Weit gereister Breitbau-AMG
Der Mercedes 560 SEC aus den 80er Jahren ist ein stattliches und beeindruckendes Auto, das auch heute noch gefällig ist und Begehrlichkeiten weckt. Und das gilt schon für das Serienmodell aus Stuttgart. Gar noch einzigartiger und faszinierender wurde das große und luxuriöse Coupé, wenn die damals noch eigenständigen Spezialisten von AMG ihn einmal rundum optimierten. Prestigeträchtiges Herzstück des Umbaus war das von Erhard Melcher konzipierte Kit zur Hubraum-Erweiterung auf sechs Liter. Auch optisch legten die Affalterbacher merklich nach, wobei die absolut aufsehenerregende Highend-Lösung der optionale Aero-Widebody war.
Versteigert für 417.500 Dollar
Genau diesen Breitbau bekam das auf diesen Seiten vorgestellte Exemplar. Nicht durch den Aufpreis für den Karosseriekit war der 560 SEC AMG 6.0 eines der teuersten straßenzugelassenen Autos, die in den 80er Jahren käuflich zu erwerben waren. Das Motor-Upgrade und weitere Anpassungen taten ihr Übriges. Nichtsdestotrotz übertreffen die Summen, zu denen die seltenen Sammlerstücke heutzutage gehandelt werden, die ursprünglichen Preise üblicherweise deutlich. So wechselte beispielsweise der gezeigte Wagen Ende 2023 für stattliche 417.500 Dollar den Besitzer. Der Verkauf erfolgte im Rahmen einer Versteigerung durch das weltweit renommierte Auktionshaus RM Sotheby’s in Las Vegas.
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Weltweit unterwegs
Dabei hatte das Coupé sein Leben ursprünglich viele tausend Kilometer von der amerikanischen Zocker-Metropole entfernt begonnen. Konfiguriert und gebaut wurde es nämlich einst für den deutschen Markt, wo im Spätsommer 1989 die Erstauslieferung stattfand. Wie sich zeigte, sollte der Wagen nicht lange in seinem ursprünglichen Serienzustand verbleiben. Nur wenige Wochen später nämlich nutze AMG ihn als Basis für den Umbau zum 560 SEC AMG 6.0 Widebody. Er erfolgte für einen Kunden aus Japan – damals einer der absolut wichtigsten Absatzmärkte für die Affalterbacher.
In dieser neuen asiatischen Heimat sollte der Mercedes dann tatsächlich auch bis 2016 verbleiben – wobei er lediglich 87.850 Kilometer zurücklegte. Danach gelangte er erst kurz nach Großbritannien und Österreich, von wo er schließlich in die USA exportiert wurde. Auch zum Zeitpunkt der 2023er RM Sotheby’s-Versteigerung hatte der SEC kaum mehr Fahrstrecke zurückgelegt, 89.044 Kilometer standen nunmehr auf dem Tacho.
Toll erhalten
In dementsprechend hervorragenden Zustand befindet sich der AMG ungeachtet seines Alters von mittlerweile 34 Jahren. Das liegt nicht nur an der kurz vor der Auktion erfolgten, umfangreichen Inspektion samt Erneuerung der Bereifungen. Apropos Reifen: Sie sind auf den angestammten AMG-gelabelten OZ Aero III-Mehrteilern mit grauen Fünf-Arm-Stern und polierten Stufenbetten aufgezogen. Letztere fallen am Heck deutlich tiefer aus als am Bug, da die 17-Zöller vorne und hinten in unterschiedlichen Breiten verbaut sind.
Einen weiteren essenziellen Beitrag zu der ebenso sportlichen wie bulligen Optik leistet der Widebody-Karosseriekit mit seinen Schürzen – vorne samt Lippe mit AMG-Schriftzug, Schwellern und selbstverständlich verbreiterten Kotflügeln vorne und Seitenteilen hinten. Hinzu kommt eine Heckspoilerlippe. Auch der belederte Innenraum mit AMG-/MOMO M38-Lenkrad und Recaro Ideal-Sportsitzen präsentiert sich bestens erhalten. Weitere edle Merkmale sind die diversen Wurzelholz-Zierelemente, welche sogar den Rahmen der Armaturen-Einheit samt des AMG-300-km/h-Tachos beinhalten.
Technisch umfangreich aufgewertet
Wie eingangs thematisiert, erhielt der 560 SEC bei AMG auf dem Weg zum 6.0 Widebody ein umfangreiches Upgrade seines ab Werk 5,5 Liter großen M117-V8-Ottomotors. Neben der Hubraum-Erweiterung sorgten die Affalterbacher mit ihrem Kit auch für einen Wechsel auf zwei obenliegende Nockenwellen. Zudem zeichnet sich das Aggregat unter andere durch eine elektronische Einspritzanlage mit vier Ventilen pro Zylinder aus. Ein weiterer Hingucker ist die neue Abgasanlage mit zwei dicken, ovalen Endrohren.
Leistungsmäßig erstarkte der Achtzylinder durch das Upgrade deutlich auf 385 PS – die mittels einer Vierstufen-Automatik auf die Straße gebracht werden. Auch im Übrigen wurde das Coupé technisch aufgewertet: So sorgen an der Vorderachse Bremsen mit Zwei-Kolben-Sätteln für gute Verzögerung und das „AMG by Bilstein“-Fahrwerk verspricht eine gesteigerte Agilität.
Fotos: Juan Martinez / Courtesy of RM Sotheby’s
Tech Facts
Mercedes-Benz 560 SEC 6.0 AMG Widebody
Baujahr: 1989
Karosserie: Aero-Widebodykit bestehend aus Stoßstangen sowie Schürzen und Seitenschwellern, Heckspoilerlippe, Lackierung in Blauschwarz Metallic
Motor: 6,0-Liter-M117-AMG-V8-Ottomotor, Hubraum-Erweiterung, zwei obenliegende Nockenwellen, elektronische Einspritzung, vier Ventile pro Zylinder, 385 PS / 566 Nm
Kraftübertragung: Vierstufen-Automatikgetriebe
Fahrwerk: komplettes „AMG by Bilstein“-Fahrwerk
Rad/Reifen: mehrteilige OZ Aero III-Leichtmetallfelgen in 17 Zoll mit Continental-Bereifung in 235/45R17 und 285/40R17
Bremsen: VA Bremsanlagen mit Zwei-Kolben-Sätteln
Innenraum: Lederausstattung, Recaro Ideal-Sportsitze, lederbezogenes AMG-/MOMO M38-Vier-Speichen-Lenkrad, Armaturen mit AMG-300-km/h-Tacho und Wurzelholz-Rahmen, Wurzelholz-Zierelemente an Türen sowie Mittelkonsole und Armaturenbrett
Multimedia: Becker Grand Prix 2000-Radio