Italo-Sportler mit japanischem Herz

Ferrari 244 GTK von StanceWorks (Basis Ferrari 308 GTBi)

Ferrari 244 GTK von StanceWorks (Basis Ferrari 308 GTBi)

308 GTBi. Während er schon optisch mit seinem krassen Bodykit die Blicke auf sich zieht, fand die eigentliche Revolution unter dem Blech statt, genauer gesagt im Motorraum: Besitzer Mike Burroughs, der mit StanceWorks 2009 eine internationale Community für Tuning-Fans schuf, wählte ein extrem außergewöhnliches Triebwerk für sein italienisches Mittelmotor-Coupé. Einen Hinweis darauf, worum es sich handelt, gibt bereits die neue Bezeichnung des Wagens: 244 GTK. Er war eines der absoluten Highlights der SEMA Show 2022: der auf diesen Seiten gezeigte Ferrari. Traditionell geben die Ferrari-Modellnamen oftmals einen Hinweis auf die Konfiguration des Motors – so steht 308 für drei Liter Hubraum, acht Zylinder. Diesem Schema folgte auch Mike, heißt im Klartext: Sein Ferrari besitzt einen 2,4-Liter-Vierzylinder! Puristischen Fans der legendären italienischen Sportwagen-Marke dürfte an dieser Stelle ein lauter Aufschrei der Entrüstung entweichen. Für Mike ist das Aggregat aus diversen Gründen aber die absolut logische und beste Wahl für sein Projekt, das Ende 2020 mit dem Kauf eines 308 GTBi von 1981 mit einem Tachostand von nur etwa 61.000 Kilometern startete.

Ab dem 1. Februar 2023 überall im Handel erhältlich, die brandneue Eurotuner Ausgabe 2-2023. Oder bequem und portofrei von zu Hause aus bestellen bei uns im Shop unter: www.tuning-couture.de

Eurotuner 2-2023

Komplett optimierter K24

Genau gesagt sitzt im Heck ein Honda K24-Motor. Dieser war schon im Serienzustand fast genauso stark wie der originale V8 des Ferraris. Zugleich ist er mit nur etwa 140 Kilogramm nicht einmal halb so schwer wie der Achtzylinder und zudem sehr haltbar und zuverlässig, selbst bei umfangreichem Tuning und extremen Leistungssteigerungen. Schließlich wird der K24 vor allem in der JDM-Szene, aber auch darüber hinaus, in Projektfahrzeugen häufig weitreichend optimiert. So gibt es eine schier unendliche Masse an verfügbaren Komponenten – ein weiterer Pluspunkt, der aus Mikes Sicht für das Aggregat sprach. Den verbauten K24 erwarb er als Crate Engine bei den Spezialisten von 4 Piston Racing. Sie bauten ihn auf Basis des Motorblocks eines Acura TSX auf und optimierten ihn einmal vollumfänglich, sodass er jetzt Leistungen von bis zu 1.200 PS standhält. Dies zeigt schon, wohin die Reise für Mikes Ferrari gehen sollte. Das Triebwerk wurde unter anderem mit Ferrea-Ventilen in einem CNC-gefrästen Zylinderkopf, Wiseco-Kolben auf Saenz-Pleueln und einer Trockensumpfschmierung ausgeliefert. Hondas charakteristische variable Ventilsteuerung VTEC ließ Mike unterdessen entfernen, da er sie als unnötig komplex und für seine Zwecke nicht notwendig ansah.

Aufladung mittels riesigen Turbos

Um die angepeilte Leistung von circa 1.000 PS am Rad zu erreichen, war eine Aufladung des normalerweise freisaugenden K24 natürlich absolut unausweichlich. Mike ging gleich in die Vollen und wählte einen extrem großen Garrett G42-1000-Turbo. Dieser agiert im Zusammenspiel mit einem TurboSmart-Wastegate und ist zwecks einer optimalen Leistungsfähigkeit mit einem Wasser-zu-Luft-Ladeluftkühler kombiniert. Dieser stammt ebenso wie der große, im Bug befindliche Motorkühler von CSF. Weitere Merkmale des Systems sind eine Pracworks-Ansaugkrümmer aus Carbon, eine Bosch-Drosselklappe und das Haltech-Motorsteuergerät. Ein absolutes Highlight ist auch der Custom-Turbokrümmer: das erste von Mike selbst WIG-geschweißte Bauteil, nachdem er dies extra für das Projekt gelernt hatte.

