Zu Besuch bei RWB in Japan!
Die drei Buchstaben RWB genießen in der weltweiten Tuning-Szene absoluten Kultstatus. Die brachialen Porsche-Umbauten des verwegenen und reservierten Japaners Nakai-san polarisieren und dies seit mehr als vierzehn Jahren. Für eingefleischte Puristen sind sie viel zu extrem, denn eigentlich baut Rauh Welt grenzwertige Rennwagen, die von Freaks in der Woche im Alltag und am Wochenende auf der Rennstrecke genutzt werden. Und so sehen die Umbauten bei genauerem Hinsehen auch aus: Schön und edel ist sicherlich anders, denn RWB-Fahrzeuge sind breit, brachial, verwegen und nur auf pure Leistung getrimmt. Show & Shine-Fehlanzeige. Es sind alles nur Einzelstücke, kein Umbau ähnelt dem anderen!
Hier regiert das geordnete Chaos!
Wir hatten die Ehre die Rauh Welt Kultstätte zu besuchen und waren überrascht zu sehen unter welchen Umständen die Porsche-Umbauten entstehen. Im Gegensatz zu europäischen Verhältnissen herrscht bei RWB ein riesiges Chaos, überall liegen Teile herum, Platz ist so gut wie keiner vorhanden, in einer Ecke stehen alte Spielmaschinen und tonnenweise Fachliteratur und ein großer Billardtisch. Hier wird nicht nur getunt, sondern hier wird gelebt. Eigentlich ist es ein überdimensionales Wohnzimmer eines Autofreaks. Der Anblick von außen ist fast schon grauenhaft und man fragt sich, ob diese „Bude“ einen Herbststurm überleben würde.
Nakai-san: Ein Mann mit wenig Worten!
Durchschreitet man das Eingangstor wird man von zwei wunderschönen 911er-Umbauten empfangen, jeweils mit einem gigantischen Flügelwerk am Heck ausgestattet. Rechts davon entdecken wir den Büro-Bereich, inkl. Kühlschrank für ausreichend Bierflaschen, einen Kaffeeautomaten, riesige Lautsprecherboxen und mit komplett voll gehangenen Wänden. Ein großes Fenster wurde komplett mit leeren Stella Artois-Bierflaschen zugemauert und in einer Ecke stehen diverse Work-Rennfelgen in atemberaubenden Breiten. Trotz des scheinbar geordneten Choas fühlt man sich an diesem legendären Ort auf Anhieb heimisch und Nakai-san empfängt uns wie wir es von Bildern kennen, mit einer Zigarette im Mund, mit dreckigen Händen, verwegener Frisur, aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er wirkt ruhig und zurückgezogen und irgendwie haben wir ein wenig das Gefühl, dass ihm die Aufmerksamkeit zu viel des Guten ist. Er schraubt lieber an seinen verschiedenen Projekten, anstatt der Presse Rede und Antwort zu stehen. Und nach ein wenig Smalltalk schauen wir uns mal auf seinem Gelände um. Hier stehen dutzende Porsche-Fahrzeuge, vom Ersatzteilspender bis hin zum fix und fertigen Rennwagen und hinter der Werkstatt befindet sich ein riesiges Ersatzteillager, vor dem sogar die Ludolfs Respekt hätten. Interessant: Kaum ein Porsche-Modell der heutigen Generation ist zu finden, sondern nur 964er oder 993-Modelle, was schon einen Grund haben wird…!
Doch im Gegensatz zur langläufigen Meinung in Europa ist Rauh Welt nicht nur ein Porsche-Tuner, nein ganz im Gegenteil. Dies fängt schon mit der Tatsache an, dass Nakai-san privat als Daily-Driver einen dezent umgebauten Mercedes SL500 R129 fährt, zudem entdeckten wir vor Ort nicht nur einen wunderschönen RWB AE86, sondern auch eine Silvia im Rohzustand. Rauh Welt ist eine Legende und es gibt keinen Tuner weltweit der Nakai-san das Wasser reichen kann!
Text: Olivier Fourcade, Fotos: Fly
