Shelby’s & Woody’s LeSabre

Buick LeSabre mit Custom-Individualisierung

„Als Herrenzimmer wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert Wohnräume in wohlhabenden bürgerlichen Haushalten bezeichnet, in denen der Hausherr männliche Gäste empfing“, so weiß es die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Und obwohl der Begriff Herrenzimmer im Lauf der Jahrhunderte zweifellos aus der Mode gekommen ist, haben wir – die Männer – uns unseren Anspruch auf eine solche Örtlichkeit doch stets bewahrt: Heute heißt sie allerdings eher „Man Cave“ und die Gestaltung seiner persönlichen Rückzugshöhle spiegelt den Charakter und die Interessen ihres Besitzers im Regelfall unmisserständlich wieder. So auch im Fall von Fritz Schäfer aus dem im Rhein-Sieg-Kreis gelegenen Eitorf.

Der heute 62-Jährige begnügte sich allerdings nicht damit, eines der Zimmer seines Hauses zu seinem persönlichen Refugium zu erklären, sondern erkor gleich ein ganzes Gebäude als solches aus – und wie! Uns nämlich klappte beim Besuch von „Shelby’s & Woody’s Speedshop“ ganz schön die Kinnlade herunter: Als sich der US-Car-Fan nämlich vor einigen Jahren im Anschluss an arbeitstreiche Jahrzehnte als selbstständiger Autoglaser in einen selbstverordneten Ruhestand verabschiedete, da meinte er nicht, dass er seine Tage fortan mit einer Wärmedecke auf der Couch verbringen wolle. Vielmehr baute er mit seinem Speedshop eine Man Cave auf, welche regelrecht vollgestopft mit allem, was Petrolheads glücklich macht: einem Werkstattbereich, einer gut bestückten Bar, einer gemütlichen Sitzecke, einem John Deere-Traktor-Oldtimer, unzähligen US-Car- und Bike-Devotionalien, Abbildungen leicht bekleideter Ladies…hier fühlt man sich wohl! Und natürlich ist „Shelby’s & Woody’s Speedshop“ – welcher übrigens nach zwei von Fritz‘ Bearded Collie-Hunden benannt wurde, die allesamt Namen und Bezeichnungen aus der US-Car Welt trugen, in diesem Fall „Shelby“ und „Woody“ – auch die Heimstatt seines 1960er Buick LeSabres Two-Door Hardtop-Coupé.

 

Blindkauf ohne Reue

Das zweitürige Hardtop-Modell der ersten LeSabre-Generation, welche von Buick in den 1960s über dem Special und unter dem Electra platziert wurde und alternativ auch in Form zwei- und viertüriger Limousinen, viertüriger Kombis, viertüriger Hardtops sowie zweitürigerer Cabriolets zu haben war, erwarb der bärtige Unruheständler im Jahr 2018 bei einem Händler in München – und zwar ohne vorherige Besichtigung, lediglich auf Basis der Angaben einer Verkaufsanzeige. Ein gewagter Kauf? Vielleicht. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so rollte der Neuzugang wenige Tage später auf Fritz‘ Hof, um dessen US-Fuhrpark zu ergänzen, welcher darüber hinaus noch einen Chevy G20-Van, eine Corvette C5 sowie ein Harley Davidson-Custom-Bike umfasst.


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Im Großen und Ganzen entsprach das Fahrzeug – übrigens nach Fritz’s Kenntnisstand das einzige seines Modelljahrs in Deutschland – dem beschriebenen Zustand, lediglich „hing“ das Auto auf einer Seite deutlich, sodass Fritz bei den nur wenige Kilometer entfernt in Windeck beheimateten Muscle-Car-Spezialisten von Cobra Corner eine Fahrwerksüberholung in Auftrag gab. Im Zuge jener wurden unter anderem verstellbare Koni-Dämpfer und die kürzeren Federn vom 1962er Modell installiert, sodass der LeSabre heute deutlich satter und tiefer auf dem Asphalt kauert.
Die Karosserie beließ Fritz im Originalzustand, allerdings verleiht ein von ihm selbst entworfenes Nascar-Style-Dekor auf dem „Buick Maroon“-Lack dem riesigen Zweitürer einen unübersehbaren Custom-Racing-Look. Passend zu diesem Styling sind die 7×15- und 8×15-zölligen Vintage Wheels-Steelies mit angedeutetem Zentralflügelmuttelverschluss in Gold lackiert. Die aufgezogenen Cooper Cobra-Reifen messen 225 und 255 Millimeter in der Breite.

401-cui-Nailhead mit 360 PS

Dennoch haben die hinteren Gummis nicht selten Stress, wenn es darum geht, die Antriebskraft des V8-Motors auf den Asphalt zu übertragen: Denn der mit einem Holley-Vergaser gepaarte 401-cui-Nailhead – welcher in dieser Form eigentlich erst in der zweiten LeSabre-Generation (1961-1964) zum Einsatz kam – entwickelt immerhin rund 360 PS. Angesichts des mächtigen Drehmomentbergs, welchen das 6,6-Liter-Triebwerk auftürmt, reicht dem zwei Tonnen schweren Buick auch eine 2-Stufen-Automatik aus. Die 2-Zoll-Edelstahl-Abgasanlage emittiert herrliches V8-Getöse, welches echten Petrolheads unweigerlich wohlige Schauer über die Rücken jagt.
Relativ gut erhalten war beim Kauf – angesichts eines Fahrzeugalters von gut 60 Jahren – der Fahrgastraum des 2+2-Sitzers. So trägt die hintere Sitzbank bis heute ihren Originalbezug, während Fritz die vorderen Sessel passend neu satteln ließ. Im Zuge dieser Arbeit erhielt der Fahrersitz gleich aufgepolsterte Sitzwangen im Nascar-Style, sodass er nun immerhin so etwas wie Seitenhalt bietet. Auch die braunen Teppich wurden erneuert. Rechts des Radios wurde ein Autometer-Drehzahlmesser installiert, während das Armaturenbrett vier Zusatzinstrumente für Öltemperatur und -druck, Wassertemperatur und Spannung beherbergt.

Technical Facts

Buick LeSabre Two-Door Hardtop

Baujahr: 1960

Karosserie: Lackierung in Buick Maroon, Nascar-Dekor nach eigenen Entwürfen

Motor: 401-cui-V8-Motor, Nailhead mit Holley-Vergaser, 2-Zoll-Edelstahl-Abgasanlage, ca. 360 PS

Kraftübertragung: 2-Stufen-Automatikgetriebe

Fahrwerk: verstellbare Koni-Dämpfer, Federn vom 1962er Modelljahr

Rad/Reifen: Vintage Wheels-Felgen in 7×15 und 8×15 Zoll, 225er und 255er Bereifung

Innenraum: Fahrersitz mit aufgepolsterten Sitzwangen im Nascar-Style, Sitzbank hinten original, Teppich neu, Autometer-Drehzahlmesser