Um aus der schier unüberschaubaren Masse der beim Reisbrennen ausgestellten Honda Civics herauszuragen, braucht es schon ein optisch UND technisch außergewöhnliches Fahrzeug. Gelungen ist dieses Kunststück dem hier abgebildeten 1994er EG6 von David Böhme aus dem sächsischen Schneeberg. Vor nunmehr 16 Jahren begann David, den Hot Hatch auf Basis einer seit Jahren eingelagerten Rohkarosse komplett neu aufzubauen. Seither hat sich der 5th-Generation-Dreitürer zu einem dem optisch markantesten und dabei auch noch schnellsten Civics Deutschlands entwickelt.
Ins Auge fällt der werksseitig eher zierliche EG6 dabei als erstes durch seine NBC Racing-Carbon-Breitbau-Front, welche dunkel schimmernd zu leuchtenden Wagenfarbe „New Indy-Yellow Pearl“ kontrastiert: Deren Stoßstange baut um satte zehn Zentimeter breiter als die Serie. Die NBC Racing-Carbon-Kotflügel nehmen die neue Breite natürlich auf, sodass sie pro Seite für 50 Millimeter mehr Schulterbreite sorgen. Dazu gibt es eine passende Carbon-Motorhaube sowie sogar eine Carbon-Dachhaut, an welche sich hinten ein Spoon-Carbon-Heckspoiler anschließt. Apropos hinten: Auch an der Hinterachse baut der Civic auf beiden Seiten um fünf Zentimeter breiter – durch komplett neu eingeschweißte Seitenwände. Die vom US-Modell stammende Heckklappe wurde mit Carbon laminiert. Flankiert wird sie von JDM-Rückleuchten. Über die Denji-Scheinwerfer setzt David zu Show-Zwecken dunkle GTS Smoke-Blenden. Die Seitenschweller stammen vom Nachfolgemodell EK4, wurden für die Montage am EG6 angepasst.
Der Motorumbau fällt so aufwändig und umfangreich aus, dass es den hier zur Verfügung stehenden Raum absolut sprengen wurde, alle Parts und Mods des B16A2-Motors detailliert zu beschreiben – sie sind unseren Tech Facts zu entnehmen. Die beeindruckende Kurzform: Den B16A2-Kopf verheiratete David mit einem auf „B20“-Maß gesleevten B18C6-Rumpf aus dem Integra Type R. 85,5er Wisco-Kolben auf Manley Turbo Tuff I-Beam-Pleueln bringen eine feingewuchtete 2,0-l-Kurbelwelle mit Bärenkräften in Rotation, wenn die Skunk2 Alpha-Drosselklappe mit Hondata-4-Bar-Mapsensor auf „Durchzug“ stellt und der via eines wunderschön anzusehenden Turbokrümmers angebundene G20-Lader zur Attack bläst. Für Fahrten im Straßenverkehr gibt es ein „Street legal“-Mapping auf dem frei programmierbaren Hondata S300 V3-Steuergerät, welches nur sanfte 197 PS freigibt. Bei Fahrten abseits der StVZO – also namentlich der Rennstrecke – geht es freilich ganz anders zur Sache: 580+ PS werden dann auf die Vorderräder losgelassen. Damit diese dabei nicht komplett den Grip verlieren, werden Leistung und Drehmoment nach dem „Boost by Gear“-Prinzip freigegeben, also der Ladedruck in Abhängigkeit von Gang und Drehzahl reguliert.
Diese Steuerung entlastet natürlich auch das komplett neu aufgebaute Y21-5-Gang-Schaltgetriebe, welches via einer leichten Exedy-Schwungscheibe und einer Competition Clutch-Stage 4-Kupplung an den Turbomotor angebunden ist sowie die Gators Stage 3-Antriebswellen. Für bestmögliche Traktion des Fronttrieblers kam dazu eine Torsen-Differenzialsperre von Mfactory an Bord, welche besonders auf den kurvigen Landstraßen des Erzgebirges einen guten Job macht.
