Porsche 917 K-Replika von Bailey Cars
917. Echten Motorsport-Enthusiasten und Porsche-Fans Porsche klingt diese Zahlenkombination wohlig in den Ohren. Bezeichnet sie doch eines der ruhmreichsten Fahrzeuge in der langjährigen Motorsport-Historie des Stuttgarter Sportwagenbauers. Schließlich war es der zunächst 520 PS und später sogar bis zu 1.100 PS starken Zwölfzylinder-Rennwagen, mit dem der Stuttgarter Sportwagenbauer unter anderem 1970 erstmals den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans erreichen und diesen Triumph im Folgejahr wiederholen konnte. Ein Auto also, gebaut für den puren Motorsport-Einsatz auf dem Track dessen breite und flache Karosserie sich stromlinienförmig vollends der Aerodynamik und beim Gewicht deutlich unter einer Tonne bleibt. Und nun stelle man sich vor, man würde mit diesem Fahrzeug auf öffentlichen Straßen unterwegs sein. Doch warum sollte man das tun? Das wäre doch wirklich vollkommen unrealistisch! Oder etwa doch nicht? Tatsächlich hat sich der Besitzer des hier gezeigten Exemplars aus dem südafrikanischen Vanderbijlpark den Traum vom eigenen Straßen-917er erfüllt.
Audi-Triebwerk im Heck
Zugegebenermaßen handelt es sich bei dem Fahrzeug nicht um ein Original, sondern um eine bei den Spezialisten von Bailey Cars gebaute Replika. Und es besitzt auch keinen Zwölfzylinder, was sich stattdessen im Heck befindet ist aber nicht minder standesgemäß: Es handelt sich um ein Exemplar des 5,2 Liter großen V10-Aggregats aus einem Audi R8. Dieses erwarb der Besitzer des 917 bei einem Händler in den Niederlanden und konnte erstaunlicherweise ohne jegliche Probleme in den mit den originalen Abmessungen nachgebauten Gitterrohr-Rahmen des Porsches und bedurfte nur minimaler Anpassungen an der Abgasanlage. Interessant ist ferner die Kühlung des Aggregats, die durch zwei im Heck platzierte Kühler und einen zusätzlichen Kühler im Bug gewährleistet wird. Von der Front gelangt die Flüssigkeit – unterstützt durch eine Wasserpumpe – durch unter den Fahrzeugboden verlegte, rechteckige Rohre zum Motor. Zudem wurde ein MoTeC-Steuergerät ergänzt, welches wohl zu einem beträchtlichen Teil für die Leistungssteigerung auf etwa 558 PS verantwortlich zeichnet.
Manuelles Getriebe
Da der Besitzer das eigentlich zu dem Aggregat gehörige automatisierte R Tronic-Getriebe als nicht angemessen für seinen 917 ansah, vereinte er den Zehnzylinder stattdessen mit dem Sechsgang-Handschaltgetriebe eines Lamborghini Gallardo, das ebenfalls von besagtem niederländischen Händler stammt. Kurze Bremswege ermöglicht die Kombination von Sechs-Kolben-Bremsanlagen von VARI an der Vorder- mit AP Racing-Anlagen mit Vier-Kolben-Sätteln an der Hinterachse. Ein Zugeständnis an die Nutzung im öffentlichen Verkehr – zumal, weil auf den oft eher schlechten südafrikanischen Straßen – ist das Fahrwerks-Setup: Während der 917 bei seinen wenigen Besuchen auf dem Racetrack schon einmal Penske-Motorsport-Dämpfer besaß, ist er aktuell tatsächlich mit Dämpfern eines Mitsubishi Lancer Evos ausgerüstet.
