VW T1 Doppelkabine
Angesichts ihres eigentlichen Bestimmungszwecks als belastbare Arbeitstiere für gewerbliche Zwecke traten die Doppelkabinen-T1 optisch wenig ansprechend auf. Mark Angus fragte sich jedoch wie es aussähe, wenn VW eine Deluxe-Ausführung gebaut hätte. Dieser Gedanke resultierte in seiner hier vorgestellten Doka. Der in Vancouver lebende Kanadier ist seit Kindesbeinen ein echter Petrolhead und besaß in seinem Leben bereits unzählige unterschiedlichste Autos, darunter beispielsweise einen 911 mit Biturbo-Motor. Die frühen Bullis mit Ladefläche und großer Kabine waren aber schon lange ein Traum für ihn und so hatte er stets die Augen nach einem geeigneten Fahrzeug offen gehalten.
Letztendlich fand er dieses Exemplar aus dem Jahr 1964 per Zufall: Es fungierte als automobiler Star eines in der Nähe gedrehten TV-Werbespots. Das ursprünglich in Long Beach im Süden Kaliforniens erstausgelieferte Fahrzeug war etwa sechs Jahre zuvor nach Kanada importiert worden und machte auf den ersten Blick einen guten Eindruck, damals noch mit grüner Lackierung und Radar-Style-Felgen. Im Zuge des nach dem Kauf folgenden, weitreichenden Umbaus des Wagens offenbarte sich jedoch, dass er mehr Arbeit machen würde, als zunächst angenommen.
Unterstützung vom Lufti-Spezialisten
Angesichts seines zeitintensiven Jobs war Mark klar, dass er die geplante Transformation nicht würde alleine umsetzen können. Daher holte er sich seinen guten Freund Lanny Hussey ins Boot, eine wahre Koryphäe der kanadischen Lufti-Szene, die hohes Ansehen genießt. Bei genauerer Betrachtung der Karosserie wurde deutlich, dass sich der Zahn der Zeit im unteren Bereich bereits enorm bemerkbar gemacht hatte. Lanny behob die Schäden unter Investition wirklich massiven Zeitaufwands mit Hilfe zahlreicher neu eingeschweißter Bleche von KlassicFab. Das ebenso recht mitgenommene Dach wurde gleichfalls aufbereitet. Absolutes Alleinstellungsmerkmal und Highlight ist die seinerzeit schon in Kalifornien als Suicide Door installierte zusätzliche hintere Tür auf der Fahrerseite. „Die Einpassung war aber weit von perfekt entfernt“, sagt Lanny und so war es für ihn eine Frage der Ehre, diesen Mangel zu korrigieren. Nach Fertigstellung aller Arbeiten gab es eine Neulackierung in einer klassischen Farbkombination: oben Schwarz und unten L555 Tizianrot, einer zeitgenössischen VW-Farbe aus den 60ern.
Umfangreiches Chrom-Zierrat
Während Dokas, wie eingangs erwähnt, ab Werk stets sehr spartanisch und zweckmäßig auftraten, zeigten andere, bis heute besonders begehrte Versionen des T1 wie die etwa die 21- und 23-Fenster-Versionen, dass Bullis durchaus luxuriös angehaucht sein konnten. Genau diese nahmen sich Mark und Lanny für die weitere Individualisierung des Doppelkabinen-Typ 2 zum Vorbild: Für die Deluxe-Optik bekam der Wagen das gesamte Programm an chromsilbernen Zierteilen von den sich auf Gürtellinie um das Auto ziehenden Leisten über glänzende Stoßstangen bis hin zum riesigen VW-Logo an der Front. Die markanten aufklappbaren Safari-Frontscheiben bestellte Mark im fernen Großbritannien. Hinsichtlich der Räder griff er, während sich viele T1-Veredler für die Porsche-Fuchsfelgen entscheiden, zu einer weniger verbreiteten Alternative: 5,5×15-zölligen CIP1 Speedmaster-Räder mit vorne 175/55er und hinten 185/65er Bereifungen.
Edles Interieur
Natürlich sollte der VW nicht nur außen die Deluxe-Kur bekommen, sondern ebenso innen. Sattler Dave Gallagher fertigte hochwertige rote Leder-Bezüge für die Sitze und die Türverkleidungen. Lanny ergänzte das Ensemble um eine Handvoll weitere Upgrades wie den von CIP1 stammenden Nachbau eines Scheunentor-T1-Lenkrads, einen Vintage Speed-Schalthebel und einen Tacho sowie eine Tankanzeige von ISP West. Abrundendes Highlight ist die Soundanlage. Denn statt eines angesichts der Headunit im klassischen Design erwartbaren einfachen Stereo-Setups, sieht die Realität komplett anders aus: Das Team von Sound Good installierte eine umfangreiche Audioanlage mit Bluetooth, USB-Anschlüssen. Eine ganze Reihe von JL Audio-Lautsprechern inklusive Hochtönern, Subwoofer, Verstärkern und mehr wurden tatsächlich ohne neue Löcher zu bohren gänzlich versteckt installiert! Und dank einer hervorragenden Isolation der Fahrgastzelle mit insgesamt neun Quadratmetern erstklassigen Dämmmaterial klingt das ganze sogar richtig gut und alles andere als nach einer Blechbüchse, selbst wenn Mark die Lautstärke so richtig aufdreht.
