Old School: Classy Caddy

VW Caddy I G60

VW Caddy I G60

Konzipiert wurde der VW Caddy der erste Generation 14D zwar ursprünglich für den nordamerikanischen Markt, wo er ab 1979 in Konkurrenz zu den etablierten – meist zwei bis drei Nummern größeren – Pick-ups trat. Doch auch hierzulande erfreute sich er zweisitzige Pritschenwagen mit der unverkennbaren Familienähnlichkeit zum Golf 1, der für den europäischen Markt bei TAS in Sarajewo gebaut wurde, großer Popularität: Aus den Fuhrparks von Handwerkerbetrieben, Kommunalunternehmen etc. war der praktische Kleinlaster kaum wegzudenken. Im Regelfall wurden die „abgerockten“ Lastesel dann nach dem Ende ihrer Dienstzeit für kleines Geld verscherbelt. Die weniger glücklichen Exemplare gingen dann ins Ausland, um dort häufig notdürftig geflickt weiterarbeiten zu müssen. Andere hatten mehr Glück und wurden in den Werkstätten passionierter VW-Schrauber für ein zweites Leben als Liebhaberfahrzeug frisch gemacht. So geschehen auch beim hier abgebildeten 1985er Caddy von Frank Henrichs aus dem rheinland-pfälzischen Miehlen.

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Bände über den Ursprungszustand des Fahrzeugs als es vor gut acht Jahren in den Besitz des heute 40-Jährigen überging, spricht bereits sein damaliger Kaufpreis: Schlappe 370 Euro legte Frank für den Caddy auf den Tisch. Seither hat sich an dem damals in technisch wie optisch entsprechend traurigem Zustand befindlichen Caddy einiges geändert, um nicht zu sagen: alles!

Doppel hält besser

Mit Unterstützung eines Schrauberkumpels restaurierte Frank, als Industriemeister Metall immerhin ein Mann vom Fach, die Caddy-Karosserie einmal von vorne nach hinten und von unten nach oben, bevor sie eine neue Lackdusche in einem eigens angemischten, im Sonnenlicht schimmernden Oliv metallic erhielt. Die Frage nach dem für einen Caddy durchaus ungewöhnlichen Farbton beantwortet Frank schulterzuckend mit: „Oliv metallic halt. Ich weiß auch nicht, wie ich das anders nennen soll.“ Aus dieser lapidar erscheinenden Antwort allerdings eine gewisse Gleichgültigkeit im Hinblick auf die Farbe und Beschaffenheit des Lacks abzuleiten, wäre ein Fehler – genau das Gegenteil ist der Fall: „Der erste Lack hat einfach nicht gehalten, da haben wir den kompletten Lackaufbau nochmal neu gemacht. Das hat mich zwei Jahre gekostet“, blickt Frank, der während der Caddy-Restaurierung auch noch Vater einer heute 6-jährigen Tochter wurde, zurück kopfschüttelnd zurück.

Glänzende und spiegelnde Chrom-Akzente am Caddy-Exterieur setzen die Stßstange vom Golf 1, die Kühlergrill-Umrandung, die Außenspiegel und die seitlichen Zierleisten sowie die Türgriffe mit eingelasertem „Volkswagen Caddy“-Schriftzug.

Blattfeder-Tieferlegung und BBS-Mehrteiler

Während an der Vorderachse Gewindefederbeine aus dem TA Technix-Sortiment für eine üppige Tieferlegung des kleinen Pick-ups sorgen, griff Frank an der Hinterachse auf eine in der Caddy-Community populäre Lösung zurück: Hier wurde die Hinterachse mithilfe eines entsprechenden Umrüstungskits über – statt wie üblich unter – den werksseitigen Längs-Blattfedern verbaut, was die lange Ladefläche um einige Zentimeter talwärts schickte.

Ziemlich satt in den Radhäusern stehen so die BBS RM-Zweiteiler mit in glänzendem Schwarz lackierten Kreuzspeichen-Sternen und Sechskant-Schrauben sowie polierten Edelstahl-Außenbetten. Die rundum kompakte 6,5×15 Zoll messenden Kult-Mehrteiler sind mit Goodyear-Bereifung der Größe 195/45R15 bezogen.

G60-Technik

Den ursprünglich unter der Motorhaube nagelnden 54-PS-Saugdiesel, ersetzte Frank durch eines der stärksten zeitgenössischen Triebwerke des VW-Konzerns: den 1,8-Liter-Motor mit mechanisch angetriebenem Spirallader aus dem Golf 2 GTI G60. Und es verwundert an dieser Stelle kaum, dass der PG-Vierzylinder beim Erwerb in ebenso ruinösem Zustand war wie die Caddy-Karosserie: Der Motor hatte ein Loch im dritten Zylinder und wurde von Frank vor der „Hochzeit“ mit der Karosserie dementsprechend komplett neu aufgebaut. Da der passionierte Schrauber sich hierbei an die Serientechnik hielt, schickt das G60-Aggregat nach wie vor rund 160 PS an die Vorderräder – rund dreimal so viel wie der Serien-Selbstzünder. Von dieser Power kündet der aufgeladene Vierzylinder akustisch mit charakteristischem Sirren, welches sich mit einem sonoren Röhren einer modifizierten Fox-Sportabgasanlage samt spektakulärem Sidepipe-Doppelendrohr vor dem linken Hinterrad mischt. Mit dem Golf 2 GTI G60-Triebwerk zogen als adäquate Partner auch gleich dessen 5-Gang-Schaltgetriebe sowie seine Bremsanlage in den Caddy um.

Edles Interieur

Auch der zweisitzige Fahrgastraum erhielt ein komplette Renovierung: In einem feinen, dunklen Ambiente installierte Frank gleichermaßen sportive und bequeme Recaro Orthopäd-Sitze, deren Sitz- und Rückenflächen zuvor mit charakteristisch gemustertem GTI-Stoff – hier allerdings mit grünen statt roten Akzenten – neu bezogen wurden. Passend dazu wurden die Türverkleidungen gestaltet. Sportsgeist versprühen ferner ein 32er Momo-Lenkrad, ein Golfball-Schaltknauf und Zusatzinstrumente in der Mittelkonsole.

Technical Facts

VW Caddy

Baujahr: 1985

Karosserie: komplett restauriert, Golf 1-Chromstoßstange, Chrom-Zierleisten, gelaserter Türgriffe, lackiert in Oliv metallic

Motor: komplett neu aufgebauter 1,8-Liter-Motor (PG) aus Golf 2 GTI G60, umgebaute Fox-Abgasanlage mit Sidepipe-Doppelendrohr links, 160 PS

Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltgetriebe aus Golf 2 GTI G60Fahrwerk: VA TA Technix-Gewindefederbeine, HA über Blattfedern verbaut

Rad/Reifen: zweiteilige BBS RM-Felgen in 6,5×15 Zoll, Bereifung in 195/45R15

Bremsen: Bremsanlage vom Golf 2 GTI G60

Innenraum: Recaro Orthopäd-Sitze, umgenäht auf GTI-Stoff in Grün, 32er Momo-Sportlenkrad, Golfball-Schaltknauf, Zusatzinstrumente