Lackierung im Rothmans-Stil
Ein weiterer Kompromiss ist der Einsatz von Pirelli P Zero-Pneus statt reinrassiger Rennbereifung. Diese besitzt die Dimensionen 285/30ZR18 und am Heck breite 335/30ZR18 und ist auf Leichtmetallreifen aufgezogen, die demzufolge 18 Zoll messen. Und natürlich bekam der Porsche für die Straßenzulassung zwangsweise auch funktionierende Blinker sowie Rückspiegel. Im Übrigen jedoch sieht die Karosserie den originalen Rennwagen zum verwechseln ähnlich. Die Racing-Lackierung lehnt sich optisch an jene der damaligen Rothmans-Porsche an und ist dementsprechend weiß und dunkelblau mit Akzenten in Rot und Gold. Hinzu kommen natürlich Startnummern sowie verschiedene Logos und Schriftzüge.
Zweckmäßiges Interieur
Recht schlicht wurde das knapp geschnittene Cockpit des Coupés eingerichtet. Die beiden Insassen nehmen in einem Paar Schalensitze Platz, in denen sie sich mit SQP-Renngurten fixieren. Das, wie in Südafrika üblich, auf der rechten Seite montierte Motorsport-Lenkrad stammt von OMP und besitzt eine gelbe 12-Uhr-Markierung sowie einen mit Alcantara bezogenen Kranz. Dahinter sitzt eine digitale MoTeC-Armatureneinheit, über die sich alle erdenklichen Motor- und Fahrdaten abrufen lassen. Weitere Merkmale sind eine Tilton-Pedalerie und der Aluminium-Schaltknauf, der rechts vom Lenkrad, direkt neben der Tür angeordnet ist. Und zu guter Letzt garantiert – wie es sich für einen Rennwagen gehört – ein Überrollkäfig hervorragende Sicherheit. Wobei die Wahrscheinlichkeit eines Hochgeschwindigkeits-Unfalls für den Straßen-917 recht gering ist: Der Besitzer verfügt für Motorsport-Einsätze nach eigenen Angaben nicht über das nötige Können und beschloss aus Furcht vor Schäden, den Porsche auch mit anderen Fahrern nicht mehr auf die Rennstrecke zu schicken. Stattdessen genießt er ihn und die damit verbundene Aufmerksamkeit lieber bei seinen gelegentlichen Ausflügen durch seine Heimatstadt und das Umland – immer dann, wenn er in seiner, wie er es nennt, „Steve McQueen-Stimmung“ ist.
Technical Facts
Fahrzeugtyp: Porsche 917 K-Replika (2014)
Karosserie: originalgetreuer Nachbau der 917-Karosserie, Designlackierung in Blau und Weiß mit Akzenten in Rot und Gold sowie diversen Logos und Schriftzügen (im Stil der Rothmanns-Rennwagen), Leuchtanlage mit funktionierenden Blinkern, Rückspiegel
Motor: V10-Ottomotor vom Audi R8, MoTeC-Motorsteuergerät, zwei Kühler im Heck und einer unter der Fronthaube, zwei Wasserpumpen, modifizierte Abgasanlage
Hubraum: 5.204 ccm
Leistung: 410 kW / 558 PS
max. Drehmoment:
0-100 km/h: < 2 Sek.
Vmax: > 300 km/h
Kraftübertragung: manuelles Sechsgang-Getriebe vom Lamborghini Gallardo
Fahrwerk: Federbeine/Stoßdämpfer vom Mitsubishi Lancer Evolution
Rad/Reifen: Leichtmetallräder in 18 Zoll mit Zentralverschluss-Optik und Pirelli P Zero-Bereifung in 285/30ZR18 und 335/30ZR18
Chassis: Gitterrohrrahmen-Konstruktion aus Stahl
Bremsen: VA VARI-Bremsanlagen mit Sechs-Kolben-Sätteln, HA AP Racing-Bremsanlagen mit Vier-Kolben-Sätteln, einstellbare Bremskraftverstärkung über den Master-Bremszylinder
Innenraum: Sportschalensitze mit SQP-Motorsport-Gurten, OMP-Rennlenkrad mit Alcantara-Bezug, Tilton-Pedalerie, Aluminium-Schaltknauf, Überrollkäfig, digitales MoTeC-Armaturendisplay