Neu interpretierter Traumwagen

De Tomaso Pantera ARDNLN von Ringbrothers

Zu den absoluten Koryphäen des Tuning-Fachs gehören in den USA die Ringbrothers. Das Duo, bestehend aus Jim und Mike Ring, zeichnete in den letzten Jahren für diverse beeindruckende und perfekt umgesetzte Projektfahrzeuge verantwortlich, die nicht selten zu den gefeierten Stars auf der SEMA Show in Las Vegas gehören. Als Basis dienen üblicherweise US-amerikanische Fahrzeuge – zumeist Muscle Cars, allen voran der Ford Mustang, aber teilweise auch Geländegänger und Pick-ups. Doch die Ringbrothers können auf Basis ausländischer Modelle ebenfalls erstklassige Umbauten auf die Räder stellen. Dies beweist etwa der hier vorgestellte Mittelmotor-Sportler, ein De Tomaso Pantera von 1971.

Der Wagen befand sich ursprünglich im Besitz von Randy Brickl aus Wisconsin. Dieser hatte sich mit dem Wagen einen Traum erfüllt, war der Exot doch sein absolutes Wunschauto. Beim Kauf war der Pantera in schlechtem Zustand, sodass Randy ihn wieder auf Vordermann bringen wollte. Vollenden konnte er dieses Vorhaben jedoch unglücklicherweise nicht mehr, denn er erhielt eine Krebsdiagnose und nach einigen harten Monaten des Widerstands verlor er den Kampf gegen die Erkrankung. Seine Frau Cheryl beschloss, zur Erfüllung des letzten Wunsches ihres Ehemanns, die Fertigstellung des Pantera in die Wege zu leiten: So landete der De Tomaso über Umwege schließlich in der Werkstatt der Ringbrothers in Spring Green.

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Modernisierte Karosserie

Zunächst planten Mike und Jim eine Restauration des italienischen Sportwagens mit 5,8-Liter-V8 von Ford. Doch als der Wagen bis auf die Rohkarosse zerlegt war, offenbarte sich das ganze Ausmaß der Zerstörung durch den Zahn der Zeit. So änderten sie – mit Cheryls Zustimmung – den Plan, der fortan vorsah, den Wagen unter dem Zunamen „ADRNLN“ in modernisierter Form neu zu erdenken, so wie De Tomaso den Pantera nach Vorstellung der Ringbrothers heutzutage bauen würde. Wenngleich die charakteristischen Grundzüge der Karosserie natürlich in Ehren gehalten wurden und erhalten blieben, sind doch nahezu alle Bestandteile der in der BASF-Farbe „Yellow Line“ lackierten Außenhaut neu gefertigt, wobei die Optik zugleich deutlich verjüngt wurde. Die Kotflügel sind – insbesondere an der Hinterachse – deutlich verbreitert, die Seitenschweller reichen weiter nach unten und sind im hinteren Bereich mit Öffnungen zur Belüftung der Bremsen versehen. Letztere sind wie diverse weitere Komponenten, etwa die Motorhaube sowie die Einsätze in der Fronthaube und der vorderen Schürze aus Carbon gefertigt. Weitere entscheidende Beiträge zu dem aktualisierten Look tragen die Scheinwerfer unter Klarglasabdeckung, welche die originalen Klappleuchten ersetzen, und die neuen Rückleuchten bei.

Breite 19-Zöller

Weiteres Highlight sind zweifellos die Felgen des Pantera ADRNLN: Es handelt sich um geschmiedete HRE S101-Dreiteiler, die aus der Series S1 des renommierten US-Herstellers stammen. Sie messen schon an der Vorderachse beachtliche 9×19 Zoll, hinten sind sie sogar in 12×19 Zoll montiert. Die zugehörige Nitto-Bereifung verfügt über die Dimensionen 275/30 ZR19 und 345/30 ZR19. Hinter den Rädern installierten die Ringbrothers rundum standfeste Baer 6S-Bremen mit großen, gelochten Scheiben sowie 6-Kolben-Sätteln. Und wie schon die erhebliche Tieferlegung vermuten lässt, ist die gesamte Fahrwerkstechnik natürlich gleichfalls modernisiert: In Zusammenarbeit mit den Spezialisten von Roadster Shop erhielt der De Tomaso ein eigentlich für die Corvette C5 konzipiertes Fahrwerk mit Custom-Querlenkern sowie AFCO-Dämpfern und Custom-Stabilisatoren. Zudem verstärkten die Kooperationspartner das Chassis.

Leistungsstarker Chevrolet-V8

Alle genannten technischen Modifikationen waren nicht zuletzt deswegen durchaus sehr sinnvoll, weil im Heck des Mittelmotor-Coupés ein echtes Kraftwerk für brachialen Vortrieb sorgt: Statt des ursprünglichen Ford-Aggregats transplantierten Mike und Jim Ring ein von Wegner Motorsport optimiertes Exemplar des 6,2 Liter großen LS3-Small Block-Achtzylinders, wie er in den 2010ern eigentlich in Corvette, Camaro und weiteren GM-Sportmodellen angestammt war. Dieser zeichnet sich unter anderem durch eine Aeromotive-Pumpe, die das Benzin aus einem 60-Liter-Tank gleichen Herstellers befördert, ein Kraftstoffmanagement-System sowie eine Ansaugung von Holley sowie eine Flowmaster-Abgasanlage aus, die sich über Custom-Krümmer anschließt. In dieser Konfiguration generiert der V8 satte 608 PS, die mittels eines ZF-Fünfgang-Getriebes übertragen werden. Im Serienzustand hat der Pantera oft Probleme mit der Motorkühlung. Diese lösten die Ringbrothers mit einem neuen Layout, bestehend aus eines AFCO-Aluminium-Kühler und großen Spal-Lüftern, wobei die Komponenten ähnlich wie beim Ford GT40 im Bug platziert sind.

