Patina-Star mit Überraschungseffekt

Buick Invicta von Devious Customs

Buick Invicta von Devious Customs

Sie sind die Stars einer längst vergangenen Zeit und eine automobile Kultur, die – insbesondere aus europäischer Sicht – mittlerweile fast schon unvorstellbar erscheint: die nach heutigen Maßstäben riesigen US-amerikanischen Straßenkreuzer mit Längen von um die 5,50 Meter und großvolumigen V8-Motoren, die vor allem in den 50er bis 70er Jahren gebaut wurden und auf den Straßen der Vereinigten Staaten unterwegs waren. Ein Paradebeispiel dafür ist etwa der in seiner ersten Modellgeneration nur zwei Jahre lang produzierte Buick Invicta. Eines der Exemplare aus dem Baujahr 1959, das bis heute überlebt hat, ist das hier gezeigte. Es befand sich zur Zeit unseres Shootings im Besitz von Gary Bell, dem Inhaber des auf den Bau von Fahrzeug-Innenräumen und vor allem Soundinstallationen spezialisierten Unternehmens Define Concepts aus dem bei Los Angeles gelegenen Orange in Kalifornien. Für seinen spektakulären Umbau gab er den Buick vertrauensvoll in die Hände der Jungs von Devious Customs, beheimatet im nahegelegenen Riverside.

Tieferlegung extrem

Zweifellos einen der Hauptgründe, warum der Buick-Oldie ein erstklassiger Eyecatcher ist, stellt die kompromisslose Tieferlegung dar. Die markant gezeichnete US-Limousine legt ihre Seitenschweller regelrecht auf dem Asphalt ab und auch unter den Schürzen an Front und Heck bleiben nur wenige Zentimeter Luft bis zur Straße. Erreicht wurde dies selbstverständlich mit Hilfe eines Luftfahrwerks, das in diesem Fall von Accuair stammt und den Invicta auf Befehl per Knopfdruck so weit in die Knie zwingt, dass mehr selbst beim besten Willen nicht mehr geht. Am Heck hinter den nur wenig ausgeschnittenen Kotflügeln kaum noch sichtbar und auch vorne tief in den Radkästen versenkt sind dabei die neuen Felgen: Es handelt sich um stilistisch perfekt passende, rot lackierte Stahlräder samt verchromter Radkappen und Zierblenden. Eine ideale Abrundung stellen ferner die breiten Weißwand-Bereifungen dar. Umso spezieller und ungewöhnlicher wirkt der Buick ferner, da seine Tieferlegung nicht um eine fein hergerichtete Karosserie mit effektvoller Custom-Lackierung ergänzt ist. Stattdessen bringt er bewusst und ganz unverhohlen zum Ausdruck, dass der Zahn der Zeit seit fast 60 Jahren an ihm nagt: Das gesamte Blecht zeigt eine rostbraune Patina und auch einige Beulen und Macken wie etwa oberhalb des rechten Frontscheinwerfers blieben erhalten.

Technik aus den 90ern

Nochmals unerwarteter und überraschender ist bei diesem Look, was der interessierte Autofan beim Blick unter die Motorhaube entdeckt. Hier befindet sich keiner der im Invicta seinerzeit verbauten Nailhead-V8 mit 6,0 oder 6,6 Litern Hubraum. Stattdessen verbaute Devious Customs ein weitaus jüngeres Aggregat, es handelt sich um einen 5,7 Liter großen LT1-Motor aus dem Jahr 1995, der von einem Cadillac Fleetwood entliehen ist. Dank ProCharger-Kompressoraufladung generiert er gut 300 PS und ist damit auch ein wenig stärker als die werkseitig in dem Buick verbauten Achtzylinder. Doch der Motor ist bei weitem nicht das einzige, was aus dem 90er-Jahre-Straßenkreuzer übernommen wurde, der mit 5,72 Metern seinerzeit das größte in den USA gebaute Fahrzeug war. Vielmehr stülpte Devious Customs den Invicta-Aufbau über das komplette Chassis des Cadillacs, sodass der Buick nun auch weitere technische Komponenten wie das 4L60E-Viergang-Automatikgetriebe des gut 35 Jahre jüngeren Fleetwoods besitzt.

Veredeltes Interieur

Wiederum komplett original vom Invicta ist das Interieur des durch Devious Customs-Chef Jeff Cavy und sein Team aufgebauten Buicks. Es erhielt eine komplette Neuausstattung mit auffälligem, rotem Leder. Ausnahme davon ist der Dachhimmel, der sogar komplett ohne Verkleidung auskommen muss und damit den Spirit der Patina-Karosserie in den Innenraum transportiert. Komplett unverändert und daher ebenfalls optisch nicht mehr ganz taufrisch blieben die Imstrumente und Bedienelemente im Armaturenbrett sowie das Lenkrad, welches passend zur Belederung einen roten Kranz besitzt. Ein echtes Highlight ist letztlich die Tatsache, dass sogar die werkseitige Stereo-Headunit erhalten blieb und wie schon in den 60ern für musikalische Beschallung sorgt.

Technical Facts

Buick Invicta

Baujahr: 1959

Motor: 5,7-Liter-LT1-V8-Ottomotor aus einem 1995er Cadillac, ProCharger-Kompressoraufladung, ca. 300 PS

Kraftübertragung: Viergang-Automatikgetriebe (4L60E)

Fahrwerk: höhenverstellbares Accuair-Luftfahrwerk mit Viair-Kompressoren, Chassis komplett vom 1995er Cadillac

Rad/Reifen: neue Stahlräder in Rot mit Chrom-Radkappen und Weißwand-Bereifung

Karosserie: Patina-Optik

Innenraum: neu ausgestattet mit rotem Leder

Multimedia: originale Stereo-Headunit