Klassik VW Scirocco I
Nachdem der Golf 1 mit seinem kantigen Design erfolgreich die Wolfburger Kompaktklasse revolutioniert hatte, stellte ihm VW mit dem Scirocco einen sportiven Coupé-Bruder zur Seite. Dieser Rückblick auf die Geschehnisse des Jahres 1974 klingt völlig logisch – ist aber trotzdem falsch. In Wahrheit nämlich war der Scirocco zuerst da! Das bei Karmann gebaute Coupé rollte bereits im April ’74 in die Verkaufsräume der Volkswagen-Händler. Der Golf hingegen wurde erst im Mai vorgestellt. Sei’s drum: Beide Modelle feiern in wenigen Monaten ihren 50. Geburtstag und sind in diesem halben Jahrhundert längst zu gepflegten Klassikern gereift. Gerne werden sie dabei – glücklicherweise – weiterhin zeitgenössisch individualisiert. So wie es auch beim hier gezeigten 1er-Scirocco von Florian Zimmermann aus Eitorf geschah.
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Der 35-jährige Garten- und Landschaftsbauer ist ein absoluter Wiederholungstäter auf diesem Gebiet: Nach eigner Zählung hat er seit seiner Jugend bereits knapp zwei Dutzend wassergekühlter VW-Oldies besessen und umgebaut. Dennoch ist der in Pearl Metallic lackierte Scirocco für Florian doch weit mehr als nur eine weitere Nummer aus einer Liste, stecken in dem Auto doch einmalige, unwiderbringliche Familienerinnerungen.
Support vom Schwiegervater
So kutschierte er beispielsweise seine Ehefrau mit dem Rocco zur Hochzeit zum Standesamt. Dies wiederum wurde nur möglich, weil zuvor der zukünftige Schwiegervater den begonnenen Umbau vom zahmen 1,6er auf ein 1,8-Liter-Triebwerk mit 45er Doppel-Webern, modifizierter Querstromkopf vom Golf 4 1.6 und scharfer Nockenwelle mit Rat, Tat und Teilen unterstützt hatte. Damit erfüllte der erfahrene Kfz-Meister seinem Schwiegersohn zudem den lange gehegten Wunsch nach einem Auto mit Weber-Doppelvergaseranlage – denn eine solche hatte bis dahin keines seiner zahlreichen Projekte besessen.
Als der Motor im Zuge des Umbaus einmal gut draußen war, wurde im Zuge des Umbaus auch gleich der gesamte Maschinenraum teilweise gecleant und sauber in Wagenfarbe auslackiert. An einen Fächerkrümmer schließt sich eine Gruppe A-Sportauspuffanlage an, welche sonor tönt, ohne Fahrzeuginsassen und Passanten dabei mit übertriebener Lautstärke auf die Nerven zu gehen. Rund 150 PS stehen nun im Datenblatt, die angesichts eines fahrfertigen Leergewichts von nur rund 800 Kilogramm für ziemlich vehementen Vortrieb sorgen. Die kraftvollen Bremsen stammen auf der anderen Seite vorne vom „Enkel“ Corrado G60 und hinten vom Scirocco GTI.
Rennsport-Look mit Irmler-Dreiteilern
Die von Designer Giorgio Giugiaro gezeichnete Linienführung des Einser-Sciroccos tastete Florian derweil nicht an: Die Karosserie blieb – mit Ausnahme der Installation weißer Blinkergläser – vollkommen original erhalten. Gleiches gilt für die Lackierung in Pearl Metallic: Sie weist einige patinierte Stellen auf, die (unserer Auffassung nach) jedoch als charakterbildende Zeitzeugen eines 45-jährigen Autolebens einzustufen sind.
In den Scirocco-Radhäusern rotieren Irmler Racing-Dreiteiler, deren Sterne einen sehr schönen Ton-in-Ton-Kontrast zum Karosseriefarbe bilden. Bezogen sind die rundum 7×16 Zoll messenden Mehrteiler mit Hankook Ventus S1 evo-Bereifung in 195/40R16. Für ein zackiges Fahrverhalten sowie eine üppige Tieferlegung des werksseitig eher hochbeinigen Kompakt-Coupés sorgt ein KW Variante 1-Gewindefahrwerk.
Braun-in-Braun-Cockpit
Weitgehend im Originalzustand blieb das Scirocco-Cockpit, welches allerdings bereits serienmäßig mit einer Kunstleder/Cord-Ausstattung in harmonierenden Braun- und Beige-Tönen sehr sehenswert daherkam. So sind die Sitze in Beige und hellem Braun bezogen, während das Armaturenbrett samt Sportlenkrad in Dunkelbraun gehalten ist. Dahinter: der klassische „Tittentacho“. Einzug hielt zusätzlich ein hoch aufragender Short Shifter von JB-Motoring, dank dessen die fünf Gänge deutlich knackiger durch die Kulisse rasten sowie – Stichwort: Familiengeschichte – eine Isofix-Halterung für Kindersitze.
Technical Facts
VW Scirocco 1, Typ 53
Baujahr: 1977
Karosserie: Erstlack in Pearl Metallic, weiße Blinker
Motor: Umbau von 1.6 auf 1.8, modifizierter Querstromkopf vom Golf 4 1.6, 45er Weber-Doppelvergaser, Nockenwelle geändert, Gruppe A-Sportabgasanlage inkl. Fächerkrümmer, Motorraum neu lackiert, ca. 150 PS
Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltgetriebe
Fahrwerk: KW Variante 1-Gewindefahrwerk
Rad/Reifen: Irmler Racing-Felgen (dreiteilig) in 7×16 Zoll, Hankook Ventus S1 evo-Bereifung in 195/40R16
Bremsen: VA vom Corrado G60, HA vom Scirocco GTI
Innenraum: Short Shifter von JB-Motoring, Isofix nachgerüstet