Test BMW M440i xDrive
Niere, Riesenniere, Monsterniere. Okay, haben wir es jetzt oft genug gesagt? Gut, Dann können wir dieses leidige Thema ja nun hinter uns lassen und uns auf den Charakter und die Talente des neue BMW 4er Coupés konzentrieren. Im eurotuner.de-Test konnte das das Allrad-Topmodell M440i xDrive zeigen, was es kann – und was es nicht kann. Und um das gleich vorweg zu nehmen: Letzteres Kapitel fällt ziemlich kurz aus…
Sagen wir es mal, wie es ist: Unsere erste Begegnung mit dem 4er Coupé löste, da waren sich alle Redaktionsmitglieder einig, keinen spontanen, emotionalen Überschwang aus. Und das lag nicht einmal am kontrovers diskutierten Bug, sondern vielmehr am zwar eleganten, aber in seiner Gesamtheit doch auch eher sachlichen Design des neuen, auf 4,77 Meter Länge gewachsenen Mittelklasse-Coupés. Die Begeisterung für dieses Auto setzte vielmehr erst während der Fahrt ein: Schon nach wenigen Kilometern möchte man hier am liebsten gar nicht mehr aussteigen.
Das beginnt beim höchst attraktiven Fahrer-Arbeitsplatz, der moderne Elemente wie die volldigitale Instrumente und Carbon-Applikationen mit einer feinen Lederlandschaft vereint. Die Bedienung des gesamten Cockpits ist für BMW-Kenner in Sekunden erschlossen, die Sportsitze bieten neben gutem Seitenhalt auch absoluten Oberklasse-Sitzkomfort: Hier fühlt man sich auf Anhieb wohl und zu Hause!
Souveränes Kraftwerk
Der Startknopf lässt den 3,0 Liter großen Reihensechszylinder mit Twin-Scroll-Turboaufladung erwachen: Auf ein tieffrequentes Grollen folgt schnell ein dumpfes, sattes Leerlauf-Grummeln. Viel mehr passiert übrigens auch während der Fahrt nicht: Um das B58B30TÜ1-Aggregat seine Stimme erheben zu lassen, muss man es schon in hohe Drehzahlbereiche treiben. Letzteres ist zwar angesichts der BMW-typischen Drehfreude des 374 PS starken Reihensechsers und des hellwachen, blitzschnell schaltenden 8-Gang-Steptronic-Getriebes problemlos möglich, aber zumeist überflüssig. Denn Kraft schüttelt der M440i xDrive in Anbetracht eines zwischen 1.900 und 5.000 U/min herrschenden Drehmoment-Plateaus von satten 500 Nm in praktisch jeder Fahrsituation locker aus dem Ärmel – und bringt sie dank seines Allradantriebs mit heckbetonter, fahraktiver Auslegung auch perfekt auf die Straße.
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Unauffällig sauschnell
Auf der Landstraße gelingt dem M440i xDrive ein erstaunlicher Spagat: Zwar ermöglichen sein mitteilsames, adaptives Fahrwerk (optional) und seine variable Sportlenkung eine rasiermesserscharfe Kurvenhatz, aber selbst bei forcierter Gangart und im Sport+-Modus federt das Coupé weiterhin sehr kommod, wirkt zu keiner Zeit aufgeregt oder raubeinig. So ist der M440i xDrive gleichzeitig unaufgeregt und schnell unterwegs – sehr schnell sogar! Denn durch die große Souveränität des Antriebs und des Fahrwerks bewegt man sich auf Landstraße und Autobahn gefährlich nahe am Fahrverbot – ohne dies überhaupt zu bemerken. Jedoch: Trotz eines Katapultstarts aus dem Stand auf 100 km/h in nur 4,5 Sekunden und seiner jederzeit abrufbaren Power fehlt dem M440i xDrive die Bissigkeit und Aggressivität beispielsweise eines M4 der „alten“ Generation. Seine Reaktionen scheinen stets einen Augenblick verzögert. Das ist nicht schlimm, sollte aber auch nicht verschwiegen werden.
Mildhybrid für Power und Effizienz
Als technische Innovation gegenüber der Vorgänger-Baureihe hat der M440i xDrive ein Mildhybrid-System mit 48-Volt-Batteriesystem an Bord, welches eines beim Sprit-Sparen helfen soll und andererseits bei Volllast zusätzliche elf PS in den Antrieb injiziert. Ob man das spürt? Fraglich. Beeindruckend aber ist, dass man dieses kraftvolle Coupé – einen zurückhaltenden Gasfuß vorausgesetzt – tatsächlich im Bereich von rund acht Litern Superbenzin pro 100 km bewegen kann.
Es bleibt die Frage offen, was der M440i xDrive nicht kann. Okay, der Einstieg auf die hinteren Plätze des Zweitürers ist etwas mühsam und Erwachsene sollten hier auch nur Kurzstrecken zurücklegen müssen. Aber was solls? Für Familien gibt’s ja den identisch angetriebenen Kombi-Bruder M340i xDrive Touring.
Teure Perfektion
Die Preisliste des M440i xDrive beginnt bei 68.400 Euro. Und als wäre das nicht bereits eine Menge Holz, lässt sich der Preis mit ein paar der Fahrzeugklasse „angemessenen“ Extras auch schnell über 80 Riesen treiben. Da braucht es schon ein dickes Portemonnaie, um sich so viel Auto-Perfektion zu leisten.
Fazit: Der neue BMW M440i xDrive ist trotz seiner gewaltigen Kraft kein giftiger Sportwagen. Ein solcher will der G22 aber auch gar nicht sein. Diesen Part überlässt er gelassen dem M4, während er vielmehr die Rolle des souveränen Gran Turismus mit deutscher Perfektion brillant spielt.
Technische Daten
BMW G22 M440i xDrive
Motor: 6-Zylinder-Ottomotor mit BMW TwinPower Turbo Technologie
Hubraum: 2.998 ccm
Motorleistung: 275 kW / 374 PS bei 5.500-6.500 U/min
max. Drehmoment: 500 Nm bei 1.900-5.000 U/min
Getriebe: 8-Gang-Steptronic-Getriebe
Rad/Reifen: 7,5×18 und 8,5×18 Zoll mit 225/45R18 und 255/40R18
Länge/Breite/Höhe: 4.770 / 1.852 / 1.393 mm
Leergewicht (DIN): 1.740 kg
0-100 km/h: 4,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektr. begrenzt)
Verbrauch: 7,1-6,8 l (EU kombiniert, Super)
Basispreis: 68.400 Euro