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In diesem natürlichen „Jagdrevier“ des Turbo-Civis macht auch die ungewöhnliche Dimensionierung der Rad/Reifen-Kombinationen technisch Sinn: Um das „angeborene“ Untersteuern des Civics zu neutralisieren, bestückte David die rundum 8×16-zölligen RAYS/Volk Racing TE37 Sonic SL-Kultfelgen vorne mit Yokohama Advan AD08R-Sportreifen in 225/45R16, während hinten etwas schmalere 215/45er Gummis zum Einsatz kommen. Auf diese Konfiguration bestmöglich arbeiten zu lassen, wurde auch das Druck- und Zugstufen-Setup des KW Variante 3-Gewindefahrwerks entsprechend abstimmt. Ferner sorgt eine ganze Reihe von Streben, Subframes und Stabilisatoren für Steifigkeit – und damit Fahrpräzision.
Natürlich wurden auch die Bremsen an den gestiegenen Vorwärtsdrang angepasst: An der Vorderachse kommen Wilwood-Anlagen mit 4-Kolben-Sätteln und geschlitzten sowie gelochten 310-mm-Bremsscheiben zum Einsatz, hinten wirken die OEM-Sättel mit EBC Black Stuff-Belägen auf geschlitzte Brembo-Scheiben ein. Der von einem Integra Type R-Bremskraftverstärker aufgebaute Druck wird von den rundum installierten HEL Performance-Stahlflex-Bremsleitungen transportiert, was einerseits maximale Bremspower und andererseits einen knackigen Druckpunkt verspricht.
Im Zuge des Neuaufbaus auf Rohkarosse wurde in selbige gleich eine 6-Punkt-Sicherheitszelle eingeschweißt. Ihr Rot wird von den Recaro Speed-Sitzen wieder aufgenommen, die Rücksitzbank hingegen entfiel angesichts der verstrebten Zelle natürlich. Durch das geschüsselte Nardi-Sportlenkrad blickt David auf das charakteristische Digital-Dash eines Honda S2000. In einer selbst angefertigten Carbon-Zusatzinstrumentenhalterung rechts davon sitzen drei Pro Sport JDM-Zusatzinstrumente und viele weitere Messwerte gibt das in die Mittelkonsole integrierte Tablet wieder. Auch die Türverkleidungen fertigte David aus Carbon an.
Abschließend ein kurzes Rechenspiel: Bei einem Leergewicht von 980 Kilogramm leistet der Civic derzeit 580 PS. Das macht weniger als 1,69 kg/PS. Damit spielt der Turbo-Civic auf dem Niveau des aktuellen Lamborghini-Hybrid-Hypercars Revuelto (1,75 kg/PS)! Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht: In der Winterpause zur vor der Tür stehenden Saison stand für David eine weitere Umbauphase an, sodass der Civic ab dem Frühjahr unter anderem mit einem neuen Garrett GT3076 Gen2-Lader und einem überarbeiteten B18C6-Zylinderkopf an den Start gehen wird. Anvisierte Leistung: 620 bis 700 PS!
