Straßenzugelassener Ferrari-Rennwagen

Ferrari 360 Modena Challenge Rennwagen Tuning Felgen Bodykit V8-Rennmotor Innenraum Veredelung

Project 360

Der überwiegende Teil der Petrolheads kann sich wohl irgendwie Motorsport begeistern. Viele Tuner und Schrauber reizt es dabei natürlich, selbst für die ein oder andere schnelle Runde auf eine Strecke zu kommen. Das vorgesehene Fahrzeug wird dafür durchaus gerne mehr oder weniger in Richtung Rennwagen getrimmt – Stichwort Tracktool und Co.

Der Traum vom echten Rennwagen

All das trifft etwa auf Mark Riccioni zu. Der italienischstämmige, in England lebende Fotograf und Redakteur ergänzt aber: „Ich war über Jahre hinweg besessen Straßenfahrzeuge in Track-Auslegung zu bauen. Doch während das Ergebnis normalerweise sehr gut ist, fragst du dich immer, wie es wäre, stattdessen einen dezidierten Rennwagen zu haben.“ Diesen Traum hat er sich nun vor knapp drei Jahren tatsächlich erfüllt.


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Insgesamt 200-mal gebaut

Er kaufte sich bei einem Händler seines Vertrauens, wo er zuvor bereits einen Nissan Skyline erwarb, den hier vorgestellten Ferrari 360. Zwar könnte man auf den ersten Blick vermuten, hier vor einem getunten Modena oder Challenge Stradale, sprich einer der Serien-Straßenversionen, zu stehen. Tatsächlich ist dem jedoch nicht so. Vielmehr ist das Coupé ein originaler 360 Modena Challenge. Bei diesem Modell handelt es sich um eine nur knapp 200-mal gefertigte reinrassige Rennwagen-Variante. Diese bauten die Italiener im Jahr 2000 zum Einsatz in der Ferrari Challenge-Serie.

Aus Japan nach England

Dabei ist es die erste Challenge-Baureihe, die dezidiert und von Grund auf ab Werk in Maranello als Motorsport-Fahrzeug entstand. Die Vorgänger wurden demgegenüber auf Basis von Straßenwagen mit entsprechenden Umrüst-Kits geschaffen. Das von Mark gekaufte Challenge-Exemplar war viele Jahre in Japan zu Hause. Dort war es bis 2009 umfangreich artgerecht im Rennbetrieb unterwegs. Dafür bekam er bei den Spezialisten von K&M Speed noch einen weitergehenden Umbau. Dieser umfasste unter anderem einen Bodykit samt großen Heckflügels und neue Räder.

Optische Verfeinerungen

Auch als er in Großbritannien ankam, unterschied er sich optisch recht deutlich von der Standard-Konfiguration des 360 Modena Challenge. So thronte auf dem Heck ein bis heute unverändert erhaltener GT-Heckflügel aus Carbon. Die anfangs verbaute Frontschürze wollte Mark jedoch nicht wirklich gefallen. Schließlich endete sie weitaus höher als die Seitenschweller. So musste sie einer mit Carbon verzierten Stoßstange vom Ferrari 360 N-GT-Rennwagen weichen. Ergänzend sind an den Flanken nun die Schweller vom Challenge Stradale-Serienmodell verbaut. Darüber hinaus trägt der Wagen natürlich weitere Rennsport-Zutaten. Verbaut sind ein ausgeprägter Diffusor, Schnellverschlüsse an Front- und Motorhaube, Abschleppösen vorne wie hinten und Kunststoff-Seitenscheiben mit Schiebefensterchen.

Ferrari 360 Modena Challenge Rennwagen Tuning Felgen Bodykit V8-Rennmotor Innenraum Veredelung

Neue JDM-Style-Felgen

Hinsichtlich der Felgen stand der Ferrari anfangs noch auf den werksseitigen BBS-Rädern. Mark ersetzte sie aber bald mit einem Satz optisch recht ähnlicher BBS RE700- respektive RE701-Schmiedefelgen in 8×18 Zoll und 10,5×18 Zoll, den er noch heute besitzt. Als Hauptschuhwerk für seinen Racer schaffte er im vergangenen Jahr unterdessen Rays Volk Racing TE27-Räder an. Dieses japanische Design ist vor allem, aber nicht nur in der JDM-Szene und auch bei Mark sehr beliebt ist. Er montierte die bronzefarbenen Sechs-Speichen Felgen in 9×18 Zoll an der Vorder- und 10,5×18 Zoll an der Hinterachse. Die Yokohama-Bereifung messen 255/40 R18 und 295/35 R18.

Motorsport-spezifische Technik

Hinter den Rädern sitzen die ab Werk verbauten Brembo-Bremsanlagen mit geschlitzten Scheiben. Fahrwerksseitig spendierte Ferrari dem Modena Challenge ein exklusives Setup mit einstellbaren Dämpfern. Für Vortrieb sorgt der 3,6-Liter-Mittelmotor-V8 mit Flat-Plane-Kurbelwelle. Er ist – ebenso wie das Fahrwerk – tiefgehend durch das Team von ICS Motorsport überholt und leistet wie im 360 Modena-Serienmodell 400 PS. Da der Challenge demgegenüber jedoch etwa 300 Kilogramm leichter ist, bietet er deutlich bessere Fahrleistungen.

