Wiedervereintes Erfolgsduo

Motorsport, Walter Röhrl und der Porsche 924 Carrera GTS Rallye

Motorsport: Walter Röhrl und der Porsche 924 Carrera GTS Rallye

Walter Röhrl ist eine wahre lebende Motorport-, genauer gesagt insbesondere Rallye-Legende – das weiß jeder, der sich nur ein kleines bisschen für Autos und Racing interessiert. Dabei ist er heutzutage eng mit Porsche verbunden; und das, obwohl er während der 70er und 80er Jahre seine größten Erfolge in der Rallye-Weltmeisterschaft doch bekanntlich mit Fiat und Opel sowie auch Lancia und zuletzt Audi feierte. Porsche hingegen fuhr er lediglich ein Jahr lang und das mit Ausnahme eines WM-Laufs nur in der Deutschen Rallye-Meisterschaft – und das war so eigentlich so eigentlich gar nicht geplant, sondern eine spontane Notlösung: Sein eigentlich gerade erst geschlossener, neuer Vertrag für ein Engagement bei Mercedes war nämlich kurzfristig geplatzt.

40 Jahre ist das nun her, im Mai 1981 gingen Röhrl und sein langjähriger Co-Pilot Christian Geistdörfer im Porsche 924 Carrera GTS Rallye in ihren ersten von sieben Läufen in der deutschen Meisterschaft – und lieferten sofort ab: Nur ein technischer Defekt verhinderte den Sieg und warf das Team auf Rang 2 zurück. Danach lief es jedoch besser, es folget insgesamt vier Siege, der Meistertitel blieb Röhrl jedoch verwehrt.

Originalfahrzeug wieder fit gemacht

Schon kurz nachdem Röhrl seinen Dienst in dem 924 quittierte und zu Opel ging, war auch für den Wagen das Ende der Dienstzeit erreicht. Im Sommer 1982 ging das Coupé in den Besitz des Porsche Museums über. Dieses ergriff angesichts des anstehenden Jubiläums nun die Initiative und leitete die vollständige Inbetriebnahme des Carrera GTS Rallye in die Wege – als absolutes Geheimprojekt: Röhrl sollte zunächst nichts davon erfahren, denn die Wiedervereinigung des Piloten und seines Fahrzeugs sollte eine Überraschung zu seinem Geburtstag im vergangenen März sein. Eben diese Geheimhaltung war dabei fast eine größere Herausforderung als die Arbeiten an dem Auto, schließlich ist Röhrl intensiv mit dem Unternehmen Porsche und zahlreichen seiner Mitarbeiter vernetzt. Doch der Plan ging auf: „Es war eine riesige Überraschung für mich. Ich bin vor 40 Jahren aus dem Auto ausgestiegen und nie mehr wieder drinnen gesessen. Daher war ich unheimlich verwundert, als plötzlich Roland mit diesem Auto angefahren kam. Dieses Auto hat mir die Tür zu Porsche geöffnet. Daher bin ich ihm besonders verbunden“, freute sich Röhrl.

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Patina blieb erhalten

Roland, das ist Roland Kussmaul, der Ingenieur, der das Rallyefahrzeug 1981 aufgebaut hatte und dem Team der historischen Rennsportabteilung in Weissach, das nun für die Restaurierung verantwortlich zeichnete, mit seinem Know-how und der kompletten Fahrzeugdokumentation zur Seite stand. Der Blick auf die Technik zeigte, dass diese bis heute weitgehend gut erhalten ist, so beispielsweise der Zweiliter-Vierzylinder-Motor im Bug sowie das Getriebe. So blieben diese wie auch diverse weitere Komponenten original an Bord und wurden lediglich überholt respektive revidiert. Ganz neu sind nur eine Rennkupplung, welche die Werkstatt des Porsche-Museums bereitstellte, die Benzinversorgung, einige Fahrwerks- sowie natürlich verschiedenste Verschleißteile. Die Felgen sind mit neuen Pirelli-Reifen mit zeitgenössischem Profil und in den Dimensionen 255/55R15 bezogen. Wichtig war Porsche bei der Restaurierung auch, dass in optischer Hinsicht die Abnutzungs- und Kampfspuren des 924 in Ehren erhalten wurden, so etwa kleinere Beschädigungen Lack und Co., die ursprünglichen Schroth-Hosenträgergurte, die im Bereich unter der Heckscheibe leicht ausgeblichen sind, blieben ebenfalls an Bord.

Seltenes Basisfahrzeug

Wie der Name des Rallye-Rennwagens bereits verdeutlicht, diente als dessen Grundlage der 924 Carrera GTS. Dieser war mit einem Preis von 110.000 Mark damals nicht nur ausgesprochen teuer, sondern zudem sehr selten: Lediglich 50, allesamt in Indischrot lackierte Exemplare des primär mit blick auf den Motorsport konzipierten Modells, das jedoch eine Straßenzulassung bekommen konnte, entstanden – zuzüglich neun Prototypen, zu denen Röhrls Einsatzfahrzeug zählte. Während schon der Standard-GTS recht üppige 240 PS generierte, gab es optional eine Clubsport-Variante, die noch kompromissloser und mit 275 PS antrat. Entstanden ist der Carrera GTS als Evolutionsstufe des 924 Carrera GT mit 210 PS, welcher wiederum eine Weiterentwicklung des 924 Turbo war. Damit wäre bereits klar: Der Carrera GTS und Röhrls Rallye-Version hatten einen Turbolader. Diese Technologie war damals noch recht neu und stellte den erfahrenen Piloten durchaus vor ungewohnte Herausforderungen, die dieser jedoch offensichtlich meisterte: „Als Sauger-Fahrer bist Du damals mit der Turbo-Charakteristik verrückt geworden. Das Turboloch war riesig! Um schnell aus der Kurve zu kommen, musstest Du schon kurz vor der Kurve wieder Gas geben, immer die Drehzahl hochhalten.“ Als weitere Besonderheiten und Modifikationen für den harten Racing-Einsatz zeichnete sich as Coupé unter anderem durch die recht hohe Bodenfreiheit, zum Schutz vor Steinschläge mit GFK einlaminierte Hinterachslenker, dicke Metallplatten als Unterbodenschutz von Getriebe und Ölwanne sowie den Mengenteiler des V8 aus dem 928 aus. Der Öl-Trockensumpf ist im Heck verbaut. So entstand ein stimmiges Gesamtpaket, mit dem Porsche und Röhrl erfolgreich den Plan erfüllten, zu beweisen, dass auch Wagen mit Transaxle-Bauweise im Rallye-Sport konkurrenzfähig sein können …

Fotos: Porsche