Tesla Model S P100D von TurboZentrum
Während Elektrofahrzeuge von weiten Teilen der Bevölkerung nur als grüne Öko-Mobile wahrgenommen werden, hat die Performance-Community die schnellen Stromer längst auch als – im wahrsten Sinne des Wortes – „spannende“ Alternative entdeckt. Elektrisch angetriebene Sport- und Rennwagen können ihren konventionell angetriebenen Verbrenner-Pendants – insbesondere auf kurzen Distanzen oder in speziellen Umgebungen – in puncto Performance nicht nur das Wasser reichen, sondern diese teilweise sogar locker überflügeln.
So siegte etwa beim legendären „Race to the Clouds“, dem legendären Pikes Peak International Hill Climb bereits im Jahr 2015 ein Elektro-Rennwagen in der Gesamtwertung. Ein Jahr später stellte das von den jungen Technikern des Akademischen Motorsportvereins Zürich (AMZ) auf Basis eines Formula Student-Renners auf die Räder gestellte Projektfahrzeug „grimsel“ einen neuen Beschleunigungsweltrekord für Elektrofahrzeuge auf: In 1,513 Sekunden und innerhalb von weniger als 30 Metern beschleunigte das nur 168 Kilogramm leichte Rekordfahrzeug von 0 auf 100 km/h. Und auch bei den beliebten Beschleunigungsrennen über die 1/4- oder 1/2-Meilen-Distanz sorgen Elektrofahrzeuge regelmäßig für herunterklappende Unterkiefer: Die enorm antrittsstarken Tesla Model S-Limousinen düpieren in diesen Sprint-Wettbewerben regelmäßig und nahezu lautlos vermeindlich überlegene Supersportwagen-Gegner.
Spannendes Label: Tesla Performance
Wie bereits in unserem Unternehmensporträt auf den Seiten 54-57 in dieser Ausgabe dargelegt, hat auch das TurboZentrum aus Berlin das Potenzial des elektrischen Antriebs erkannt und unter dem hauseigenen Label „Tesla Performance“ einen auf Performance-Optimierungen der US-amerikanischen Elektrofahrzeuge spezialisierten Unternehmensbereich geschaffen. Dem ersten Tesla Performance-Projektfahrzeug haben die Berliner gleich ehrgeizige Ziele gesteckt: Nicht weniger als das „schnellste straßenzugelassene Tesla Model S auf der 1/4-Meile“ möchten die Berliner auf die Räder stellen. Angestrebt ist ein Katapultstart aus dem Stand auf 100 km/h in unter 2,6 Sekunden sowie eine 1/4-Meilen-Zeit von weniger als 10,6 Sekunden. Wir haben im Berliner TurboZentrum-Hauptquartier einen Blick auf den gegenwärtigen Stand des Projekts werfen können.
Als Basis des Demonstrationsobjekts für die „Performance der Zukunft“ dient mit einem P100D selbstverständlich das Topmodell der Model S-Baureihe, welches mit einem Drehstrom-Asynchronantrieb ausgerüstet ist und seine Antriebskraft über alle vier Räder auf den Asphalt überträgt.
Carbon-Karosserie
Da der P100D ab Werk allerdings auch weit mehr als zwei Tonnen auf die Waage bringt, sah das TurboZentrum dessen Übergewicht als ersten Angriffspunkt und ging in puncto Tesla-Diät einen konsequenten Weg: In Kooperation mit den Leichtbau-Spezialisten von Mücke Carbon und Kunststofftechnik konstruierte das TurboZentrum für den Tesla eine nicht nur superleichte, sondern auch optisch spektakuläre Carbon-Hülle. Sämtlich demontierbaren und demzufolge nicht tragenden Karosserieteile, wie etwa die Front- und Heckstoßstangen, die Motorhaube, die Kotflügel, die hinteren Türen sowie die Heckklappe bestehen aus Vollcarbon. Tragende und für die Crash-Sicherheit maßgebliche Karosserieteile wie das Dach, die Säulen, die hinteren Kotflügel und die vorderen Türen wurden optisch passend mit mattem Echtcarbon laminiert. Im Zuge des Carbon-Umbaus wurden auch gleich die hinteren Seitenscheiben sowie die Heckscheiben durch Polycarbonat/Makrolon-Scheiben von Gropp-Racing ersetzt.
Leichtfüßig dank Schmiederädern
Die Dimensionen der in den Models S-Kotflügeln rotierenden Rad/Reifen-Kombinationen entsprechen mit 8,5×21 und 9,5×21 Zoll sowie 225/35R21 und 245/30R21 zwar dem Serienstandard, dafür aber sparen die gewichtstoptimierten Schmiedefelgen etliche Kilogramm an rotierender Masse ein, welche beim Beschleunigen besonders schwer wiegt.
Durch die filigranen Felgensterne gut sichtbar ist die Carbon/Keramik-Bremsanlage made by TurboZentrum, welche an der Vorderachse mit 6-Kolben-Brembo/Unplugged-Bremssätteln und an der Hinterachse mit den 4-Kolben-OEM-Sätteln auf aus kohlenstofffaserverstärktem Siliciumcarbid gefertigte Bremsscheiben einwirkt.
Gestripptes Interieur
Ebenfalls komplett im Zeichen des Leichtbaus steht – wie auf den ersten Blick ersichtlich ist – das Interieur: Sämtliche serienmäßigen Verkleidungen und Dämmungen wurden restlos deinstalliert. Einziges verbliebenes Sitzmöbel ist darüber hinaus ein von der G&W-Autosattlerei beigesteuerter Recaro-Vollcarbon-Schalensitz mit Schroth-Mehrpunktgurt.
Noch im laufenden Jahr soll der TurboZentrum-Tesla seine Leistungsfähigkeit bei nationalen und internationalen Sprint-Events unter Beweis stellen. Bis dahin stehen noch verschiedene Optimierungen der Fahrzeugelektronik auf der ToDo-Liste, welche gerade in Zusammenarbeit mit CANchecked entwickelt werden. Man darf also auf die fertige Konfiguration des Carbon-Teslas gespannt sein…
Fahrzeugtyp: Tesla Model S P100D
Baujahr: 2017
Rad/Reifen: geschmiedete Leichtbau-Aluminium-Schmiedefelgen in 8,5×21 und 9,5×21 Zoll , Bereifung in 225/35R21 und 245/30R21
Bremsen: Carbon/Keramik-Bremsanlage made by TurboZentrum, 8-Kolben-Brembo/Unplugged-Bremssättel vorne, 4-Kolben-OEM-Bremssättel hinten
Karosserie: komplette Karosserie (außer tragende Teile) aus Vollcarbon, tragende Teile (Dach, A-Säulen, hintere Kotflügel, vorderen Türen) mit Echtcarbon laminiert, hintere Seitenscheiben und Heckscheibe aus Polycarbonat / Makrolon von Gropp Racing
Innenraum: Interieur komplett ausgeräumt, Recaro-Vollcarbon-Schalensitz mit Schroth-Gurte von G&W-Autosattlerei
Weitere Infos unter www.turbozentrum.de
Text & Fotos: Sebastian Brühl