Wenn der Vater mit den Söhnen…

BMW touring 1600 & touring 2000 tii

„Wenn der Vater mit dem Sohne“ – dieser Spielfilmtitel eines Heinz Rühmann-Klassikers aus den 1950er-Jahren hat sich seither zu einem gerne zitierten Motto für unterhaltsame Vater-Sohn-Projekte und -Geschichten entwickelt. Die Überschrift der von den beiden hier abgebildeten BMW touring-Modellen handelnden, Generationen-Geschichte jedoch ist korrekterweise im Plural formuliert: „Wenn der Vater mit den Söhnen“. Denn schließlich erzählt sie von der jahrzehntelangen BMW-Leidenschaft der im Siegerland beheimateten Familie Rübsamen, in deren Chronologie die Söhne Marc (44) und Flo (32) in die weiß-blauen Fußstapfen ihres Vaters Bernd traten.

Der heute 68-Jährige nämlich erwarb seinen ersten BMW – damals noch kinderlos – im Jahr 1975: ein inka-orangefarbener touring 1600 aus dem Baujahr 1971 zog vor nunmehr 45 Jahren ein seine Garage ein. Und obwohl der touring – anders als heute – damals nicht als fassungsfreudiger Kombi, sondern als sportliches Schrägheckmodell konzipiert war, bewährte sich der BMW auch, als im Folgejahr Sohn Marc auf die Welt kam: Dank einzeln umklappbarer Rücksitze konnten sowohl der Erstgeborene, als auch dessen Kinderwagen problemlos mitfahren. Auf den touring folgte in Bernds Garage zunächst eine golf-gelbe 1802-Limousine. Doch: Rübsamen senior ist ein touring-Fan und so besaß er seither JEDE BMW 3er-Baureihe in Touring-Ausführung: von E30, E36 und E46 über E91 bis zu seinem heutigen F31 320d. Es ist offensichtlich nur eine Frage der Zeit, bis dieser durch einen aktuellen G21 ersetzt wird. Für sonnige Open Air-Ausflüge besitzt Bernd ferner noch ein E30 325i-Cabriolet.

BMW-Erbgut setzte sich durch

Und der Vater vererbte seinen Söhnen das BMW-Gen ganz offensichtlich: Sowohl Marc, als auch der 1988 geborene Flo legen sich als erstes eigenes Auto je einen E21 zu, um als Fahranfänger Praxis zu sammeln. Selbstverständlich fahren beide – wie auch der dritte Sohn der Familie und große Teile der weiteren Verwandtschaft – bis heute BMW. Marc ist zudem im Clubleben federführend aktiv: Den BMW Club Kindelsberg e.V., Deutschlands größten regionalen BMW-Club, leitet der 44-jährige Maschinenbau-Monteur als Vorsitzender und im BMW Club Deutschland e.V. bekleidet er das Amt des Vizepräsidenten Automobil.

Inka-touring als Überraschung

Doch damit nicht genug: Vor rund zehn Jahren bescherte Marc seinen Vater ein überraschendes Déjà-vu. Ohne dessen Wissen hatte er – zu einem nach heutigen Maßstäben unverschämt günstigen Preis – einen touring 1600 in Inka-Orange erworben, ein dem damaligen Familienauto praktisch identisches Fahrzeug. Mehr als 25 Jahre hatte der BMW damals in einer trockenen Halle gestanden. Demenstprechend war er substanziell entsprechend gut erhalten, jedoch hatte die Technik einige Standschäden erlitten. Es folgte eine Restaurierung als Vater/Sohn-Projekt: Die Aufhängung und die Bremsen des 1600ers wurden im Zuge der Reparaturarbeiten gleich durch solche vom späteren 02-Topmodell (vom seltenen Turbo einmal abgesehen) 2002 tii ersetzt. Dazu wurden die nicht mehr ganz so schönen Scheiben durch grüne Colorverglasung ersetzt. Vor drei Jahren zog ferner ein 2,0 Liter großes M10-Aggregat ein, das ein Upgrade in Form der 40er Solex-Doppelvergaseranlage vom 2002 ti erhielt. So gerüstet entwickelt der Vierzylinder nun rund 120 PS.
In den Radhäusern des tourings drehen sich Ronal Racing-Dreiteiler mit goldenen Sternen und polierten Stufenbetten, die vorne 7×13 und hinten 8×13 Zoll messen. Rundum einheitlich ist mit 185/60R13 hingegen die aufgezogene Firestone-Bereifung. Für einen satten Sitz der Rad/Reifen-Kombinationen in den Radhäusern sorgen gelbe Koni-Stoßdämpfer in Kombination mit Gromisch-Tieferlegungsfedern, welche die Bodenfreiheit um 50 Millimeter an der Lenk- und deren 30 an der Antriebsachse reduzieren. Zusatzscheinwerfer am Bug sowie ein 63-Millimeter-Auspuffendrohr am Heck runden das sportive Erscheinungsbild des Vater/Sohn-tourings äußerlich ab, das Cockpit wurde ferner mit einem 360 Millimeter durchmessenden Raid 2-Sportlenkrad und einem BMW-Holz-Schaltknauf veredelt.

