Rallye-Schlumpf mit VR6-Herz
Eigentlich war Stefan „Stivi“ Daniels vor rund acht Jahren auf der Suche nach einem Golf III VR6 gewesen. Schon während er damals allerdings mit seinem Kumpel Gino eine Runde in dessen Golf II drehte, reifte in dem damals 20-Jährigen die Begierde nach genau einem solchen Fahrzeug – aber mit großvolumigem VR6-Triebwerk. Da Volkswagen diese Kombination jedoch bekanntlich nie anbot, beschloss der Industriemechaniker aus Köln, selbst zum Werkzeug zu greifen und sein Traumauto eben eigenhändig aufzubauen. Gesagt, getan: Kurze Zeit später kaufte Stivi seinem Freund Gino einen anderen Zweier ab, einen GTI Edition One aus dem Baujahr 1989 für schlappe 1.500 Euro. Seither investierte Stivi nicht nur ein Vielfaches dieser Summe, sondern – unterstützt von seinen Schrauberkumpels – auch unzählige Arbeitsstunden in seinen „Schlumpf“.
Warum der Zweier gerne so genannt wird, ist auf den ersten Blick offensichtlich: Seine Lackierung in „schlumpfigem“ Hellblau ist wohl das größte Kennzeichen des kompakten Youngtimers. Ebenfalls sehr markant ist der Umbau auf den Bug des seltenen Rallye-Golfs, welcher als Homologationsmodell für den Motorsport in einer Auflage von nur 5.000 Stück mit rechteckigen Scheinwerfern gebaut wurde. Letztere wurden von Stivi schwarz auslackiert. Zudem setzte der passionierte Schrauber gelbe Nebelscheinwerfer in die Rallye-Schürze ein. G60-Radläufe verleihen dem einstigen Edition One-GTI ein breitschultriges Auftreten und schaffen – in Kombination mit den darunter versteckten Kotflügelverbreiterungen – Platz für üppige Rad/Reifen-Kombinationen. Vor der (übrigens selbst durchgeführten) Neulackierung baute Stivi zudem die Heckklappe auf die kleine Kennzeichenmulde des US-Modells um, cleante die Kotflügel und entfernt die Dachantenne. Die kurze Griffleiste der Heckklappe sowie die Tankklappe wurden mit Sichtcarbon überzogen.
Edle BBS RS-Kultfelgen
Echte Kult-Klassiker im edlen Outfit drehen sich in den ausgestellten Kotflügeln: Die BBS RS-Dreiteiler (099 und 100) ziehen mit goldenen Kreuzspeichen-Sternen, hochglanzverdichteten Stufenbetten, vergoldeten Schrauben sowie roten Japan-Deckeln auf hochglanzverdichteten Sechskanten die Blicke auf sich. Die 8×15-Zöller der Vorderachse kombinierte Stivi mit Hankook Ventus Prime-Bereifung in 195/45R15, während die einen Zoll breiteren Hinterachsfelgen mit 205/45er Gummis bezogen wurden.
Turbo-Upgrade für den 174-PS-VR6 in Planung
Fester Bestandteil des „Bauplans“ für Stivis Golf II war – wie eingangs erwähnt – die Transplantation eines Sechszylinder-Herzens in den Maschinenraum. Konkret griff Stivi zur 174 PS starken Ur-Version dieses Triebwerks, wie sie mit dem Kennbuchstaben AAA beispielsweise von 1991 bis 1997 im Dreier-Golf zum Einsatz kam. Während der Motor selbst technisch bislang unverändert blieb, röhrt der Sechsender dank einer Powersprint-Gruppe A-Abgasanlage inklusive 100-Zellen-Rennkat recht vernehmlich. Für die Zukunft plant Stivi zudem ein größeres Upgrade: Mittels der Installation eines Turboladers möchte er dem 2,8-Liter-Aggregat mächtig Druck machen.
Analog zum starken VR6 unter der Motorhaube erhielt auch die Bremsanlage ein adäquates Upgrade: An der Vorderachse verbeißen sich die kräftigen Bremssättel eines GTI G60 in gelochten und genuteten EBC Turbo Groove-Bremsscheiben.
KW Variante 3-Gewinde mit HLS
Eher ungewöhnlich in einem Golf II ist das in Druck- und Zugstufendämpfung justierbare KW Variante 3-Fahrwerk von KW automotive. Um das Gewinde auf maximalen Tiefgang herunterdrehen zu können, ohne in seiner Alltagstauglichkeit allzu sehr eingeschränkt zu sein, kombinierte Stivi das Fahrwerk mit dem Hydraulic Lift System aus gleichem Hause, welches den Rallye-Bug auf Knopfdruck hydraulisch um rund vier Zentimeter anhebt. Praktisch und detailverliebt: Der HLS-Taster ist in den charakteristischen GTI-Golfball-Schaltknauf integriert.
