By Björk: Jap-Vette from Sweden

Breitbau-C4 mit JDM-Einflüssen

Die Corvette ist zweifellos der Inbegriff des US-amerikanischen Sportwagen-Traums und all ihre Generationen erfreuen sich treuer Fangemeinden. Ist es statthaft, eine solche Ikone mit offensichtlicher Inspiration aus der japanischen Tuning-Szene zu modifizieren – und dafür sogar für asiatische Fahrzeuge gedachte Tuning-Parts zu verwenden? Darüber lässt sich zweifellos kontrovers diskutieren. Sicher aber ist: Mit diesem Konzept hat Jim Björk, beheimatet im südschwedischen Ronneby, eine der derzeit Community-bekanntesten C4 auf die fetten Räder gestellt.

Ab dem 29.06.2022 ist die brandneue Cars & Stripes Ausgabe 4-22 überall im Handel erhältlich. Oder aber ab sofort versandkostenfrei bei uns im Shop bestellen unter www.tuning-couture.de

Cars & Stripes Ausgabe 4-22

„Wir nahmen uns vor, einen Tuning-Umbau im Stil der 1980er und frühen 1990er Jahre zu realisieren – mit deutlichen JDM (Japanese Domestic Market)-Einflüssen“, erklärt Jim das Projekt-Konzept hinter der C4-Transformation. Der 35-jährige steht auf den Look der asiatischen Bolt-on-Bodykits à la Liberty Walk, Pandem oder Rocket Bunny, wollte für seine Corvette allerdings noch mehr Individualität.

Nissan-Parts an der Corvette

So konstruierte der Hobby-Schrauber – unterstützt von seinen Petrolhead-Freunden, allen voran dem immer an seiner Seite schraubende Mikael Karlsson – für die 1980er-Jahre-Corvette einen Custom-Widebody, dessen Basis ursprünglich einige für das zeitgenössische Nissan-Sportcoupé Silvia S13 vorgesehene Tuning-Parts bildeten. So wurden zahlreiche Fragmente einer S13- und einer C4-Frontschürze so zusammengefügt, dass sie ein erstaunlich harmonisches Ganzes bilden. Ähnlich verfuhr man bei der Konstruktion der Seitenschweller, welche aus S13- und Greenwood Corvette-Teilen bestehen. Ebenfalls für die Silvia gebaut und für den Einsatz an der Corvette passend gemacht wurden die üppigen Kotflügel- und Seitenwandverbreiterungen, welche für 15 Zentimeter breitere Schultern sorgen – pro Seite, versteht sich! Einen Blick nach Deutschland warf Jim bei der Wahl seines Heckflügels. Dessen Basis nämlich stammt von der Tourenwagen-Legende BMW E30 M3 Evolution, wurde vor der Montage an der Corvette allerdings rund 16 Zentimeter höher gebaut. Eine komplette Eigenkonstruktion aus GFK ist die Heckschürze mit integriertem Diffusor, welcher ebenso klar den Motorsport zitiert wie die winzigen Außenspiegel sowie die seitlich in die Motorhaube integrierten Metall-Gitter. Den klassischen C4-Rückleuchten verlieh Jim einen Halo-Effekt. Gehüllt wurde das Ganze in einen Hellblau-Ton aus der Porsche-Farbkarte: Miami Blue kommt insbesondere an den aktuellen GT3/GT2-Modellen zum Einsatz.

Exotische Super Advan Racing-Felgen

JDM ist auch hinsichtlich der mächtigen Rad/Reifen-Kombinationen angesagt. So waren die aus Japan stammenden Super Advan Racing SA3R-Felgen zuvor an einer Toyota Supra verbaut. Für den Einsatz an den Corvette-Achsen wurden die im extravaganten Drei-Doppelspeichen-Zentralverschluss-Design gestalteten 18-Zöller allerdings nochmal modifiziert, sodass sie jetzt 11 und 13 Zoll in der Breite messen, bei Einpresstiefen von -2 und -42! Vergleichsweise „schlank“: die aufgezogenen Toyo Proxes-Gummis der Dimensionen 255/40R18 an der Lenk- und 295/35R18 an der Antriebsachse.
Die gewaltige Tieferlegung wurde – wie bei einem Showcar dieser Liga schon zu vermuten stand – mittels eines Luftfahrwerks realisiert. Ebenfalls naheliegend ist wohl, dass es für die C4 kein Airride von der Stange gab, sodass wieder eine Custom-Konstruktion gefragt war. Jim und seine Jungs kombinierten unter anderem Komponenten von Air Lift Performance, TA Technix und Street Trends.

Laut schlagendes 5,7-Liter-Herz

Da eine Track-taugliche Performance im Lastenheft der JDM-Style-Corvette ganz augenscheinlich keine erhebliche Rolle spielte, ist es auch kein Makel, dass ihr Antrieb weitgehend serienmäßig blieb. So sitzt im Bug der angestammte L98-V8, welcher nach einer Softwareoptimierung und der Installation eines Sportluftfilters rund 250 PS aus seinen 5,7 Litern Hubraum schöpft. Rund 475 Nm Drehmoment sorgen dafür, dass die 4-Gang-Automatik oftmals die „lange Welle“ eingelegt lassen kann. Weitaus mehr Power als tatsächlich vorhanden ist, gaukelt mit ihrem zornigen, tieffrequenten Röhren indes die Straight Pipe-Auspuffanlage vor.
Das Cockpit zieren diverse Individualisierungen, welche das – aufmerksamen Beobachtern schon vom Exterieur-Design bekannte – „by Björk“-Logo tragen. Das von Jim ersonnene Label auf Basis seines Familiennamens, welche dessen Tuning-Projekte kennzeichnet, findet sich auf den Sportsitzen und dem Dreispeichen-Lenkrad. Dazu wurden diverse Oberflächen des teildigitalen Cockpits nach Motorsport-Art beflockt.

Wer nun glaubt, dass dieses Showcar eine reine Trailer Queen sein soll, der irrt: Als wir Jim zuletzt trafen, arbeitete er noch an einer Legalisierung seiner Jap-Vette für den schwedischen Straßenverkehr…

Technical Facts

Chevrolet Corvette C4

Baujahr: 1991

Karosserie: Custom-Bodykit aus GFK (Frontschürze Nissan Silvia S13/C4, Seitenschweller Silvia S13/Greenwood, Silvia S13-Kotflügelverbreiterungen, modifizierter BMW E30 M3 Evo-Heckflügel), 15 cm pro Seite verbreitert, GFK-Außenspiegel im F1-Style, Motorhaube mit integrierten Metall-Scoops, Custom-Rückleuchten mit Halo-Effekt, Lackierung in Miami Blue von Porsche

Motor: 5,7-Liter-V8 (GM L98), Sportluftfilter, Chiptuning, Straight Pipe-Auspuffanlage, ca. 250 PS / 475 Nm

Kraftübertragung: Serie

Fahrwerk: Custom-Airride (u.a. Komponenten von Air Lift Performance, TA Technix, Street Trends)

Rad/Reifen: Super Advan Racing SA3R-Felgen (Sonderanfertigung) in 11×18 Zoll ET-2 und 13×18 Zoll ET-42, Toyo Proxes-Bereifung in 255/40R18 und 295/35R18

Innenraum: diverse Oberfläche beflockt, Sportlenkrad mit Custom-Lackierung, Custom-Schaltknauf, Schalensitze mit „by Björk“-Logo,