Der Carprinz
Die deutsche US-Car-Szene hat einige schillernde Persönlichkeiten zu bieten und Vinzenz Gottschewski ist ganz zweifellos eine von ihnen. Wohlbekannt ist er allseits nur als Vinz, nicht zuletzt dank seines Labels Bavaria Kustomz, in dessen Namen Mode für Fans des amerikanischen Lifestyles entwirft. Seit jeher haben es Vinz US-Fahrzeuge angetan, insbesondere Oldies. So besaß er über die Zeit schon unzählige Modelle, die er nach seinem persönlichen Geschmack individualisierte. Treue Cars & Stripes-Leser werden sich erinnern, dass wir schon den ein oder anderen von Vinz‘ Wagen vorstellten, zuletzt etwa den Vinzpala Wagon.
Gekauft vor etwa drei Jahren
Hier ist nun eines der jüngsten Mitglieder aus Vinz‘ Fuhrpark zu sehen – ein Chevrolet Caprice Coupé von 1980. Er kannte den Zweitürer bereits seit etwa 2010, gehörte er doch damals einem guten Bekannten. Irgendwann jedoch verschwand der Wagen zwischenzeitlich von der Bildfläche. Später, wir schreiben mittlerweile das Jahr 2021, bekam Vinz schließlich einen Hinweis, dass der Chevy wieder aufgetaucht sei und zum Verkauf stünde. Er zögerte nicht lange und griff zu. Schließlich hatte er sich schon immer ein 80er Jahre-US-Coupé gewünscht, um es nach seinen Vorstellungen mit Anleihen beim Lowrider-Style zu gestalten.
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Neulackierung und mehr
Bei der Übernahme befand sich der Chevrolet, dem Vinz den Spitznamen Carprinz gab, technisch wie optisch in recht gutem Zustand. So litt er kaum an Rost. Damit dies so bleibt, wurden Unterboden und Karosserie aufbereiten sowie restauriert samt neuer Konservierung und Versiegelung. Abschließend erhielt das Coupé eine frische Lackierung. Daniel Vetterl von FAT Earl Motors, ein Freund von Vinz, hüllte den Caprice in Destroyer Grey aus der Dodge-Farbkarte. Das Dach setzt sich davon durch eine blaue Lasur ab. Diverse Anbauteile der Karosse wurden aufgehübscht oder erneuert und sämtliche Gummis sowie Dichtungen getauscht. Echte Hingucker sind die chromsilbernen Cragar S/S-Felgen in 7×15 Zoll mit 205/70er Bereifungen. Die weißen Streifen auf deren Flanken unterstreichen den US-Oldie-Style.
Interieur im Detail verfeinert
Auffälligste Änderung im Innenraum ist das geschüsselte Dreispeichen-Sportlenkrad. Der Wählhebel des Dreigang-Automatikgetriebes trägt am Ende einen Aufsatz im Motorkolben-Design. Die großflächigen Holz-Look-Zierblenden am Armaturenbrett waren hingegen bereits ab Werk an Bord. Auch die dunkelblauen Lederbezügen der Sitze und Türverkleidungen hatten keine neuerliche Zuwendung nötig. Sie waren vor etwa 15 Jahren einmal aufbereitet worden und dementsprechend noch in gutem Zustand.
Seltener 4,4-Liter-Small Block
Für Vortrieb sorgt beim Carprinz ein besonderer Motor: Der 4,4-Liter-Small-Block-V8 ist „selten und geil“, wie Vinz sagt. Schließlich war er erst 1980 im Caprice eingeführt, dann aber bereits etwa zwei Jahre später wieder eingestellt und durch einen Fünfliter-Achtzylinder ersetzt worden. Grund war hier unter anderem, dass er Abgasnormen nicht mehr erfüllen konnte. Das Aggregat verblieb technisch bewusst serienmäßig, getreu dem Motto: „Never change a running system“. Es hatte über die Jahre immer gut funktioniert und es sollte nicht riskiert werden, dass sich daran durch Modifikationen irgendetwas ändert. Einzige Neuerung ist die 3,5-Zoll-Edelstahl-Abgasanlage.
Sie beschert dem Chevy standesgemäß einen wunderschön blubbernden, zugleich aber keineswegs störend lauten V8-Sound. Zur Kraftübertragung auf die Straße ist ein Dreistufen-Automatikgetriebe an Bord, die Trommelbremsen sind neu aufgebaut. Um die Optik zu verfeinern und dem Lowrider-Gedanken Rechnung zu tragen, ist der Wagen abrundend um etwa zwei Zentimeter tiefergelegt.
Übrigens: Nachdem der Carprinz nun vollendet ist, steht das nächste große Projekt schon auf Vinz‘ Liste: eine Hudson-Fließheck-Limousine vom Ende der 1940er, die in Kansas aus dem Sumpf gezogen wurde. Wer weiß: Vielleicht zeigen wir auch dieses Auto nach seiner Fertigstellung.
Specs
Chevrolet Caprice Coupé
Baujahr: 1980
Motor: 4,4-Liter-Small-Block-V8-Ottomotor, 3,5-Zoll-Custom-Edelstahl-Abgasanlage
Kraftübertragung: Dreistufen-Automatikgetriebe
Fahrwerk: Tieferlegung um 2 cm
Rad/Reifen: Cragar S/S-Felgen in 7×15 Zoll, Chrom-Finish, Vitour Galaxy R1-Bereifung in 205/70R15
Bremsen: Trommelbremsen rundum, neu aufgebaut
Karosserie: alle Gummis und Dichtungen ersetzt, diverse Zierelemente aufgehübscht oder erneuert, komplett konserviert und versiegelt, Neulackierung in Destroyer Gray von Dodge mit blau lasiertem Dach
Innenraum: Lederausstattung in Dunkelblau mit weißen Kedern, geschüsseltes Sportlenkrad, Aufsatz im Kolben-Design am Automatik-Wählhebel, diverses Holz-Look-Zierrat am Armaturenbrett
Multimedia: JVC-Headunit
Dank an: Daniel Vetterl von FAT Earl Motors, Special Thanks to Jürgen von SC Wheels, Grüße an meine Mutter in Wankendorf
