VW Golf 1 16V G65 – Vom eBay-Schnäppchen zum Pokalsieger!
Wer sich einen Gebrauchtwagen anschafft, dem wird meist nicht nur eine genauere Vorab-Begutachtung, sondern zudem eine Probefahrt empfohlen. Dass dies jedoch nur ein grober Leitfaden ist, der nicht zwangsläufig immer befolgt werden muss, beweisen der hier gezeigte Golf 1 und sein Besitzer Sebastian Braun aus bei dem Stuttgart gelegenen Fellbach. Der 34-Jährige kaufte den kompakten Klassiker 2004 über eBay, ohne den Wagen zuvor überhaupt gesehen zu haben. Der VW stand über das Online-Verkaufsportal nämlich zum Verkauf ohne, dass illustrierende Bilder beigefügt gewesen wären.
Während an dieser Stelle so mancher Interessent womöglich schon skeptisch geworden wäre, ließ sich Sebastian ganz offensichtlich nicht abschrecken: Er erwarb den 140.000 Kilometer gelaufenen Golf aus dem Baujahr 1983 zum Spottpreis von nur 200 Euro. Um ein Vielfaches größer war demzufolge natürlich die Summe, die er seitdem investierte, um den Wagen in das leuchtend chromrote Schmuckstück zu verwandeln, dass sich auf den gezeigten Bildern präsentiert.
Chromparts und BBS-Räder
Auch über seine auffällige Lackierung hinaus bekam der Golf einige optische Veredlungen, die ihn zu einem echten Hingucker machen. So glänzt der mittig angeschlagene Einarm-Scheibenwischer ebenso chromsilbern wie Teile der Stoßstangen und der Tankdeckel. Dazu bekam der VW Klarglas-Scheinwerfer an der Front sowie am Heck rot-weiße Rückleuchten, die perfekt mit der Lackierung und den weißen Blinkern an der Front harmonieren. Keinen Bedarf mehr sah Sebastian hingegen mehr für eine Antenne, den hinteren Scheibenwischer und das Heckklappenschloss; daher wurden diese zwecks einer glatteren Optik säuberlich entfernt. Ein echter Eyecatcher stellen abrundend die BBS RS-Felgen im klassischen silbernen Kreuzspeichen-Design dar: Sie messen vorne 7,5×16 Zoll und hinten 8×16 Zoll, wobei die Bereifung mit den Dimensionen 195/40ZR16 rundum identisch ist. Damit diese Kombination vorschriftsmäßig unter den Kotflügeln Platz fand, wurden diese durch Ziehen verbreitert.
230 PS dank G-Lader
Eine ideale Abrundung findet die Optik durch die Tieferlegung der Karosserie. Diese bewerkstelligt ein KW Variante 3-Gewindefahrwerk, das zugleich die Agilität des Golfs maßgeblich optimiert. Selbiges gilt ohne Frage für das Aggregat unter der Haube. Es stellt zweifelsohne das absolute Highlight des VWs dar und verwandelt diesen in einen echten Kompaktsportler. Sebastian verbaute nämlich einen der 1,8 Liter großen 16V-Motoren mit dem Kennbuchstaben KR, wie er eigentlich im GTI der Nachfolgergeneration seine Arbeit verrichtete. Dieses Triebwerk war mit 139 PS schon deutlich stärker als jeder Motor, der ab Werk jemals im Golf 1 verbaut wurde, doch nichtsdestotrotz gab sich Sebastian damit noch nicht zufrieden. Nachdem der Wagen ab 2006 für fünf Jahre mit diesem Vierzylinder-Sauger unterwegs gewesen war, rüstete er 2011 auf: So sorgt ein G-Lader nun für eine Zwangsbeatmung des Aggregats. Seit einem Laderschaden im Jahr 2017 handelt es sich dabei genauer gesagt um einen G65-Lader aus dem Hause Theibach Performance. Die Entsorgung der Verbrennungsüberreste übernimmt eine Bastuck-Gruppe A-Abgasanlage. Somit generiert das der Motor aktuell etwa 230 PS, womit er mehr als doppelt so stark ist, wie der originale Golf 1 GTI und sich auf Augenhöhe bewegt mit den regulären Versionen des aktuellen GTIs – und das bei einem Leergewicht von nur 965 Kilogramm! Die Kraftübertragung an die Räder übernimmt das Fünfgang-Handschaltgetriebe aus einem G60, welches mit einer Peloquin-Differentialsperre kombiniert ist, während die Achsteile – mit Ausnahme der angesprochenen KW-Komponenten – von einem Scirocco 16V entliehen sind.
Fein ausgestattetes Interieur
Weitreichend veredelt hat Sebastian schließlich auch den Innenraum seines Golfs: Dieser wurde quasi komplett – sprich das Armaturenbrett, der Dachhimmel und die Türverkleidungen – mit Alcantara in Grau und Anthrazit veredelt. Mit selbigem Stoff sind ferner die Recaro-Sitze sowie das Sportlenkrad bezogen, wobei er hier jeweils mit Leder kombiniert ist. Eine komfortable Neuerung sind unterdessen die am Armaturenbrett platzierten elektrischen Fensterheber aus einem Golf 1 GTI. Von einer späteren Generation des Wolfsburger Bestsellers, nämlich der dritten, stammt zu guter Letzt das Nokia-Soundsystem. Wenngleich der Umbau für Sebastian zweifelsohne zeit- und geldintensiv war, so hat sich der ganze Aufwand übrigens wahrlich ausgezahlt: Bei einem Treffen in Karlsruhe wurde sein Wagen mit dem Pokal für den besten Golf 1 ausgezeichnet.
Technical Facts
VW Golf 1 16V G65
Baujahr: 1983
Karosserie: Klarglas-Scheinwerfer, weiße Blinker vorne, Chromstoßstangen, Kotflügel gezogen, Chrom-Einarmwischer in die Mitte versetzt, Entfall von Antennenloch sowie Heckscheibenwischer und Heckklappenschloss, Chrom-Tankdeckel, rot-weiße Rückleuchten, Lackierung in Chromrot
Motor: 1,8-Liter-Vierzylinder-Ottomotor (Motorkennbuchstabe KR), G65-Lader von Theibach Performance, Motorteile grau pulverbeschichtet, Bastuck-Gruppe A-Abgasanlage, 230 PS
Kraftübertragung: 5-Gang-Handschaltgetriebe von G60, Peloquin-Differentialsperre
Fahrwerk: KW Variante 3-Gewindefahrwerk, restliche Achsteile vom Scirocco 16V
Rad/Reifen: BBS RS-Leichtmetallfelgen in 7,5×16 Zoll und 8×16 Zoll, Dunlop-Bereifung in 195/40ZR16
Innenraum: Recaro-Sitze mit Leder-Alcantara-Bezug, Sportlenkrad, Armaturenbrett sowie Türverkleidungen und Dachhimmel komplett mit Alcantara bezogen, elektrische Fensterheber original vom Golf 1 GTI
Multimedia: Nokia-Soundystem vom Golf 3