Fahrwerk und Co. erneuert

Neben der Installation des komplett neuen Motors wurden die übrigen technischen Komponenten ebenfalls einmal komplett erneuert. Die Kraftübertragung geschieht mittels eines sequenziellen Quaife-Fünfgang-Getriebes und eine AP Racing-Bremsanlage mit vorne Sechs- und hinten Vier-Kolben-Sätteln sorgt für hervorragende Verzögerungswerte. Hinsichtlich des Fahrwerks besitzt der 244 GTK sonderangefertigte Monotube-Gewindefederbeine von H&R. Zudem gibt es unter anderem Custom-Querlenker und -Achsschenkel.

Breitbau-Racing-Look

Wie eingangs angesprochen, erregt der Ferrari nicht nur durch seinen technischen Neuaufbau, sondern zudem mit seiner Optik Aufsehen. Die Basis dafür bildet ein Liberty Walk-Widebody, von dem Mike die Frontschürze und die Kotflügel-Verbreiterungen installierte. Hinzu kommt ein Carbon-Aero-Karosseriekit, von RS Future speziell für den 244 GTK angefertigt. Er umfasst ein Frontsplitter mit senkrechten Endplatten, Seitenschweller sowie – jeweils sehr groß dimensioniert – einen Diffusor und einen Heckflügel. Abrundend kommt eine neue Motorhaube hinzu, die ebenso sonderangefertigt ist wie die Fronthaube. Vor allem die Anfertigung der letzteren erforderte viel Arbeit, sie entstand in Kooperation mit Sons of Cobra und ihr Luftauslass ist perfekt auf den darunterliegenden Motorkühler zugeschnitten. Die großen Radkästen sind mit Rotiform ROC-H-Felgen in 10,5×18 und 12×18 Zoll samt Nitto-Bereifungen in 275/35ZR18 und 315/30ZR18 gefüllt. Ihr Finish ist ebenso weiß wie – dank einer perfekten Vollfolierung – das der Karosserie.

Ferrari 244 GTK von StanceWorks (Basis Ferrari 308 GTBi)

Reduziertes Interieur

Bei der Gestaltung des Innenraums nahm sich Mike das Cockpit des legendären Ferrari F40 und dessen Einfachheit zum Vorbild. Das Ergebnis zeigt sich ebenfalls sehr motorsportlich mit unter anderem einem Narita Dogfight-Sportlenkrad, einem hoch aufragenden Quaife-Schalthebel und Sabelt-Rennschalensitzen. Als Informations- und Schaltzentrale sind ein volldigitales Haltech-Armaturendisplay und ein Haltech-Bedienpanel am Armaturenbrett mit 15 Knöpfen an Bord.

Ferrari 244 GTK von StanceWorks (Basis Ferrari 308 GTBi)

Erfolgreiche Premiere auf der SEMA

Wenngleich der Aufbau des Ferraris sich über etwa zwei Jahre hin zog, fand – wie es immer so ist – ein Großteil der Fertigstellung für die SEMA Show in regelrechter Akkordarbeit in den letzten ein bis zwei Wochen vor der Messe statt, langen Nachtschichten inklusive. Letztendlich wurde der Ferrari tatsächlich so fertig, dass er auf eigener Achse zum Ausstellungsstand fahren konnte, was Mike besonders wichtig war. Und die ganze Arbeit hat sich gelohnt: Der Wagen erregte riesige Aufmerksamkeit und konnte sogar einen Award für das beste High Performance-Projektfahrzeug der Show gewinnen. Übrigens: Allen, die noch mehr über den Aufbau erfahren wollen, empfiehlt sich ein Besuch der Youtube-Seite von StanceWorks: Hier hat Mike den Prozess bis ins kleinste Detail haargenau dokumentiert – in (bis jetzt) 116 Videos mit einer Gesamtlaufzeit von über 30 Stunden! Und es werden sicher viele weitere folgen, denn final fertiggestellt und abgestimmt ist der 244 GTK noch lange nicht …