Wer den weiteren Verlauf dieser Geschichte verfolgen möchte, der sollte David und seinem EG6 auf Instagram folgen unter @civic_eg6_boosted
Tech Facts
Honda Civic EG6
Baujahr: 1994
Karosserie: NBC Racing-Carbon-Breitbau-Front (100 mm breitere Stoßstange, Kotflügel 50 mm breiter pro Seite), Carbon-Stoßstangenblende (Eigenbau), Carbon-Motorhaube mit K-Tuned-Scharnieren, Carbon-Dachhaut, neu eingeschweißte Seitenwände (50 mm breiter pro Seite), Spoon-Carbon-Heckspoiler, Carbon-laminierte GFK-Heckklappe vom US-Modell, EZ-Lip Pro-Spoilerlippe, Denji-Scheinwerfer mit GTS Smoke-Blenden, JDM-Rückleuchten, modifizierte EK4-Seitenschweller, Heckdiffusor, Dachantenne an A-Säule gecleant, Kotflügelblinker gecleant, Lackierung in New Indy-Yellow Pearl
Motor: B16A2-Zylinderkopf, B18C6-Rumpf mit Darton-Sleeves (B20), Wiseco-Kolben (85,5 mm), Verdichtung 10,6:1, Manley Turbo Tuff I-Beam-Pleuel, King Race-Lagerschalen, 2,0-l-Kurbelwelle (feingewuchtet), verstärkte TypeR-Ölpumpe, ARP-Zylinderkopfschrauben und -Pleuelschrauben, Skunk2 Alpha-Drosselklappe mit Hondata-4-Bar-Mapsensor, Skunk2 Pro-Ansaugbrücke, doppelte Ventilfedern und Teller aus Titan von Skunk2, B18C6-Nockenwellen, 1.000cc-Einspritzdüsen von Injector Dynamics, modifizierter G20-Turbolader, externes 44-mm-TiAL-Wastegate, HKS Black Edition-Blow-Off-Ventil, Aluminium-Ladeluft-Verrohrung, Treadstone-Ladeluftkühler, NGK Iridium 9-Zündkerzen, 3-reihiger Mishimoto-Alu-Wasserkühler mit 42-mm-Spal-Lüfter, Mishimotor-Sandwich Plate, Mishimoto-Ausgleichsbehälter, Ölwanne mit Tegiwa-Schwallblech und Dash 10-Anschluss, D1 Spec-Ölkühler und -Leitungen, Honda-Ventildeckel mit Dash 10-Anschlüssen, Deatschwerks DW300-Benzinpumpe (340l/h), offener AEM Dryflow-Sportluftilter, frei programmierbares Hondata S300 V3-Steuergerät, Umbau auf ruhende Zündung mit Denso-Einzelzündspulen, Motorraum gecleant und in Carbongrau auslackiert, 76-mm-Abgasanlage aus Edelstahl (handgefertigt), speziell angefertigter Turbokrümmer mit Thermoisolierung, Downpipe mit 100-Zellen-Rennkat, Leistung mit Mapping für Straßenbetrieb 197 PS, Leistung mit Mapping für Rennstrecke 580+ PS
Kraftübertragung: Custom-Y21-Getriebe (Gänge 2-4 und Welle vom S98-Getriebe, 5. Gang com Acura Integra LS), Final Drive 3,7, Competition Clutch-Stage 4-Sportkupplung, erleichterte Exedy-Schwungscheibe, Honda S2000-Kupplungsgeberzylinder, Stahlflex-Kupplungsleitungen,
Torsen-Differenzialsperre von Mfactory, Gators Stage 3-Antriebswellen
Fahrwerk: KW Variante 3 Inox Line-Gewindefahrwerk, VA verstellbare Skunk2-Querlenker, SPR-Domstrebe vorne, TegiwaX-Brace-Strebe hinten, ASR-Subframe in Wagenfarbe lackiert, Stabi hinten rot pulverbeschichtet
Rad/Reifen: RAYS/Volk Racing TE37 Sonic SL-Felgen in 8×16 Zoll, Yokohama Advan AD08R-Reifen in 225/45R16 und 215/45R16, Japan Racing-Lug Nuts, Distanzscheiben VA 20 mm
Bremsen: VA 4-Kolben-Wilwood-Bremsanlage / geschlitzte und gelochten 310-mm-Bremsscheiben, HA geschlitzten Brembo-Bremscheiben, EBC Black Stuff-Bremsbeläge, Integra Type R-Bremskraftverstärker, rundum HEL Performance-Stahlflex-Bremsleitungen
Innenraum: ausgeräumt und auslackiert, eingeschweißte 6-Punkt-Sicherheitszelle, geschüsseltes Nardi-Sportlenkrad (330 mm), schwarze Innenausstattung, rote Recaro Speed-Sitze, elektrische schwarze Schroth-Gurte, Rücksitzbank entfernt, Tegiwa-Short Shifter, Carbon-Türverkleidungen (Eigenbau), Armaturenbrett-Umbau mit S2000-Dash und Tablet-Halterung, AEM-Breitband-Lambdasonde mit Anzeige, Pro Sport JDM-Zusatzinstrumente in Carbon-Zusatzinstrumentenhalterung (Eigenbau), Steuergerät und Sicherungskarten im Innenraum, Kofferraum gecleant und Carbongrau auslackiert