, digitale Ganganzeige, Carbon-Mitteltunnel-Abdeckung, Carbon-Türverkleidungen, Alu-Fußstütze für Beifahrer