Weitere Informationen unter:

www.stanceworks.com

Fazit: Mit seinem 244 GTK hat Mark Burroughs einen ganz besondere Ferrari kreiert. Keine Frage, mit seinem außergewöhnlichen Motorkonzept polarisiert der Wagen extrem. Zugleich muss man die im Rahmen unzähliger Stunden über zwei Jahre hinweg geleistete Arbeit aber einfach auch voller Respekt anerkennen und wertschätzen. Sowohl der K24-Vierzylinder als auch die übrigen technischen Umbauten sowie optischen Modifikationen können vollends überzeugen.

Technical Facts

Ferrari 244 GTK

Baujahr: 1981

Motor: Honda K24-Reihenvierzylinder-Ottomotor (KT-1000-Crate Engine von 4 Piston Racing mit K24A2-Block vom Acura TSX), Turboaufladung mit Garrett G42-1200-Lader, CSF-Wasser-zu-Luft-Ladeluftkühler, Turbosmart ProGate 50-Wastegate-Ventil, Pracworks-Ansaugkrümmer aus Carbon, Zylinderkopf und Motorblock gehont, CNC-gefräster Zylinderkopf, rot eloxierter Ventildeckel, variable Ventilsteuerung (VTEC) entfernt, Ferrea Super Alloy Plus-Ventile inkl. Ventilfedern und Federtellern, Wiseco-Kolben, Saenz-I-Schaft-Pleuel, 80-mm-Drive-by-Wire-Drosselklappe von Bosch, CSF-Motorkühler, GTR-Zündspulen, Dailey Engineering-Trockensumpfschmierung, Eigenbau-Custom-Turbokrümmer, Haltech Nexus R5-Motorsteuergerät, Haltech PD16-Spannungsverteilermodul

Hubraum: 2.354 ccm

Leistung: ca. 735 kW / 1.000 PS am Rad (geplant)

Kraftübertragung: sequenzielles Quaife QKE8J-Fünfgang-Getriebe

Fahrwerk: Custom-Monotube-Gewindefederbeine von H&R mit Aluminium-Körpern, handgefertigte Custom-Querlenker, Custom-Achsschenkel, Custom-Querstrebe im Motorraum

Rad/Reifen: Rotiform ROC-H-Leichtmetallfelgen in 10,5×18 und 12×18 Zoll, Finish in Weiß, Nitto NT01 R-Bereifung in 275/35ZR18 und 315/30ZR18

Bremsen: AP Racing Pro 5000 R-Bremsanlagen mit VA Sechs-Kolben-Sätteln und HA Vier-Kolben-Sätteln auf geschlitzten Scheiben

Karosserie: Liberty Walk-Widebodykit bestehend aus Frontschürze sowie Bolt-on-Look-Kotflügelverbreiterungen, Custom-Aero-Bodykit aus Carbon von RS Future bestehend aus Frontsplitter (mit großen Endplatten) sowie, Seitenschwellern, Diffusor und Heckflügel, Hella Jumbo 220-Zusatzleuchten, Custom-Carbon-Fronthaube, Custom-Motorhaube, „244 GTK“-Emblem am Heck (3D-gedruckt), Vollfolierung in Weiß

Innenraum: Narita Dogfight-Sportlenkrad, BattleCraft-Schnellverschluss-Nabe, Quaife-Schalthebel, Haltech iC-7-Armaturendisplay, Sabelt X-Pad-Rennschalensitze, Haltech-CAN-Bedienpad am Armaturenbrett mit 15 Knöpfen, Custom-Mittelkonsole, Original-Türverkleidungen mit neuem Alcantara-Bezug, Custom-Teppiche in den Fußräumen, Custom-Aluminium-Fußstützen im Fahrer-Fußraum