1965er Dodge Polara
Beim von Cars & Stripes präsentierten und mitveranstalteten Mo’s Garage Drag Day auf dem Flugplatz in Meinerzhagen gehört er alljährlich zu den absoluten Publikumslieblingen: der hier abgebildete Dodge Polara von Jürgen Frechen. Kein Wunder, steht das in der Kategorie „Alteisen“ startende Auto/Fahrer-Gespann doch wie kein zweites beim Drag Day für den unverfälschten, uramerikanischen Muscle Car-Spirit der 1960er- und 1970er-Jahre.
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Mit Worten lässt sich kaum beschreiben, was sich dort an der Startampel abspielt: Wenn Jürgen beim Einfahren in den Startbereich kurze Gasstöße gibt, schüttelt sich der Hubraumriese unter kernigem Aufgrollen jeweils lässig. Und wenn die Startampel dann auf Grün schaltet, versetzt das 496 cui-Aggregat das 1,9 Tonnen schwere Auto unter lautem Donnergrollen in kräftige Vibrationen – nur ein sensibler Gasfuß kann dann noch verhindern, dass die hinteren Reifen haltlos in Rauch aufgehen.
Komplett optimierter V8
Dabei war Jürgens Polara, welcher übrigens gerade einmal 58.400 Meilen auf dem Tacho hat, nicht immer so wild unterwegs: Als der heute 56-jährige Beamte – mit Baujahr 1966 übrigens ein Jahr jünger als sein Dodge – das US-Car anno 2016 erwarb, war das auf dem großen Chrysler-C-Fahrgestell basierende Hardtop-Coupé zwar in einem technisch hervorragenden, technisch aber doch auch ziemlich seriennahen Zustand. Was natürlich nicht heißen soll, dass da „nichts los“ war: So steckte unter der großformatigen Motorhaube ein immerhin 275 PS starker 383 cui-V8. 6,3 Liter klingen nach hiesigen Maßstäben riesig – doch Jürgen wollte mehr. Nach kurzen Beratungen gab er das Auto in die Hände der Jungs von Cobra Corner aus Windeck, welche den Hubraum mittels eines maßangefertigten Stroker-Kits kurzerhand auf satte 496 cui / 8,1 Liter vergrößerten.
550 PS auf 8,1 Litern Hubraum
Im Klartext: Jeder Zylinder ist so groß wie eine handelsübliche Milchflasche! Mit der Kombination aus Kurbelwelle, Pleueln und Kolben kam unter anderem eine spezielle Nockenwelle an Bord, wo sie auf eine MSD-Zündanlage trifft. Auslassseitig schließt sich an TTI-Fächer eine aus Edelstahl sonderangefertigte 3-Zoll-Abgasanlage an. Heute steht mit 550 PS exakt doppelt soviele Pferdestärken wie ursprünglich im Datenblatt. Und dabei war maximale Leistung bei der Konzeption des Power-Upgrades gar nicht mehr das vordringliche Ziel: Vielmehr hatte Jürgen den Cobra Corner-Jungs einen sich früh auftürmenden Drehmoment-Berg ins Lastenheft geschrieben und bekommen wie bestellt: Satte 779 Nm reißen an der Kurbelwelle, wenn die Drosselklappe auf Durchzug stellt.
Da solche Bärenkräfte die Innereien eines Stock-Getriebes vermutlich alsbald zerbröselt hätten, hielt zudem eine verstärkte 3-Gang-Automatik Einzug, welche sich via eines B&M Performance-Shifters zudem auch manuell schalten lässt.
Zweifellos: Weder die Fahrwerks-Upgrades in Form roter Koni-Stoßdämpfer und modifizierter Drehstäbe an der Vorderachse sowie höhenverstellbare Öldruck-Dämpfer an der 4-Link-Hinterachsaufhängung, noch die überarbeitete Lenkung machen aus dem behäbigen Polara einen Kurvenstar – aber immerhin sind Geradeauslauf und Straßenlage nun auch nach heutigen, europäischen Maßstäben annehmbar. Gleiches gilt nach Installation einer SSBC-4-Kolben-Scheibenbremsanlage für die Negativbeschleunigung.
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12 Second Car
Apropos Beschleunigung: Die Quartermile absolviert der Polara bei guten Bedingungen in weniger als 13 Sekunden. Schwerstarbeit verrichten dabei – insbesondere an der Hinterachse – die BF Goodrich-Gummis der Dimensionen 255/60R15 und 275/60R15, welche auf schwarze Stahlfelgen von acht und zehn Zoll Breite aufgezogen wurden. Damit greifen die Steelies die schwarzen Kontrastakzente wieder auf, welche auch die Stoßstangen und Bug und Heck, die Frontmaske sowie diverse Decals auf der in mattem Grau lackierten Dodge-Karosserie setzen. Mit feinen Pinselstrichen brachte hingegen Nick Büchle von SchwarzWaldArbeit die farbigen Artworks auf den Flanken des Muscle Cars auf, welche auch dessen Namen verraten.
Denn wie schon in der US-amerikanischen Drag Racing-Szene der 60’s üblich, taufte auch Jürgen seinen Dodge auf einen überaus passenden Spitznamen: „Demented Polara“, zu deutsch „Verrückter Polara“.
Nahezu serienmäßig erhalten blieb hingegen das Cockpit des Polaras: Einzug ins von weinroten Oberflächen geprägte Interieur hielten hier lediglich ein deutliche kleineres Holzkranz-Lenkrad, das die Kontrolle über das Dickschiff erleichtert und ein kleines Arrangement von Autometer-Zusatzinstrumenten.
P.S. Wer den „Demented Polara“ einmal in Action erleben möchte, dem sei ein Besuch beim Mo’s Garage Drag Day im kommenden Jahr ans Herz gelegt. Denn hier wird Jürgen zweifellos wieder mit am Start sein. Aktuelle Infos zum Event gibt’s auf www.dragday.de.
Technical Facts
Dodge Polara C-Body
Baujahr: 1965
Karosserie: Lackierung in Grau matt, gemalte Designs von Nick Büchler an Karosserie und Motorraum (SchwarzwaldArbeit)
Motor: V8-Motor, 496 cui / 8,1 Liter Hubraum, Stroker-Umbau (Kurbelwelle, Pleuel, Kolben etc.), spezielle Nockenwelle, MSD-Zündung, TTI-Fächerkrümmer, 3-Zoll-Edelstahl-Abgasanlage (Sonderanfertigung), ca. 550 PS / 779 Nm
Kraftübertragung: verstärktes 3-Gang-Automatikgetriebe mit manuellem Shifter
Fahrwerk: VA rote Koni-Stoßdämpfer, Drehstäbe, HA 4-Link, höhenverstellbare Öldruck-Dämpfer hinten, Lenkung optimiert
Rad/Reifen: Stahlfelgen in 8×15 und 10×15 Zoll, BF Goodrich-Bereifung in 255/60R15 und 275/60R15
Bremsen: SSBC-4-Kolben-Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten
Innenraum: Autometer-Zusatzinstrumente, B&M Performance-Shifter in originaler Mittelkonsole, geschüsseltes Sportlenkrad mit Holzkranz