Renntransporter à la motornize

VW Caddy im Elf Racing Service-Design

Dass der Käfer ein echter „Dauerläufer“ war, ist hinlänglich bekannt und zweifellos eine der tragenden Säulen seines unübertroffenen Nimbus‘. Dass aber auch die erste Generation des Caddys, der auf der Golf 1-Plattform (PQ31/A1) basierende zweisitzige Pritschenwagen Typ 14D, fast drei Jahrzehnte lang nahezu unverändert gebaut wurde, ist weit weniger bekannt. Nachdem der seinem „zivilen“ Bruder Golf 1 wie aus dem Gesicht geschnittene Pick-up ursprünglich für den US-amerikanischen Markt auf Basis des dort als Rabbit verkauften Kompaktklässlers konzipiert wurde, lief er parallel zu diesem ab 1979 im Westmoreland County (Pennsylvania) vom Band.

Der europäische Ur-Caddy wurde ab 1983 bei Tvornica Automobila Sarajevo im damaligen Jugoslawien gebaut, bis der dort ausbrechende Bosnien-Krieg der Produktion 1992 ein Ende setzte. Das war jedoch noch nicht das Ende des Caddys: In Südafrika wurde das auch dort populäre, weil robuste und anspruchslose Nutzfahrzeug sogar bis zum Modelljahr 2006/2007 gefertigt und verkauft.

Caddy-Fan seit Lehrzeit

Hierzulande galt der Ur-Caddy lange Zeit nur als der robustere und fassungsfreudigere Bruder des Golfs, der seine Talente – häufig mit großvolumigen Aufbauten über der Ladefläche – beispielsweise im Dienste von Handwerksbetrieben und der Bundespost einsetzte. Spätestens seitdem er dort allerdings außer Dienst gestellt wurde, erfreut sich der Caddy auch in den Werkstätten der Tuning-Community großer Beliebtheit, wird er von vielen Schraubern in der Szene doch nicht nur als praktischerer, sondern eben auch als invididuellerer Bruder des Golfs erachtet, der vor diesem Hintergrund eine interessante Basis für Tuning-Projekte bildet.
Ein solcher Caddy-Fan ist Tom Loyall aus dem bei Linz am Rhein gelegenen Reifert. Der erst 24-jährige Werkzeugmechaniker konnte sich schon früh für den rustikalen Charme des Caddys begeistern, sodass er schon jahrelang im Netz nach passenden Fahrzeugen und Tuning-Optionen recherchiert hatte, bevor er 2016 im Alter von 19 Jahren endlich das hier abgebildete Auto erstand.

motornize-Macher

In den folgenden zwei Jahren restaurierte der passionierte Schrauber, der auch leitendes Mitglied der „motornize“-Community ist, den beim Erwerb zwar nicht sonderlich hübschen, substanziell aber gut erhaltenen Pick-up mit Unterstützung von Bruder Marc, Vater Holger und Kumpel Jochen in der heimischen Garage. Doch mit Abschluss der Restaurierung waren die Arbeiten am VW natürlich noch nicht beendet, denn die Rückkehr auf die Straße war – wie in der Tuning-Community üblich – nur der Startschuss für einen seither andauernden Individualisierungsprozess.

„Alterungprozess“ auf früheres Baujahr

Den äußeren Auftritt des 14D, der mit Baujahr 1992 eines der letzten in Europa gefertigten Exemplare seiner Art ist und somit mit robusten aber hässlichen Kunststoff-Anbauteilen ausgerüstet war, ließen Tim und seine Jungs künstlich altern, indem sie die Chrom-Frontstoßstange und -Außenspiegel sowie die Scheibenwischerarme eines früheren Modells installierten. Hinten kommt eine umgebaute Golf 1-Chrom-Heckstoßstange mit Nummernschildausschnitt zum Einsatz. Am Bug sorgen ein weit heruntergezogener Frontspoiler sowie ein Golf-Kühlergrill mit abgedeckten Hella-Zusatzscheinwerfern darüber hinaus sogar für etwas Motorsport-Feeling.