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Neuer 2,3-Liter-Motor
Last but not least zeigt sich abrundend die Technik komplett aufgewertet. Lanny und Mark setzten beim Wiederzusammenbau des VWs auf eine einstellbare, um drei Zoll verschmälerte Vorderachse mit Tieferlegungs-Schenkeln. Die Dämpfer sind vorne von Cofap, hinten von Bilstein. Hinzu kommen an der Front CSP-Scheibenbremsen, während am Heck die originalen Trommelbremsen restauriert erhalten blieben. Mit Blick auf den Antrieb besaß der T1, als Mark ihn kaufte, einen 1,6-Liter-Motor. Nicht zuletzt da über sein Innenleben nur wenig bekannt war und er zudem bald Probleme machte, fiel schnell die Entscheidung, den meisterhaften Motorbauer und Vierzylinder-Boxer-Experten Darren Krewenchuk mit der Fertigung eines gut 180 PS starken, 2.332-Kubikzentimeter-Aggregats zu beauftragen. Er wählte zahlreiche Komponenten aus dem Hause CB Performance, von den Pleuel und der Kurbelwelle über die Einlasskrümmer und die Zündanlage bis hin zu den Weber 48 IDA-Doppelvergasern und einigem mehr. Die 94-Millimeter-Kolben, Zylinderköpf, Ventile und Kipphebel stammen unterdessen von AA Performance. Zur Abführung der Verbrennungsüberreste steht eine von A-1 in Kalifornien gebaute Sidewinder-Abgasanlage inklusive Endschalldämpfer bereit. Das mittels einer Kennedy-Kupplung samt CB-Scheibe angeschlossene Typ 1-Vierganggetriebe von 1967 baute Bruce Tweddle komplett neu auf. Summa summarum ist diese Doppelkabine so nun wirklich sehr weit entfernt von dem antiquierten Pritschenwagen, die sie einmal war, als VW sie vor fast 60 Jahren baute.
Technical Facts
VW T1 Doppelkabine
Karosserie: komplett restauriert, Suicide Door hinten auf der Fahrerseite ergänzt, Deluxe-Chromzierleisten von Grumpy’s, zusätzliche Chrom-Elemente (VW-Logo an der Front, Wolfsburg West-Stoßstangen), Creative Engineering-Safari-Windschutzscheiben, Zweifarb-Lackierung in Schwarz und L555 Tizianrot
Motor: luftgekühlter 2.332-ccm-Vierzylinder-Boxermotor von Darren Krewenchuk, von CB Performance gelieferter AS41-Motorblock, 40×35,5-mm-AA-Zylinderköpfe, geportet und poliert, 40×35,5-mm-Ventile, 1,25-zu-1-AA Performace-Kipphebel, CB 2242-Nockenwellen, CB 1537-Tassenstößel, CB-Zündspule und -Zündverteiler, von CB gelieferte Weber 48 IDA-Doppelvergaser mit 37-mm-Venturi-Trichtern, 84-mm-DPR-VW-Kurbelwelle, 94-mm-AA Performance-Slipper-Slirt-Rennkolben, 5,4-Zoll-CB-Pleuel, CB-Verkabelungen, 26-mm-Schadek-Ölpumpe, CB-Ölsumpf, verchromte CB-Krümmer, schwarz beschichteter 1.675-Zoll-A-1-Abgasanlage mit Edelstahl-Endschalldämpfer, ca. 182 PS
Kraftübertragung: 1967er Viergang-Typ-1-Handschaltgetriebe von Bruce Tweedle, Kennedy-Stage 1-Kupplung mit CB-Kupplungsscheibe
Fahrwerk: um 3 Zoll verschmälerte und einstellbare Vorderachse, Tieferlegungs-Achsschenkel, VA Cofap-Dämpfer, HA Bilstein-Dämpfer
Rad/Reifen: CIP1 Speedmaster-Leichtmetallfelgen in 5,5×15 Zoll mit VA Bridgestone-Bereifungen in 175/55R15 und HA Nankang-Bereifungen in 185/65R15
Bremsen: VA CSP-Scheibenbremsen, HA originale Trommelbremsen
Innenraum: Lederausstattung durch Dave Gallagher, Vintage Speed-Schalthebel, ISP West-Tacho (bis 120 mph / 193 km/h) und -Tankanzeige, von CIP1 nachgebauten Scheunentor-Lenkrad,
Multimedia: Soundanlage von Sounds Good mit Retrosound-Headunit sowie Bluetooth, USB-Anschluss für Smartphones, JL Audio-Lautsprechern (inkl. Hochtönern und Subwoofer), JL Audio-Verstärker