Klassik, Ford F-1 & Harley Davidson
Dass mit dem Ford F-150 ein Pick-up das mit Abstand meistverkaufte Automodell der USA ist – und das ununterbrochen seit mehr als 40 Jahren – ist Kennern des US-Car-Szene hinlänglich bekannt und wurde auch hier in Cars & Stripes bereits mehrfach thematisiert. Anfang des vergangenen Jahres rollte am Ford-Stammsitz in Dearborn, Michigan das sage und schreibe 40-millionste Exemplar der F-Serie vom Band. Während diese inzwischen in ihrer 14. Generation angekommen ist, reichen ihre Wurzeln bis in die Nachkriegszeit zurück: 1948 brachte Ford mit der ersten F-Modell-Generation, deren Modelle anhand ihres zulässigen Gesamtgewichts und der daraus resultierenden Nutzlast als F-1 bis F-8 bezeichnet wurden, den Urvater der Bestseller-Serie auf den Markt. Thomas Schuster aus dem nur wenige Auto-Minuten vom Austragungsort unseres American Cars Fests (Season Open am 13.05.2023 im Stöffel-Park) entfernt gelegenen Kroppach stöberte einen augenscheinlich gut erhaltenen 1949er F-1 in seinem Heimatland auf und holte den Short Bed-Pick-up anno 2019 in den Westerwald.
Kein Repro-Blech, kein Spachtel
Doch wie so oft: Als das Auto, welches trotz seines Alters von schon seinerzeit 70 Jahren weniger als 100.000 Meilen auf dem Tacho hatte, in Deutschland ankam stellte sich heraus, dass der Oldie in weit weniger gutem Zustand war, als vom Verkäufer angepriesen. „Erst als das Fahrzeug komplett entlackt wurde, sah man das ganze Elend“, erinnert sich Thomas zurück: „Es war kein Blechteil an der Karosse, das nicht aufwändig bearbeitet werden musste.“ Und der heute 57-Jährige meint, was er da sagt! Denn im Rahmen der über drei Jahren hinweg penibel durchgeführten Frame-off-Restaurierung kam zum einen kein einziges Repro-Blech und zum anderen keinerlei Spachtel zum Einsatz: Jegliche Instandsetzungen wurden meisterlich als „echte“ Spenglerarbeiten ausgeführt, der Pick-up ausnahmslos im historischen Blech wieder aufgearbeitet. Wie aufmerksam und konsequent Thomas bei der Restaurierung plante und vorging, unterstreicht auch die Materialauswahl der Ladefläche: Deren Holzboden ist aus 60 Jahre alten (und damit annäherungsweise aus dem Baujahr des Autos stammenden) Eichenbohlen gefertigt, die Thomas monatelang suchte, bis er sie schließlich im Schuppen eines betagten Landwirts fand. Anschließend wurde der Bodenbelag aus den massiven Hölzern angefertigt und vor seiner finalen Verlegung vierfach in Bootslack gehüllt.
42er Harley huckepack
Apropos in Lack gehüllt: Abschließend bekam der F-1 ein Zweifarben-Finish in Beige und Schwarz mit markantem Harley Davidson-Pinstripe auf den Türen. Letzteres kommt natürlich nicht von ungefähr: Thomas ist ein Biker alter Schule und so trägt der von einem Classic Data-Sachverständigen mit einer glatten 1 als Zustandsnote geadelte Oldtimer-Truck auf seiner Ladefläche zumeist ein im Ursprung sogar noch älteres Zweirad mit sich: Huckepack steht eine Harley Davidson WL aus dem Baujahr 1942 – ebenso aufwändig restauriert und mit der Note 2+ ausgezeichnet. Das Two Tone-Schema tragen auch die 16-zölligen Stahlfelgen: Ihre schwarzen Flächen kontrastieren zu den Chrom-Deckeln und -Ringen sowie den hellen Flanken der Firestone Whitewall-Bereifung der Klassiker-Dimension 6.00-16.
Revision für den Flathead-V8
Auch an die Desillisionierung bei der nähereren Betrachtung der Ford-Technik erinnert sich Thomas (ungerne) zurück: „Es kam dann heraus, dass der 239cui-Motor Schrott war und komplett neu bearbeitet werden musste.“ Also restaurierten der Petrolhead und seine Partner auch den thermisch etwas diffizilien Flathead-V8, welcher aus seinen 3,3 Litern Hubraum rund 100 PS schöpft. Diese werden via einer 3-Gang-Automatik an die Hinterachse übertragen und ermöglichem dem Truck eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin rund 120 km/h.
Moderner Connectivity
Und man schonmal dabei war, erhielt natürlich auch die F-1-Kabine eine komplette Renovierung. Interessant: Obwohl das Cockpit mit seiner Instrumentierung ziemlich „modern“ wirkt, ist hier kein Retro-Design am Werk – alles original 1940er-Jahre. Während das Radio optisch ebenfalls absolut original aussieht, gilt dies für die Technik dahinter nicht: Das Gerät wurde von „Wonderbar“ auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht und beherrscht nun so moderner Empfangstechniken wie DAB+ und Bluetooth.
Wir hoffen natürlich, dass Thomas mit seinem US-Oldie-Duo am 13. Mai wieder mit dabei ist, wenn wir zum American Car Fest „Season Open“ in den Stöffel-Park im Westerwald einladen! Tickets gibt es unter: www.tuning-couture.de
Technical Facts
Ford F-1 Pick-up Short Bed
Baujahr: 1949
Karosserie: komplett restauriert von Fa. Max Naujaks, Lackierung in Beige/Schwarz
Motor: 3,3-Liter-Flathead-V8, 100 PS
Kraftübertragung: 3-Gang-Automatik
Fahrwerk: Blattfederung mit Stoßdämpfern
Rad/Reifen: 16-Zoll-Stahlfelgen mit Chrom-Deckeln, Firestone Whitewall-Bereifung 6.00-16 92P
Innenraum: Innenausstattung von Prethenathaler Autosattlerei Scheuerfeld, originale Musikanlage (restauriert und aktualisiert von Wonderbar)