Interieur mit zwei Gesichtern

Ein Hingucker ist schließlich auch das Interieur. Es ist konsequent auf den Fahrer ausgerichtet, was sogar farblich unterstrichen wird: Während die linke Seite des Cockpit samt der Mittelkonsole mit hellem, ockerfarbenem Leder bezogen ist, präsentiert sich die Beifahrerseite mit dunklem Alcantara-Bezug sehr dezent und reduziert. Die Gestaltung umfasst sämtliche Flächen wie die jeweiligen Bereiche des Armaturenbretts und der Rückwand, die Türverkleidungen, die Recaro-Sportsitze und sogar die Vier-Punkt-Gurte von Crow Enterprizes. Die Rundinstrumente hinter dem kleinen Momo-Sportlenkrad baute Classic Instruments nach Vorgabe von Nike – denn der Innenraum entstand gemeinsam mit dem Innovation Skunkworks Design Team von Nike. Die Mittelkonsole umfasst nicht nur die Bedienung für eine Vintage Air-Klimaanlage, sondern zudem eine Alpine-Headunit, die ein Soundsystem mit 240-Watt-Lautsprechern und einem Verstärker aus selbigem Hause ansteuert. Kurz nach der Fertigstellung ließ Cheryl den Wagen übrigens in Scottsdale in Arizona versteigern – der Wagen ging an einen aus dem Fernsehen wohlbekannten Petrolhead: Richard Rawlings von der Gas Monkey Garage in Dallas, Star aus „Fast ’n‘ Loud“.

Weitere Informationen unter:

www.ringbrothers.com

Fazit: Schon im Serienzustand ist der De Tomaso eine wirklich seltene Erscheinung und ein echtes Sammlerstück. Umso beeindruckender ist es da ein derart perfekt veredeltes und modernisiertes Exemplar zu Gesicht zu bekommen. Die Ringbrothers haben es geschafft, den italienischen Sportler optisch gekonnt in die aktuelle Zeit zu überführen, ohne seinen originalen Charakter und die optischen Grundzüge zu zerstören. Nicht minder begeisternd ist die technische Ausstattung mit frei saugendem, 608-PS-Achtzylinder, standfesten Bremsen und aktualisiertem Performance-Fahrwerk. Das perfekte i-Tüpfelchen ist last but not least der ungewöhnlich zweigeteilte Innenraum.

Voting: *****

Tech Facts

De Tomaso Pantera ADRNLN

Baujahr: 1971

Motor: 6,2-Liter-LS3-V8-Ottomotor von Wegner Motorsport, Aeromotive-Benzinpumpe, Holley Dominator EFI-Kraftstoff-Managementsystem, Holley-Luftansaugung, AFCO-Kühler aus Aluminium, Spal-Lüfter, 60-Liter-Tank von Aeromotive, Custom-Abgaskrümmer von Ringbrothers, Flowmaster 44 SS-Abgasanlage aus Edelstahl

Leistung: 447 / 608 PS

Kraftübertragung: 5-Gang-ZF-Handschaltgetriebe von Bowler Performance Transmissions, B&M-Shifter

Fahrwerk: Roadster Shop-Fahrwerk für die Corvette C5, Custom-Querlenker, Custom-Stabilisatoren, AFCO-Dämpfer, HA mit Einzelradaufhängung

Rad/Reifen: dreiteilige HRE S101-Schmiedefelgen in 9×19 und 12×19 Zoll mit Nitto INVO-Bereifung in 275/30 ZR19 und 345/30 ZR19

Bremsen: Baer 6S-Bremsanlage mit 6-Kolben-Sätteln rundum

Karosserie: komplett überarbeitete und verbreiterte Karosserie mit diversen Carbon-Elementen (u.a. neue Motorhaube, Bremsbelüftungen in den Seitenschwellern), feste Custom-Scheinwerfer unter Klarglasabdeckung, Custom-Rückleuchten, Lackierung in BASF-Farbe „Yellow Line“

Innenraum: komplette Neuausstattung mit Leder und Alcantara, Momo-Lenkrad, Recaro-Sportsitze, 4-Punkt-Gurte von Crow Enterprizes, durch Nike designte Custom-Armaturen von Classic Instruments, Vintage Air-Klimaanlage

Multimedia: Alpine-Headunit mit Touchscreen, 240-Watt-Alpine-Lautsprecher (5,5 Zoll Durchmesser), Alpine V Power-Verstärker

Sonstiges: Batterie-Ladeanschlüsse und -Killswitch in der Frontschürze rechts