Westfalia-Bus mit großem Herz

VW Bus T2a / Westfalia Campmobil 70 Tin Top 

VW Bus T2a / Westfalia Campmobil 70 Tin Top

Sieben Jahre. Was kann in dieser Zeitspanne alles passieren? Ziemlich viel! Beispielsweise wächst ein Neugeborenes zum Schulkind heran. Auch ein komplettes Hochschulstudium passt locker in diese Zeitspanne hinein. Jörg Hemmerich aus Köln investierte sieben Jahre seines Lebens – natürlich jeweils nicht komplett – in die Restaurierung seines hier abgebildeten VW T2. Und das kam so…

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Mitte der 2010er Jahre kam in dem heute 47-jährigen Familienvater der Wunsch auf, sich einen Lufti zuzulegen. Nachdem Jörg eigentlich einen Käfer als „Männerspielzeug“ ausersehen und diesen Plan seiner Ehefrau mitgeteilt hatte, warf die praktisch denkende Gattin ein, dass sich ein Bulli aber doch viel besser als kultiges Familienauto eignen würde – wissend, dass Jörg einen solchen ohnehin lieber gehabt, aber den günstigeren Käfer ins Spiel gebracht hatte, um die Familienkasse geringer zu belasten.

VW Bus T2a / Westfalia Campmobil 70 Tin Top 

USA-Heimkehrer

Es begann also die Suche nach einem geeigneten Auto. Ein passender Kandidat fand sich schließlich in einem von Bernd Wude, den meisten WOB Klassik-Lesern wohl in erste Linie als Veranstalter des Wintertreffens ins Herford – siehe Seite 74-79 in dieser Ausgabe – bekannt, aus Kalifornien zurück nach Deutschland geholten 1970er Westfalia Campmobil 70 ohne Aufstelldach auf T2a-Basis.

Substanziell war das Blue Plate-Auto – typisch für US-Importe, die ihr Leben lang ein warmes und trockenes Klima genießen durften – in herausragendem Zustand. Der Lack allerdings hatte unter der heftigen Sonneneinstrahlung deutlich gelitten. Die Spezialisten der Firma Hillesheim KFZ Reparatur aus Köln desillusionierten Jörg hinsichtlich der Tatsache, dass es mit einer Auffrischung des vorhandenen Lacks getan sei. Vielmehr schlugen sie eine Entlackung und einen Neuaufbau als nachhaltige Lösung vor. Gesagt, getan: Jörg entlackte den Bulli eigenhändig manuell, bevor die Brüder Hillesheim den Feinschliff und die Neulackierung in historisch korrektem Pastelweiß in Angriff nahmen. Apropos historisch korrekt: Jörg legt großen Wert darauf, dass sein Bulli äußerlich „unscheinbar“ bleibt. So blieben auch die 15-zölligen Stahlfelgen samt 185er Reifen erhalten. Das Fahrwerk rüstete Jörg mit Bilstein B12-Stoßdämpfern und Rasterplatten an der Vorder- sowie einer Monroe-Niveauregulierung an der Hinterachse auf, sodass der Bus nun einige Zentimeter tiefer unterwegs ist – was angesichts der serienmäßigen Hochbeinigkeit allerdings kaum auffällt.

2,4-Liter-Typ 4 von Wilke Motorenbau

Des serienmäßigen äußeren Eindrucks ungeachtet stand aber selbstverständlich ein neuer Motor auf dem Wunschzettel, war Holger Wilke, seines Zeichens Inhaber von Wilke Motorenbau und seit Jahren privat mit Jörg befreundet, doch ein maßgeblicher „Influencer“ hinsichtlich des Wunschs nach einem eigenen Lufti. Nachdem zunächst ein Zweiliter-Triebwerk geplant war, wurde das letztlich doch ein Drehmoment-optimierter „Zwovierer“-Typ 4. Hierzu kombinierte Wilke Motorenbau 103-Millimeter-Kolben und -Zylinder mit einer 71er Kurbelwelle. Eine scharfe Webcam-Nockenwelle lässt 44er Einlass- und 39er Auslass-Ventile tanzen. Die Verbrennungsabgase entweichen durch einen ebenfalls von Wilke Motorenbau angefertigten Edelstahl-Auspuff. Der 2,4-Liter-Boxer treibt den Westfalia-Bus jederzeit druckvoll an und hat auch mehr als genug Kraftreserven für den Anhänger-Betrieb: Jörg besitzt noch einen Tabbert-Caravan aus den späten 1970ern und mit diesem im Schlepp soll es demnächst für die ganze Familie auf große Fahrt gehen.

Renovierte Westfalia-Ausstattung

Da trifft es sich also gut, dass auch der Campmobil-Innenausbau des Tin Top-Busses aufwändig aufgefrischt wurden: Wo sich einst gelbe Kunstleder-Oberflächen befanden, schneiderte die Kölner Autosattlerei Ballas dunkelrote Echtleder-Bezüge mit weißen Kedern für die Sitz- und Schlafpolster. Selbige Kombination ziert auch die Türverkleidungen des Cockpits. Die Skalierung des Tachometers wurde auf vielversprechende 200 km/h erweitert, der Gene Berg-Shifter leuchtet ebenso weiß wie das Bus-Lenkrad. Für frische Luft an Bord sorgen bei Bedarf die Safari-Fenster, welcher in beide Fahrzeug-Flanken sowie auch hinten eingesetzt sind. Und für gute Bordunterhaltung wurden das historische Radio mit Bluetooth-Connectivity nachgerüstet und hochwertige Lautsprecher an den originalen Einbauplätzen installiert.

Weitere Informationen zum 2,4-Liter-Typ 4-Motor gibt es bei:

Wilke Motorenbau
Inh. Holger Wilke
Vogelsanger Str. 385 a
50827 Köln
Tel.: 0221 / 58 56 41
info@wilke-motorenbau.de

www.wilke-motorenbau.de

Technical Facts

VW Bus T2a / Westfalia Campmobil 70 Tin Top

Baujahr: 1970

Karosserie: restauriert (komplett entlackt und Lack neu aufgebaut in Pastelweiß), Safari-Fenster

Motor: 2,4-Liter-Typ 4-Motor von Wilke Motorenbau, 103-mm-Kolben und -Zylinder, 71-mm-Kurbelwelle mit Gegengewichten, 44/39er Ventile, Webcam-Nockenwelle, Wilke-Auspuff

Fahrwerk: VA Bilstein B12-Stoßdämpfer, Rasterplatten, HA Monroe-Niveauregulierung

Rad/Reifen: originale 15-Zoll-Stahlfelgen in Wagenfarbe mit Chrom-Deckeln, Bereifung in 185R15

Innenraum: Campmobil 70-Ausstattung mit dunkelrotem Echtleder neu bezogen (Autosattlerei Ballas), Tachometer-Skalierung bis 200 km/h, Gene Berg-Shifter, Original-Radio mit Bluetooth nachgerüstet