Umbau auf leisere Abgasanlage

Die originale Abgasanlage des Rennwagens war wirklich sehr laut. Dies gefiel Mark als echtem Petrolhead einerseits sehr, seinen Nachbarn aber eher weniger – denn ja: Wie seine Kennzeichen unmissverständlich verdeutlichen, bekam der Wagen tatsächlich eine Straßenzulassung. Andererseits war die Abgasanlage so laut, dass sie die Geräuschgrenzwerte bei den meisten Trackdays überschritt. Dies war natürlich ebenfalls nicht in Marks Sinne. So kam eine neue iPE-Abgasanlage an Bord. Sie verbindet begeisternden Sound und erstklassige Performance mit dank einer Auspuffklappen bei Bedarf reduziertem Geräuschpegel. Auf die Straße übertragen wird die Kraft mittels eines sequenziellen, automatisierten Sechsgang-Getriebes.

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Reduziertes Racing-Interieur

Wie angedeutet ist der 360 Modena Challenge deutlich gewichtsreduziert, wiegt genauer gesagt nur knapp 1,2 Tonnen. Entscheidende Einsparungen gab es etwa im Innenraum, wo zahlreiche Komfort-Merkmale von der Soundanlage über die Airbags bis hin zur Klimatisierung und den Teppichen entfielen. Zudem sind die Türverkleidungen aus Carbon. Selbiges gibt für das mittige Panel am aufgeräumten Armaturenbrett, das alle wichtigen Bedienschalter trägt. Hinter dem Sabelt-Sportlenkrad liefert ein LCD-Display zahlreiche Fahr- und Motor-Parameter.

Hinsichtlich der Sitze entschied sich Mark, um zumindest einen kleinen Zuwachs an Komfort zu erhalten, für den Wechsel auf Recaro Pole Positions mit roten Bezügen – von denen sind nun sogar zwei an Bord und nicht wie beim Challenge im Originalzustand nur einer. Zur Fixierung in dem Gestühl sind Sechs-Punkt-Gurte aus dem Hause Sabelt an Bord und zudem sorgt ein Überrollkäfig für Sicherheit.

Straßenzugelassen, aber nicht gezähmt

Übrigens: Nur weil der Ferrari jetzt auf der Straße fahren darf, heißt das selbstverständlich nicht, dass er sich dort wirklich wohl fühlt. Die motorsportliche Auslegung der Technik sorgt im Straßenverkehr durchaus für Probleme. So macht etwa die Lenkung Einparken parallel zur Fahrbahn quasi unmöglich und sogar Durchfahrten von 90-Grad-Kurven, etwa an Kreuzungen, können knifflig sein. Doch: Ärgern tut Mark das nicht, vielmehr wäre er enttäuscht, wenn der Wagen nicht so laut, unkomfortabel und regelrecht ein wenig lächerlich wäre – denn das macht doch einen echten Rennwagen aus und ist genau das, was er sich gewünscht hat …

Fotos: Mark Riccioni

Ferrari 360 Modena Challenge

Motor: V8-Ottomotor, Flat-Plane-Kurbelwelle, komplette überholt durch ICS Motorsport, zwei 50-Liter-Tanks in Kevlar-Gehäusen, iPE-Performance-Abgasanlage mit elektronisch und vakuumgesteuerten Abgasklappen

Hubraum: 3.586 ccm

Leistung: 294 kW / 400 PS bei 8.500 U/min.

Kraftübertragung: automatisiertes Sechsgang-F1-Getriebe

Fahrwerk: einstellbare Motorsport-Dämpfer, komplett überholt durch ICS Motorsport

Rad/Reifen: Rays Volk Racing TE37-Schmiedefelgen in 9×18 Zoll ET27 und 10,5×18 Zoll ET30, Finish m Bronze, Yokohama Advan A052-Bereifung in 255/40 R18 und 295/35 R18, (alternativer Satz mit VA BBS RE700 in 8×18 Zoll und HA BBS RE701 in 10,5×18 Zoll vorhanden, Bereifung in 235/40 R18 und 295/35 R18)

Bremsen: Brembo-Bremsanlagen mit geschlitzten zweiteiligen Scheiben

Karosserie: 360 N-GT-Frontschürze, Seitenschweller vom 360 Challenge Stradale, GT-Heckflügel aus Carbon, Kunststoff-Seitenscheiben mit Motorsport-Schiebefenstern, Schnellverschlüsse an Front- und Motorhaube, Abschleppösen an Front und Heck

Innenraum: Sabelt-Sportlenkrad mit Alcantara-Bezug und Quick-Release-Nabe, LCD-Armaturendisplay, Armaturenbrett mit schwarzem Alcantara-Bezug inklusive roter Ziernähte, Carbon-Panel mit diversen Bedieneinheiten, Recaro Pole Position-sitze mit roten Bezügen, rote Sabelt-6-Punkt-Gurte, Hosenträgergurte, Carbon-Türverkleidungen, FIA-6-Punkt-Überrollkäfig, diverse Komfort-Merkmale entfernt (Audioanlage, elektrische Fensterheber, Airbags, Klimatisierung, Teppiche, Lederausstattung etc.)