Golf-touring als erfüllter Traum

Flo zog 2019 nach: Im vergangenen Sommer legte sich auch der 32-Jährige seinen 1973er touring 2000 tii zu, welcher mit seiner Lackierung in Golf-Gelb in puncto Auffälligkeit nicht nur mit dem inka-orangen Bruder mithalten kann, sondern – wir erinnern uns – auch den damaligen 1802 des Vaters zitiert. Damit erfüllte sich Flo – nachdem er zuvor bereits E21, E28, E30 und E87 besessen hatte – den Traum vom eigenen touring-Oldie.
Bereits beim Kauf war der Dreitürer in außergewöhnlich gutem Zustand, sodass Flo – obwohl ihm dies als gerade zum Karosseriebauer umschulenden Kfz-Mechatroniker keine Probleme bereitet hätte – keine größeren Restaurierungsarbeiten vornehmen musste. So konnte er sich sogleich der Invidualisierung seines in serienmäßigem Zustand erworbenen Oldtimers mit „matching numbers“ zuwenden.
Die Hochbeinigkeit des touring 2000 tii bekämpfte er zunächst mit KHL-Tieferlegungsfedern, bevor kürzlich ein Raab-Classics-Gewindefahrwerk an Bord kam, welches dem Oldie echte Kurvenräuber-Qualitäten verleiht. Dazu passt, dass auf 7×13-zöllige Atiwe „Käseloch“-Felgen mit im BMW-Farbton Stirling-Silber lackierten Sternen und hochglanzpolierten Betten, griffige Toyo Proxes-Bereifung in 185/60R13 aufgezogen wurde.
Der 2,0-Liter-M10 mit Kugelfischer-Benzineinspritzung bedurfte angesichts von 130 werksseitigen PS einerseits keiner weiteren Leistungssteigerung und war andererseits technisch so fit, dass keine größere Revision anstand. Flo konnte sich also auf den Austausch von Kleinteilen wie Schrauben, Muttern, Schläuchen, Schellen, Leitungen etc. sowie die aufhübschende Lackierung von Ventildeckel und Luftfilterkasten beschränken. Neu kam hingegen die satt aus ihrem 60-Millimeter-Endrohr tönende Edelstahl-Abgasanlage von Winter Motorsport an Bord.

Wunderschön sind die touring-Oldies beide. Aber wenn der Vater mit seinen Söhnen als Trio und den BMWs als Duo unterwegs ist, dann ist das wirklich etwas Besonderes!

BMW 1600 touring

Baujahr: 1971

Karosserie: Lackierung in Inka-Orange, grüne Colorverglasung nachgerüstet, Zusatzscheinwerfer

Motor: Umbau auf 2,0-Liter-M10-Vierzylindermotor, 40er Solex-Doppelvergaseranlage vom 2002 ti, originale Abgasanlage mit 63-mm-Endrohr, 120 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: Federbeine und Stabis vom 2002 tii, Koni gelb-Stoßdämpfer, Gromisch-Federn 50/30 mm

Rad/Reifen: dreiteilige Ronal Racing-Felgen in 7×13 und 8×13 Zoll, Firestone-Bereifung in 185/60R13 rundum

Bremsen: umgerüstet auf 2002 tii-Bremsanlage

Innenraum: Raid 2-Sportlenkrad (360 mm), Original-BMW-Holz-Schaltknauf

 

BMW touring 2000 tii

Baujahr: 1973

Karosserie: originales Schiebedach mit Golde-Kurbel, Lackierung in Golf-Gelb

Motor: 2,0-Liter-M10-Vierzylindermotor (matching numbers) mit Kugelfischer-Benzineinspritzung, 130 PS, Ventildeckel und Luftfilterkasten lackiert, diverse neue Schrauben, Muttern, Schläuche, Schellen, Leitungen etc., Edelstahl-Abgasanlage von Winter Motorsport auf 60 mm, 60-mm-Endrohr

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: Raab-Classics-Gewindefahrwerk

Rad/Reifen: Atiwe „Käseloch“-Felgen in 7×13 Zoll (Felgensterne in Stirling-Silber lackiert, Betten hochglanzpoliert), Toyo Proxes-Bereifung in 185/60R13

Bremsen: Serie

Innenraum: Serie mit originalem Blaupunkt Frankfurt-Radio