Lynk & Co 03 Cyan Concept von Cyan Racing
Wer an Autos aus China denkt, dem kommen zumeist negative Assoziationen in den Kopf. Allem voran liegt dies wohl an den unzähligen, dreisten Kopien von erfolgreichen Fahrzeugen europäischer oder auch amerikanischer Hersteller, mit denen die Unternehmen aus Fernost in der Vergangenheit regelmäßig für Aufsehen sorgten. Und die Versuche, die Geschäftstätigkeiten international auszuweiten, waren für die chinesischen Produzenten bisher sehr leidvoll und scheiterten letztlich. Als Stichworte seien hier Brilliance, Landwind oder das große SUV Shuanghuan CEO genannt: Zu schlecht waren die Qualität und vor allem zu inakzeptabel die Sicherheit der Fahrzeuge, wie katastrophale Crashtest-Ergebnisse schonungslos untermauerten.
Doch wie wir wissen, lernen die Chinesen schnell, sodass sich die Situation im Automobil-Sektor des Landes stetig verbessert. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Optik – unverhohlene Plagiate werden seltener – als auch bezüglich qualitativer oder sicherheitsrelevanter Aspekte. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Asiaten in verschiedenster Hinsicht Know-how aus beispielsweise Europa besorgen. So profitiert beispielsweise Geely, einer der größten Hersteller Chinas, der diverse Marken vertreibt, davon, dass er im Jahr 2010 Volvo kaufte. So teilen sich beispielsweise aktuelle Modelle der Schweden und der 2016 neu gegründeten Geely-Marke Lynk & Co, deren Fahrzeuge Ende des Jahres nach Europa und Amerika kommen sollen, ihre Plattformen und weitere technische Komponenten.
Einstieg in den Motorsport
Um die noch junge Marke und insbesondere das kürzlich gestartete Modell Lynk & Co 03, eine etwa 4,65 Meter lange Limousine, zu promoten, werden die Chinesen ab der kommenden Saison mit einem entsprechenden Rennwagen in der WTCR-Serie antreten. Das geschieht wiederum in Kooperation mit dem Team Cyan Racing, ehemals Polestar Racing, aus Göteborg. Dieses hat nun die Studie einer von dem TCR-Fahrzeug abgeleiteten, straßenzugelassenen Performance-Variante vorgestellt: den Lynk & Co 03 Cyan Concept, der auf diesen Seiten zu sehen ist.
Kraftvoller Turbomotor
Wer jetzt mit einer Leistung von womöglich round about 300 bis 400 PS, wie etwa bei den Topmodellen von Golf, A-Klasse oder A3, rechnet, der hat sich geirrt. Das Konzeptfahrzeug spielt eine ganze Klasse höher und schießt selbstbewusst gegen beispielsweise M3, AMG C 63 und RS 4: Unter der Haube sitzt zwar lediglich ein Vierzylindermotor mit zwei Litern Hubraum, dank Turboaufladung soll er jedoch beeindruckende 528 PS und bis zu 504 Nm Drehmoment entwickeln, die ausschließlich über die Vorderräder herfallen. Dennoch verspricht Cyan Racing eine Zeit von nur 4,4 Sekunden auf Tempo 100 und 310 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Kraftübertragung übernimmt ein sequenzielles Sechsgang-Getriebe mit Schaltpaddeln am Lenkrad, das durch ein Differentialgetriebe mit Sperrwirkung unterstützt wird. Fahrwerksseitig besitzt das 03 Cyan Concept einstellbare Dämpfer der ebenfalls schwedischen Spezialisten von Öhlins. Für hervorragende Verzögerungswerte sorgt die hydraulische Bremsanlage mit zwei separaten Kreisen und vorne 6-Kolben- sowie hinten 2-Kolben-Sätteln. Die innenbelüfteten Scheiben messen an der Front 378 und am Heck 290 Millimeter.
Markanter Auftritt
Passend zu seiner technischen Leistungsfähigkeit besitzt das Konzeptfahrzeug eine extrem bullige Optik, mit der es sich keineswegs vor den europäischen Konkurrenten verstecken muss: Dank eines Breitbau-Bodykits mit großen Luft-Ein- und -Auslässen sowie einem ausgeprägten Diffusor steht der 03 Cyan ausgesprochen satt und bullig auf der Straße. Ferner trägt das Heck nicht nur eine Spoilerlippe, sondern zudem einen sehr groß bemessenen Heckflügel. Hinzu kommen vier Abgasendrohre – je zwei pro Seite, die, ähnlich wie beispielsweise bei Lexus IS F und RC F, schräg versetzt übereinander angeordnet sind. In den Radkästen sitzen ergänzend maßgefertigte 20-Zöller im Y-Speichen-Design, die mit 285/30er Reifen bezogen sind. Die Chancen, dass aus der Studie künftig ein Serienmodell resultiert, stehen übrigens nicht ganz schlecht: Schon in der Vergangenheit hat Cyan Racing, beziehungsweise seinerzeit noch Polestar Racing, Performance-Studien gebaut – auf Basis von Volvo C30 und S60. Letztere schaffte, wenn auch in gezähmter Form, letztlich zur Serienproduktion.
Fazit: Während chinesische Autos in Europa bisher stets belächelt wurden und für Kummer sorgen, kommt nun mit den Lynk & Co 03 Cyan Concept endlich das erste Fahrzeug aus dem Reich der Mitte, das unsere Begeisterung wecken kann: Was hier – zugegebenermaßen mit freundlicher Unterstützung aus Schweden – entstand, ist wahrlich eine Wucht. 528 PS und 504 Nm sorgen für erstklassige Fahrleistungen und die Optik wirkt ausgesprochen extrovertiert und bullig: Die kantig gezeichneten Schürzen sowie Schweller mit großen Lufteinlässen und üppig dimensioniertem Diffusor wissen zu gefallen. Da ist nur zu hoffen, dass der Wagen kein Einzelstück bleibt.
Technical Facts
Lynk & Co 03 Cyan Concept
Motor: Vierzylinder-Ottomotor mit Turboaufladung
Hubraum: 1.969 ccm
Leistung: 528 PS bei 7.800 U/min
max. Drehmoment: 504 Nm bei 4.500-7.000 U/min
0-100 / 0-200 km/h: 4,4 Sek. / 10 Sek.
Vmax: 310 km/h
Kraftübertragung: sequenzielles Sechsgang-Getriebe mit Schaltpaddeln am Lenkrad, Mehrscheiben-Differentialgetriebe mit Sperrwirkung
Fahrwerk: einstellbare Öhlins-Dämpfer
Bremsen: hydraulische Zweikreis-Anlage, VA 6-Kolben-Sättel auf innenbelüfteten 378-Millimeter-Scheiben, HA 2-Kolben-Sättel auf innenbelüfteten 290-Millimeter-Scheiben
Rad/Reifen: Cyan Racing-Leichtmetallfelgen in 20 Zoll mit Bereifung in 285/30 R20
Karosserie: Breitbau-Bodykit inkl. Diffusor-Einsatzes, Motorhaube mit großem Luftauslass, Heckspoilerlippe, Heckflügel
