Mercedes-Benz W114 230 / Strich-Acht

Eigentlich ist Dominik Engel aus Oberhausen ein ausgewiesener Liebhaber luftgekühlter Volkswagen-Oldies. Bereits drei Exemplare dieser Fahrzeuggattung aus Dominiks Sammlung konnten wir in unserem auf VW- und Porsche-Klassiker spezialisierten Magazin „WOB Klassik“ präsentieren. Aber: Der 47-jährige Unternehmer wirft auch gerne mal einen Blick über den Tellerrand hinaus. So erwarb er vor rund vier Jahren aus dem Bestand eines münsterländischen Bauernhofs eine silberne Mercedes-Limousine der Baureihe W114, im Volksmund gerne „Strich-Acht“ genannt, und machte sie zur Basis seines hier abgebildeten „alten Strichers“.

Nachdem Dominik seinen Neuzugang damals zunächst einer Revision von Motor und Bremsen unterzogen hatte, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten, ging es für den technisch damit wieder rüstigen Rentner erstmal zurück auf die Straße. Nach einem Jahr allerdings fand Dominik, dass es Zeit sei, dem schwäbischen Veteranen einen standesgemäßen „schwarzen Anzug“ zu gönnen. Im Klartext: Die von Designer Paul Bracq mit zeitloser Eleganz gezeichnete Karosserie der /8-Limousine wurde umfassend restauriert und abschließend in hochglänzendes, tiefgründiges 040-Uni-Schwarz gehüllt, welches Staatskarossen, Mafia-Dienstwagen und Leichenwagen gleichermaßen gutsteht – passend zu jedem Anlass eben! Um den düsteren Look komplett zu machen, wurden auch die umlaufenden Zierleisten sowie der Kühlergrill in Schwarz lackiert. Als 1971er Modelljahr gehört Dominiks 230er zur „Serie 1“ der W114-Baureihe (August 1969 bis März 1972), welche gegenüber den späteren Modellen noch über heute so geschätzte Merkmale wie ausstellbare Dreieckfenster vorne, eine schmalere und höhere Kühlermaske sowie ein unter der Stoßstange hängendes Kennzeichen verfügt.

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Barock-Dreiteiler made by tt-polish

Das Design der 16-Zoll-Räder ist Freunden klassischer Mercedes‘ bestens bekannt – und doch sind die Räder absolut einzigartig. Die auf solcherlei Aufgaben spezialisierten Techniker von tt-polish schnitten in Dominiks Auftrag einen Satz der ihrerzeit weitverbreiteten Mercedes-Barockfelgen auseinander und verschraubten deren schwarz gepulverte Sterne mit gestuften Edelstahl-Betten von BBS zu schmucken Dreiteiler-Unikaten. Während die sonderangefertigten Mehrteiler 7×16 Zoll an der Lenk- und 9×16 Zoll an der Antriebsachse messen, wurden sie rundum mit flachen Nankang-Gummis in 205/40R16 bezogen, welche sich an der Hinterachse folglich mächtig in die Breite stretchen.
Die zwischenzeitlich installierten H&R-Tieferlegungsfedern flogen wieder aus dem Oldtimer heraus, um Platz für ein Airride zu machen, welches den Strich-Acht noch deutlich heftiger auf Talfahrt schickt. XXX-Performance aus Herten installierte das Airlift Performance-Luftfahrwerk mit elektronischer 3P-Steuerung, dessen Hardware im trotzdem weiterhin gut nutzbaren Kofferraum der Limo untergebracht wurde: Zwei Kompressoren flankieren dort den in Candyrot lackierten Lufttank sowie den Ventilblock.

Rotes Interieur ab Werk

Apropos Rot: In kräftigem Rot empfängt die Passagiere auch der Fahrgastraum. Dunkelroter Stoff und ebensolches Kunstleder an den Sitzen sowie den Türverkeidungen komplettieren den Mafia-Charme des Strich-Acht. All das war so serienmäßig an Bord! Im Fußraum gibt es dazu Mini-Teppiche und auf der Hutablage findet sich neben einer BILD-Zeitung aus dem Baujahr 1971 auch ein nickender Wackeldackel – soviel „Renterkarre“ muss sein!
Eine Besonderheit der W114/W115-Baureihe: Der 230er Benziner war sowohl mit Vierzylinder-Motoren (M115, 1973-1976), als auch mit Sechszylinder-Triebwerken (M180, 1967-1976) erhältlich. Im kastigen Bug von Dominiks Oldie erwacht nach einem Dreh am Zündschlüssel – stilecht mit „Stricher“-Anhänger – der 120 PS starke M180-Reihensechser zum Leben, um gleich darauf in einen ruhigen Lauf überzugehen. Der technisch serienmäßig belassene Sechsender ist gerade einmal „gut eingefahren“: 87.027 Kilometer weist der Tacho aus. Der ist zugegebenermaßen schon einmal rum, doch auch knapp 200.000 km, verteilt auf fast 50 Jahre Autoleben, sind „nichts“ für einen standhaften Strich-Acht. Beste Vorzeichen für ein langes weiteres Leben des alten Strichers also…