Classic Cabriolet: VW Karmann-Ghia Typ 14

Wunderschöner Open Air-Volkswagen in Marrakesch Braun metallic

„Meine Frau Bianka wollte schon immer ein Karmann-Ghia Cabriolet haben“, erinnert sich Jens Kaßebaum aus dem ostwestfälischen Lübbecke: „Also beauftragten wir einen Bekannten, welcher immer wieder Fahrzeuge aus den USA importiert, für uns einen offenen Typ 14 zu suchen. Nach dessen erfolgreicher Recherche und dem Import des Autos nach Deutschland begann die Restaurierung“, berichtet der 49-jährige SPS-Programmierer weiter, wobei sich seine Augen in Erinnerung an die aufwändigen Arbeiten zum Himmel rollen. „Das war im August 2008, die Fertigstellung war dann im Mai 2012“, ergänzt Bianka und fasst auch gleich den Frust in Worte, der sich während dieser Zeit zuweilen ausbreitete: „So manches Mal wollten wir den Karmann am liebsten in den Kanal schieben…“ Gut, dass die Kaßebaums DAS nicht getan haben. Denn dann könnten wir euch jetzt nicht dieses wunderschöne Karmann-Ghia Cabriolet präsentieren!

„Das Häuschen war im unteren Bereich stark verrostet“, beginnt Jens, die aufgetretenen Herausforderungen in Worte zu fassen: „Hier wurde in unzähligen Stunden alles instandgesetzt. Da es sich um ein Cabriolet aus dem Baujahr 1960 handelt, gestaltete sich die Ersatzteilbeschaffung schwierig. Teilweise wurden Bauteile hier nur ein Jahr verbaut, wie beispielsweise die Türgriffe. Zum Glück konnten wir diese noch bei einem hiesigen Teilehändler erwerben. Lackier- und Sattlerarbeiten haben wir Profis machen lassen. Die restlichen Arbeiten haben wir alle selbst durchgeführt, wobei uns mein Vater Gerhard als erfahrener Kfz-Meister mit Rat und Tat zur Seite stand.“ Dies gilt nicht nur für die Restaurierung der abschließend in warm schimmernden Marrakesch Braun metallic aus der BMW-Farbkarte lackierten Karosserie, wie Jens ausführt: „Auch die Bodengruppe war nicht mehr zu verwenden. Es wurde eine sehr gut erhaltene jüngere Bodengruppe verwendet, welche dann auch schon mit Schräglenkern an der Hinterachse ausgestattet war.“
Und hier stiegen Jens und Bianka dann auch schon in die Abweichungen vom Serienzustand ein. So kommen an der Vorderachse Rasterplatten zum Einsatz, welche die Bodenfreiheit des Karmanns sichtbar reduzieren. Dazu bekam das werksseitig ziemlich „weiche“ Cabriolet Stabilisatoren an beiden Achsen sowie eine Drehmomentstütze am Getriebe.


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In den Kotflügeln drehen sich originale Porsche-Füchse mit Sternen in seidenmattem Schwarz sowie polierten Betten und Nabenabdeckungen, welche ebenso zum Marrakesch Braun kontrastieren wie die zahlreichen aufgearbeiteten oder erneuerten Chromteile. Besohlt wurden die 6×15-zölligen Kultfelgen mit Hankook-Bereifung der Dimension 175/60R15. Spurverbreiterungen von fünf Millimetern Stärke an der Lenk- und zehn Millimeter an der Antriebsachse richten die Rad/Reifen-Kombinationen horizontal an den rundum gebördelten Radläufen aus.
Hinter den Rädern verstecken sich aufgerüstete und den Lochkreis 5×130 diktierende Bremsanlagen: Vorne installierte das Kaßebaum-Duo innenbelüftete Kerscher-Scheibenbremsen, während hinten 19-mm-Radbremszylinder für mehr Bremspower sorgen.

Das ist auch gut so, denn im Heck erwacht nach einem Dreh am Zündschlüssel ein polternder und bollernder 2,0-Liter-Motor. Ausgerüstet mit Weber 40 IDF-Doppelvergaseranlage, Porsche-Gebläse und selbst anfertigtem Edelstahl-Auspuff bringt es der Typ 4 auf rund 100 PS. Klingt nach heutigen Maßstäben nicht sonderlich beeindruckend, ist aber dreimal so viel wie der 60er-Karmann serienmäßig vorzuweisen hatte!

Nicht minder stilvoll als das Exterieur renovierte das Ehepaar Kaßebaum auch den Fahrgastraum des Cabriolets. Mit edlem, braunem Audi Vienna-Leder wurden die Sitze, die Rücksitzbank, die Tür- und Seitenverkleidungen sowie die Persenning bezogen. Fahrer und Beifahrer dürfen sich sogar über eine Sitzheizung freuen, wenn es mal bei kühlem Wetter „oben ohne“ auf Tour geht. Dazu passend: Die maßangefertigten „Schlingenware“-Teppiche mit braunen Kedern. Absolut stilecht: das raid-Sportlenkrad mit Holzkranz, die Blumenvase am Beifahrer-Armaturenbrett und das auf 12-Volt-Spannung umgerüstete Röhrenradio. Selbst der Zusatzinstrumentenhalter mit klassischen VDO-Instrumenten für Drehzahl, Öldruck und Öltemperatur fügt sich unauffällig ins Gesamtbild ein.

Da wundert es kaum, dass Bianka und Jens heute sehr glücklich sind, den maroden Karmann-Ghia nicht aus zwischenzeitlichem Frust im Kanal versenkt zu haben…

Technical Facts

VW Karmann-Ghia Typ 14 Cabriolet

Baujahr: 1960

Karosserie: komplett restauriert auf den unteren 15 cm, Radläufe rundum gebördelt, Lokari-Radhausschalen, Lackierung in Marrakesch Braun metallic

Motor: 2,0-Liter-Typ 4-Motor, Weber 40 IDF-Doppelvergaseranlage, Trockluftfilter, Porsche-Gebläse, Eigenbau-Edelstahl-Auspuff, 100 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: Rasterplatten VA, Stabilisatoren VA/HA, Spurverbreiterungen 5/10 mm, Drehmomentstütze am Getriebe

Rad/Reifen: originale Porsche-Fuchs-Felgen in 6×15 Zoll ET36, Bereifung in 175/60R15

Bremsen: VA innenbelüftete Kerscher-Scheibenbremsen, HA 19-mm-Radbremszylinder, 21-mm-Hauptbremszylinder, Lochkreis 5×130

Innenraum: Teppich Schlingenware, Lederausstattung in Audi „Vienna“-Leder (Sitze, Türverkleidungen, Seitenverkleidungen, Persenning), Zusatzinstrumente (Drehzahl, Öldruck, Öltemperatur), Sitzheizung, originales Röhrenradio mit Umbau auf 12V, Blumenvase