Indischrote Homologations-Rarität

Klassik, Porsche 924 Carrera GTS Club Sport

Klassik, Porsche 924 Carrera GTS Club Sport

Man kann es nur immer wieder betonen: Porsche und Motorsport, das gehört zusammen. Und so wundert es nicht, dass die Zuffenhausener über die Jahre auch immer wieder sehr Rennsport-nahe Serienmodelle oder gar streng limitierte und dementsprechend begehrte, straßenzugelassene Homologationsmodelle bauten. So beispielsweise im Jahr 1981 vom wassergekühlten Reihen-vierzylinder-Sportler 924. Die Verkaufserfolge des Schlafaugen-Coupés hielten sich in den ersten Jahren nach der Markteinführung in Grenzen. So beschloss Porsche das Einstiegsmodell durch den Einsatz im Motorsport etwas in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken und sein Image aufzupolieren.

Mit dem 924 Turbo bot das Modellprogramm bereits eine recht gute Ausgangsbasis für den Aufbau eines konkurrenzfähigen Rennwagens. Diese Grundlage nutzte Porsche, um einen leistungsstärkeren Ableger zu entwickeln, der dann wiederum zur Homologation des Gruppe 4-Rennwagens diente: der Carrera GT. Dieser war nicht nur merklich leichter als der Turbo, sondern der aufgeladene Motor war dank verschiedener Optimierungen zugleich stärker, generierte nunmehr 210 PS. Zudem bekam er die Bremsanlage vom 911 Turbo. Optisch zeigte sich der GT mit breiteren Kotflügeln vorne und markanten Verbreiterungen am Heck bedeutend stämmiger als die bisherigen 924er. Zugleich hatten diese Anpassungen natürlich auch schlicht praktische Gründe, ermöglichten sie doch die Installation breiterer Räder respektive Reifen.

Save the date: WOB Klassik Day, am 4. September 2022 im legendären Stöffel Park im Westerwald. Tickets gibt es unter www.tuning-couture.de

Extrem selten

Während Porsche schon vom Carrera GT lediglich etwa 400 Exemplare fertigte, wurde es in der Folge nochmals exklusiver. Die Zuffenhausener entwickelten eine Evolutionsstufe, die den Namen Carrera GTS bekam – sie diente wiederum als Basis und zur Homologation für die drei 924 GTP-Rennwagen, die 1981 mit Erfolg am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnahmen. Nur 50 Stück des GTS-Serienmodells, das sich unter anderem durch ein nochmals reduziertes Gewicht, Rennsitze und nun feststehende Frontleuchten unter einer Plexiglas-Abdeckung anstelle der Klappscheinwerfer auszeichnete, wurden gebaut. Die Leistung des Turbo-Vierzylinders stieg dank verschiedener Optimierungen auf 245 PS. Doch damit nicht genug: Lediglich 15 der stets in Indischrot lackierten GTS lieferte Porsche mit dem optionalen Clubsport-Ausstattungspaket aus: Es brachte unter anderem einen nochmaligen Gewichtsverlust, Sechs-Punkt-Gurte, einen Überrollkäfig, einen Feuerlöscher und eine Tieferlegung mit sich. Darüber hinaus wurde der Motor nochmals überarbeitet, womit seine Leistung durch eine leichte Hubraumerhöhung, einen größeren Ladeluftkühler und einen erhöhten Ladedruck auf 270 PS und 335 Nm stieg. Damit konnte der Clubsport in 5,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und maximal 260 km/h erreichen, was ihn zum bis dahin schnellsten Straßen-Porsche machte.

Versteigerung auf Amelia Island

Um einen ebensolchen Carrera GTS Clubsport handelt es sich bei dem auf diesen Seiten vorgestellten Fahrzeug. Es wurde nun jüngst durch das renommierte, international agierende Auktionshaus RM Sotheby’s auf Amelia Island in Florida versteigert. Nicht zuletzt sein herausragender, quasi Neuwagen-ähnlicher Zustand mit einem angegebenen Tachostand von nur 63 Kilometern begründete dabei den bemerkenswerten Verkaufspreis von 417.500 Dollar. Weiter begünstigt wurde dieser wohl durch die lückenlos bekannte Historie des Fahrzeugs mit lediglich drei Vorbesitzern.

Drei sorgsame Besitzer in den USA

Erster Käufer war ein Arzt aus Colorado, der den Wagen bei Bob Hagestad Porsche-Audi in Denver kaufte. Er freute sich bereits, mit seiner Neuerwerbung bald die Straßen unsicher zu machen, wurde dann jedoch durch einen Brief seitens des Händlers ausgebremst: Dieser wies ihn darauf hin, dass der GTS Clubsport gar keine Zulassung in den USA bekommen könne, unter anderem, da er die strengen Abgasnormen nicht erfülle. Dies in Kombination mit der Tatsache, dass der Wagen sein gesamtes Leben in den Vereinigten Staaten verbrachte, dürfte somit auch einer der Gründe für den extrem niedrigen Kilometerstand sein. 2005 verkaufte der Erstbesitzer sein „Standzeug“ an John Dixon, der ihn in die Taj Ma Garaj-Autosammlung aufnahm. Aus dieser wurde der Porsche schließlich 2019 herausgekauft und ging in den Besitz des Teams von Garage 26 über. Dieses veranlasste erst 2021 einen Service bei RM Engineering Solutions, im Zuge dessen ein Kraftstoffleck erkannt und behoben sowie verschiedene weitere Komponenten des Motors erneuert wurden: Ein weiterer Pluspunkt, der für diesen schier einzigartigen 924 spricht und die enorme Höhe des Preises erklärt.

Tech Facts

Porsche 924 Carrera GTS Clubsport

Baujahr: 1981

Karosserie: GFK-Frontschürze, Scheinwerfer unter Kunststoff-Abdeckung, GFK-Motorhaube, verbreiterte Kotflügel und hintere Seitenteile aus GFK, Türen aus GFK, Kunststoff-Seitenscheiben mit Schiebefenstern, Lackierung in Indischrot

Motor: 2,1-Liter-Reihenvierzylinder-Ottomotor mit Turboaufladung, 1,1 bar Ladedruck, großer Ladeluftkühler, vergrößerte Zylinderbohrungen, 270 PS / 335 Nm

Kraftübertragung: 5-Gang-Handschaltgetriebe

Fahrwerk: MacPherson-Vorderachse, Schräglenker-Hinterachse mit querliegenden Drehstabfedern, werksseitige Tieferlegung (gegenüber Carrera GTS)

Rad/Reifen: Fuchs-Felgen vom 911 Turbo (930) in 7×16 und 8×16 Zoll mit Bereifung in 205/55R16 und 225/50R16

Bremsen: Scheibenbremsanlagen vom Porsche 911 Turbo (930)

Innenraum: Rennsitze, Sechs-Punkt-Gurte, Überrollkäfig, Feuerlöscher, Notausschalter für für Elektrik