VW Karmann-Ghia 1200 Coupé
Im Laufe der vergangenen 30 Jahre besaß Randy Carlson zahlreiche VWs. Viele von ihnen waren international in Magazinen zu sehen, auch in Deutschland. Die Autos sind meist nicht einer bestimmten Kategorie wie Californian Look oder Baja Bug zuzuordnen. Stattdessen strebt Randy immer das Außergewöhnliche, wenn nicht gar Verrückte und Skurrile an. Auf seinen hier gezeigten Karmann-Ghia vom Baujahr 1957 trifft dies zwar nicht wirklich zu. Dennoch beweist er einen ganz besonderes Maße an Charakter, Kreativität, ja gar Humor. Das Oldie-Coupé bringt Leute einfach zum Lächeln. Randy ließ sich für den Umbau von der berühmten Carrera Panamericana in Mexiko inspirieren, die in den 50er Jahren stattfand. Dabei beweist er nicht zuletzt auch: Man kann selbst mit einem begrenzten Budget Spaß haben!
Doch beginnen wir die Geschichte von Randy und seinem Karmann am Anfang: „Ich habe das Auto aus dem Nachlass von Don Dench, einem lebenslangen VW-Enthusiast und Abenteurer. Er fuhr seit den 1950ern nur VWs und liebte es, in ihnen zu reisen. Er machte mit seiner Frau viele Trips nach Mexiko, einmal sogar eine Tour in einem Typ 3 nach Südamerika. Den Karmann-Ghia erwarb er in den 80ern und fuhr ihn, so lange er nur konnte. Mit der Zeit nahm er an dem Wagen einige Modifikationen vor. Ich fand das Auto so nach seinem Tod aufgebockt und mit mehreren Lagen Grundierung anstelle der originalen roten Lacks vor. Zudem fehlten die Schürzen, weshalb das Kennzeichen mit Draht auf der Front befestigt war“, erzählt Randy.
Legendär: Carrera Panamerica
Passende Schürzen und weitere Komponenten waren schnell in Dons riesigem Teilelager gefunden und der Karmann mit wenig Aufwand wieder startklar gemacht. Angetrieben vom serienmäßigen 30-PS-Motörchen gelangte er so auf eigener Achse zu Randy. Nach einiger Zeit der Unschlüssigkeit, was er mit dem neuen Schätzchen machen sollte, kam schließlich die zündenden Idee dank der Nachricht eines Freundes: Der Typ 14 sollte zum Vintage-Rallyewagen werden! „Ich war immer fasziniert von den mexikanischen La Carrera Panamericana-Straßenrennen der 50er Jahre“, sagt Randy. „In den frühen Tage des wilden und gefährlichen Racings zwischen amerikanischen Straßenkreuzern und europäischen Sportwagen auf den unebenen Straßen Mexikos wurden Legenden geboren. Dabei war das Event nur kurzlebig, wurde schon 1954 wieder eingestellt. Es war einfach zu gefährlich, in den ersten fünf Rennen hatte es 24 tödliche Unfälle gegeben. Doch selbst in dieser kurzen Zeit hatte die Veranstaltung sich ihren festen Platz in der Geschichte gesichert. 1988 wurde sie schließlich als kontrollierteres Etappen-Rennen auf gesperrten Straßen wiederbelebt.“
Klassische Rallye-Racer als Vorbild
Wie bis heute üblich, waren die Rennwagen schon damals von unterschiedlichsten Unternehmen gesponsert, deren Namen und Logos groß auf der Karosserie abgebildet wurden. So waren die Autos wahre Hingucker, die auch hervorragende Fotoobjekte abgaben. „Ein schäbiges und schmutziges Rennauto kommt mir immer irgendwie cool vor“, ergänzt Randy. „Daher wollte ich einfach ein Auto bauen, das aussieht, als hätte es La Carrera Panamericana beendet“. Auf der Suche nach Inspiration für ein passendes Styling durchforstete Randy unzählige alte Fotos, bis er Bilder von einem Fahrzeug aus 1952 oder 1953 fand, das von einem Cocktail Club in Mexiko-Stadt gesponsert wurde: la Cucaracha. Der Name und das Maskottchen – eine Kakerlake im feinen Anzug – brachten ihn zum Schmunzeln, zumal die Karosserieform des Typ 14 ihn entfernt an eine Kakerlake erinnerte. Nach weiterer Recherche waren auch die übrigen Sponsoren auserkoren und die Grundidee vom Styling stand.
Optik eines dreckigen Rennwagens
„Ich hab den Wagen elfenbeinfarben mit mattem Finish lackiert und die Oberseiten der Kotflügel mit brauner Grundierung. Das Dach ist als Kontrast schwarz und dann folgte der spaßige Teil: die grafische Gestaltung. Zwar gibt es ein paar kleine Sticker auf dem Auto, aber ‚die großen Dinger‘ mussten einfach gemalt sein, um gut auszusehen“, erinnert sich Randy. Zur Umsetzung dessen fand er in dem kalifornischen Künstler Bailey Clayton genau den richtigen Partner, der seine Vision perfekt realisierte und die Logos, Schriftzüge sowie Startnummern meisterhaft aufbrachte. „Die Pinselstriche sind deutlich sichtbar, an manchen Stellen sind sie gar fast etwas zu dünn geraten, das Ergebnis sieht echt authentisch aus“, zeigt sich Randy begeistert. Weitere Details wie die durch Christian von Curbfeeler Art auf die Fronthaube gezauberten Flaggen runden das Styling ab. Last but not least erhielt der Karmann künstlich einen Look, als sei er gerade hunderte Kilometer durch den mexikanischen Staub gefahren: Mit Sprühdosen wurden mehrere Lagen unterschiedlich stark verdünnten Hauslacks aufgebracht, was täuschend echt nach Schmutz aussieht. Selbst die Fenster, Stoßstangen und Räder sind entsprechend bearbeitet um permanent dreckig zu wirken.
Interieur im Rallye-Style
Last but not least beschert Randy seinem VW eine stilechte Inneneinrichtung: „Es war eine kleine Herausforderung, den Wagen wie ein wirkliches Rallyeauto aussehen zu lassen. Den Überrollbügel hab ich aus dem eines alten Buggys gebaut. In meinem eigener Teilefundus und über Ebay fand ich einige weitere Accessoires für das Cockpit. Ein Paar Vintage-Stoppuhren von Seb Schmit runden das Gesamtpaket ab. Und auch eine Hube, die „La Cucaracha“ spielt, war ein Muss.“ Abschließend blickt Randy in die Zukunft: „Ich plane einige Performance-Upgrades, damit es so schnell fährt, wie es aussieht. Wobei es bei diesem Wagen eigentlich besonders spaßig ist, ihn sich im Detail anzusehen, wenn er steht!“
Technical Facts
VW Karmann-Ghia 1200 Coupé
Karosserie: Zusatzscheinwerfer und „Carrera-Panamericana“-Schild an der Frontstoßstange, Lackierung im Stile eines „La Carrera Panamericana“-Rennwagens inkl. künstlich erzeugten Drecks.
Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Boxermotor, 30 PS
Getriebe: Viergang-Handschaltgetriebe
Rad/Reifen: Stahlfelgen in 15 Zoll mit Bereifung in 165R15
Innenraum: Lenkradkranz mit rotem Bezug und 12-Uhr-Markierung aus Klebeband, zwei Stoppuhren am Armaturenbrett, Lampe vor dem Beifahrer, Überrollbügel
Multimedia: Panasonic-Radio
Fotos: Stephan Szantai