Für zusätzliche Steifigkeit und spürbar mehr Fahrpräzision sind zusätzlich eine pulverbeschichtete Wiechers-Querlenkerstrebe, Domstreben von Eibach und raid hp sowie ein ganzes Sortiment von Powerflex-PU-Buchsen an Bord. Mehr als einen Blick wert ist ferner sogar der Unterboden des Golfs: Diesen nämlich befreite Stivi in stundenlanger Arbeit von jeglichem Unterbodenschutz und lackierte ihn säuberlich in Wagenfarbe. Dazu wurden die kompletten Achsen sowie diverse Aufhängungsteile in Pulverbeschichtungen gehüllt.
Motorsport-Flair im Cockpit
Ein Hauch von Motorport-Atmosphäre weht durch das 1980er-Jahre-Cockpit des Golfs: Anstelle einer Rücksitzbank macht sich hinter den beiden Recaro Pole Position-Schalensitzen mit Leder/Alcantara-Bezug und Schroth-Gurten ein auf Hochglanz polierter Wiechers-Überrollbügel mit Kreuz breit. Passend zu den Sitzen wurden auch die Türverkleidungen sowie der selbst konstruierte und angefertigte Heckausbau mit Alcantara veredelt. Lenkbefehle werden mittels eines kleinen Momo-Sportlenkrads mit Wolfsburg Edition-Hupenknopf erteilt, während für die „Beinarbeit“ eine Audi TT-Pedalerie zur Verfügung steht.
Auch für ordentliche Bordunterhaltung ist gesorgt: Während im werksseitig für das Radio vorgesehenen Schacht nun drei raid hp-Zusatzinstrumente sitzen, die über Druck und Temperatur des Motoröls sowie die anliegende Bordspannung informieren, passte Stivi eine Etage tiefer eine Zenec-2-DIN-DVD-Headunit in die Mittelkonsole ein. Deren akustische Signale werden von Pioneer-Lautsprechersystemen sowie einem dicken Blaupunkt-Subwoofer in druckvollen Schall umgewandelt.
Technical Facts
Fahrzeugtyp: VW Golf II GTI Edition One
Baujahr: 1989
Karosserie: Rallye-Front, Scheinwerfer innen schwarz lackiert, gelbe Nebelscheinwerfer, G60-Radläufe, Kotflügel verbreitert (unsichtbar unter den Kunststoff-Radläufen), Heckklappe auf US-Mulde umgebaut, Kotflügel gecleant, Dachantenne gecleant, Tankdeckel und Kennzeichenleiste mit Carbon laminiert, Lackierung in Hellblau inkl. Unterboden
Motor: 2,8-Liter-VR6-Motor, 174 PS, Powersprint-Gruppe A-Abgasanlage inkl. 100-Zellen-Rennkat, Powerflex-PU-Motorlager
Fahrwerk: KW Variante 3-Gewindefahrwerk mit KW-HLS-System an der VA, Wiechers-Querlenkerstrebe (pulverbeschichtet), Eibach-Domstrebe vorne, raid hp-Domstrebe hinten, Powerflex-PU-Buchsen an Achsen vorne und hinten
Rad/Reifen: dreiteilige BBS RS-Felgen in 8×15 und 9×15 Zoll mit roten Japan-Deckeln, goldene Sterne, vergoldete Schrauben, hochglanzverdichtete Betten und Sechskante, Hankook Ventus Prime-Bereifung in 195/45R15 und 205/45R15
Bremsen: VA Golf II G60-Bremsanlage mit EBC Turbo Groove-Bremsscheiben, HA Original
Innenraum: polierter Wiechers-Überrollbügel mit Kreuz, Recaro Pole Position-Schalensitze in Leder/Alcantara-Kombination, Schroth-Gurte, Momo-Sportlenkrad mit Wolfsburg Edition-Hupenknopf, raid hp-Zusatzinstrumente im Radioschacht (Öldruck, Öltemperatur, Spannung), Alcantara-Türverkleidungen, Rücksitzbank entfernt, mit Alcantara bezogener Heckausbau, Audi TT-Pedalerie
Multimedia: Zenec-DVD-Headunit in Mittelkonsole eingepasst, Pioneer-Lautsprechersysteme, Blaupunkt-Subwoofer, Sony PlayStation unter dem Heckausbau
Danke an:
Gino Cumia, Franco Parisim Jupp, Dennis Petersen, Ralf Stauss von RS carsport, Ferit Sayan