BMW E30 M3 V8 Cabrio Open Air-M3 mit V8-Power
Die Zeiten, in denen eine Leidenschaft für ältere Automobile insbesondere solventen und gelangweilten Senioren nachgesagt wird, sind lange vorbei. Auch junge Leute interessieren sich heute für historisches Blech, das nicht selten viel älter ist, als sie selbst. So auch im Fall von Manuel Lofink aus Kulmbach. Denn für den dato 20-Jährigen stand bereits vor einigen Jahren fest, dass sein erstes eigenes Auto ein BMW E30 Cabriolet werden sollte. So kam es dann auch. An seinen hier abgebildeten Open Air-M3 allerdings gelangte der Kfz-Mechatroniker, der neben dem Cabriolet noch einen E46 330d als souveränes Langstrecken-Fahrzeug, einen 520i Touring als „Lastesel“ und einen E30 Pick-Up als Fun-Car besitzt, erst auf verschlungenen Umwegen.
Wie lange geplant, erwarb Manuel als erstes eigenes Auto ein E30 Cabrio. Ein offener 320i aus Rentnerhand war es – 2.500 Euro günstig, sehr gepflegt, für Manuel aber bald zu „langweilig“. Während Manuel gerade über einen Umbau auf M3-Optik nachdachte, entdeckte er im Online-Aktionshaus ebay eine bereits auf M3-Look umgerüstete E30 Cabrio-Karosserie ohne Motor und Innereien. Manuel schlug zu und holte das bayerische Blech sofort auf einem Hänger bei winterlichen Bedingungen ab. Bei näherer Betrachtung in der heimischen Garage offenbarte das 6.000-Euro-Schnäppchen einige Überraschungen, und zwar sowohl negative als auch positive: Zwar war die Karosserie recht verbastelt, in miesem Zustand und wies am Heck sogar die Spätfolgen eines recht heftigen Auffahrunfalls auf, aber dafür handelte sich mitnichten um einen nachträglichen M3-Umbau, sondern um eine originale Ersatzkarosse der M GmbH. Diese wurde von einem Karosseriebauer in monatelanger Arbeit wieder hergerichtet und in ihren Originalzustand versetzt.
V8-Power mit Hindernissen
Nun brauchte die restaurierte Hülle natürlich noch einen passenden Antrieb. Angesichts der Tatsache, dass der ehemaligen Ersatzkarosse keine M3-Fahrgestellnummer zugeordnet war, hätte auch ein originaler M-Motor das Cabriolet nie zu einem „echten“ E30 M3 gemacht. Mit dieser Tatsache im Hinterkopf konnte sich Manuel bei der Motor-Wahl frei entscheiden und beschloss, dass künftig ein hubraumstarker V8 seinen Open Air-Klassiker antreiben sollte.
Guter Dinge schaffte er ein 4,4-Liter-Triebwerk (M62B44) inklusive M62-6-Gang-Schaltgetriebe aus einem E39 540i an. Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: Der Motor lief nicht, das Steuergerät stelle sich als defekt heraus. Als wieder raus damit! Kurz entschlossen schaffte Manuel gleich noch einen V8 an und verheiratete diesen M60B40 aus einem 1995er 540i der E34-Baureihe mit dem vorhandenen M62-Schaltgetriebe. Die sich an einen Krümmer vom E53 X5 4.4l anschließende Abgasanlage musste natürlich speziell angefertigt werden, beinhaltet unter anderem die Kats vom E34 540i und mündet in einen Friedrich Motorsport-Endschalldämpfer mit dezentem Doppelendrohr auf der linken Fahrzeugseite.
286 PS schickt der 4,0 Liter große Achtender an die angetriebenen Hinterräder. Das genügt nicht nur, um letztere mühelos vom Asphalt loszureißen, sondern ermöglicht auch eine Spitzengeschwindigkeit von rund 280 km/h. Da verschwindet jeder „echte“ E30 M3 im Rückspiegel!
Um angesichts der immens gewachsenen Fahrleistungen und des durch den Motor-Swap erhöhten Fahrzeuggewichts auch eine angemessene Negativbeschleunigung initiieren zu können, rüstete Manuel natürlich auch die Bremsanlag auf: An der Vorderachse wirken jetzt E34 540i-Bremssättel auf gelochte 300-mm-Bremsscheiben von Mercedes-Benz ein, während hinten die E30 M3-Bremsanlage Dienst tut.
Keine Kompromisse: BBS RS
Bei der Wahl seiner Räder hatte Manuel recht konkrete Vorstellungen: Nichts anderes als die kultigen BBS RS-Dreiteiler sollte es sein! Bei ebay fand er einen komplett überholten Satz originaler 17-Zöller in komplett überholtem Zustand für gerade einmal 1.000 Euro – Kenner wissen, dass er hier ein absolutes Schnäppchen gemacht hat. Für eine etwas individuellere Optik setzte Manuel noch rote Japan-Embleme in die 8,5 und 9,5 Zoll breiten Felgen ein, die mit Hankook Ventus V12 Evo-Bereifung der Dimensionen 215/40R17 und 245/35R17 besohlt wurden.
Für standesgemäßen Tiefgang und ein knackiges Fahrverhalten hielt ein H&R-Gewindefahrwerk Einzug, welches von seinem Hersteller eigens auf Monotube-Technik umgerüstet wurde, um die TÜV-Regularien zu erfüllen. Über den großen V8-Motor zieht sich zudem eine massive Innoparts-Domstrebe, die Steifigkeit in den Vorderwagen bringt und die Fahrpräzision so weiter erhöht.
Die anschmiegsame und in sehr gutem Zustand befindliche Leder-Ausstattung des Interieurs brachte der E30 bereits beim Kauf mit – der Vorbesitzer hatte hier bereits investiert. Manuel möchte mittelfristig allerdings noch Recaro-Sportsitze und Evo-Gurte installieren. Einheitlich mit roten Nähten verziert sind das kleine Momo-Sportlenkrad, der Handbremshebel sowie der Schaltknauf vom Z4 M, mit dem Manuel die sechs Gänge des Getriebes sortiert. Zwar macht im V8-Cabrio in erster Linie der Motor die Musik, doch für gute Unterhaltung auf längeren Strecken installierte Manuel zudem noch eine Pioneer-Headunit und Lautsprecher aus gleichem Hause.
Technische Daten
BMW E30 M3 Cabrio
Baujahr: 1988
Karosserie: E30 M3-Karosserie, Heckblech erneuert, Seitenteile erneuert, Kofferraumboden ersetzt, Neulackierung in BMW Schwarz uni mit Klarlack
Motor: 4,0-Liter-V8 (M60B40) aus E34 540i, Krümmer vom E53 X5 4.4l, Kats vom E34 540i, Friedrich Motorsport-Endschalldämpfer, 286 PS
Kraftübertragung: M62-6-Gang-Schaltgetriebe aus E39 540i
Fahrwerk: H&R-Monotube-Gewindefahrwerk, Innoparts-Domstrebe vorn
Rad/Reifen: BBS RS-Felgen in 8,5×17 und 9,5×17 Zoll, Hankook Ventus V12 Evo-Bereifung in 215/40R17 und 245/35R17
Bremsen: VA E34 540i-Bremssättel mit gelochten 300-mm-Bremsscheiben (von Mercedes-Benz), HA BMW E30 M3-Bremsanlage
Innenraum: Leder-Ausstattung, Momo-Sportlenkrad, Z4 M-Schaltknauf
Multimedia: Pioneer-Headunit und -Lautsprecher
Danke an: Jan, Lukas und „Bob“ (Waldemar)