Elf Racing Service-Design

Nachdem die Lackierung im Originalfarbton Marineblau erneuert worden war, brachten Tim und seine Helfer eine auffällige, aber nicht übertriebene Dekor-Folierung in Weiß und Gold drauf auf: Zu sehen ist prominent ein „Elf Racing Service“-Schriftzug, dazu gibt es Logos von BBS, motornize und dem befreundeten Label Van de Schnee Autosport. Freunde historischen Motorsports dürfte diese Kombination an jenes Design erinnern, in welchem verschiedene Tyrrell-Formel 1-Rennwagen, darunter auch der bekannte sechsrädrige P34, in den 1970er-Jahren in der Königsklasse des Motorsports antraten. Den Transport allzu sperriger Lasten auf der mit robusten WPC-Dielen ausgelegten Ladefläche verhindert im Normalfall eine hierfür maßangefertigte, in Weiß lackierte Kreuzstrebe. Bei ernsthaftem Bedarf ist der zusätzliches Motorsport-Flair vermittelnde „Raumteiler“ aber schnell demontiert, sodass der Caddy seinem ursprünglichen Einsatzzweck durchaus weiterhin nachkommen könnte. Die aus den USA importierte Heckscheibe des zweisitzigen Führerhauses verfügt über ein Schiebefenster in Richtung Ladefläche.


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BBS-Felgen aus Japan

In den Radkästen des ehemaligen Nutzfahrzeugs rotieren schmucke BBS RS 0051/0052-Felgen mit grauen Kreuzspeichen-Sternen, polierten Stufenbetten und – passend zum Karosseriedesign – selten gesehenen Emblemen in Blau und Gold. Besohlt sind die 6,5×16-zölligen Zweiteiler mit schlanken Nankang Ultra Sport NS-II-Gummis in 165/40R16.
Die augenfällige Tieferlegung des kleinen Pick-ups realisierte Tim nicht via eines Luftfahrwerks, wie man angesichts der geringen Bodenfreiheit vielleicht vermuten könnte, sondern mit „konventionellen“ Mitteln. An der Vorderachse kommen Vmaxx-Gewindefederbeine zum Einsatz, die blattgefederte Hinterachse wurde für ein dazu passendes Niveau umgebaut. Für etwas mehr Steifigkeit kam zudem eine Wiechers-Querlenkerstrebe an Bord.
Apropos Fahrdynamik: Unverändert blieb bislang der Antrieb des Caddys: Im Bug arbeitet ein Vierzylinder-Benziner, welcher seine 75 PS via eines Viergang-Schaltgetriebes an die Vorderräder leitet. Mittelfristig steht zwar ein Motorumbau auf der ToDo-Liste, was allerdings in den Bug des Caddys kommen soll, das hat Tim bis dato noch nicht entschieden

Führerhaus-Upgrades

Ins zweisitzige Caddy-Führerhaus zogen einige zeitgenössisische Sport-Accessoires ein, die das Cockpit etwas gemütlicher und sportiver gestalteten: Recaro LS-Sportsitze, ein Spucknapf-Lenkrad und Teppiche aus dem Golf sowie ein schwarzer Leder-Himmel. Ein modernes Radio kam für Tim aus Authentizitätsgründen nicht in Frage, sodass mittig im Armaturenbrett ein alter VW-Empfänger steckt.

Einen Dank möchte Tim an dieser Stelle noch loswerden an: seine Familie, Jochen und last but not least seine Freundin die ihren Kerl mit einem so zeitintensiven Hobby teilt.

 

Technical Facts

VW Caddy 14D

Baujahr: 1992

Karosserie: Umbau auf älteres Modelljahr (Stoßstange vorne, Spiegel, Scheibenwischerarme), Frontspoiler, umgebaute Golf 1-Heckstoßstange mit Nummernschildausschnitt, Grill mit Zusatzscheinwerfern, Ladeflächenausbau mit WPC-Dielen, Eigenbau-Kreuzstrebe über der Ladefläche, Lackierung in Marineblau mit Dekor in Weiß/Gold (elf Racing Service, motornize, BBS, VdS Autosport)

Motor: wassergekühlter 1,6-Liter-Vierzylindermotor, 75 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: VA Vmaxx-Gewindefederbeine, HA umgebaute Blattfedern, Wiechers-Querlenkerstrebe

Rad/Reifen: BBS RS 0052-Felgen in 6,5×16 Zoll mit grauen Sternen und Emblemen in Blau/Gold, Nankang Ultra Sport NS-II-Bereifung in 165/40R16

Innenraum: Spucknapf-Lenkrad, Recaro LS-Sportsitze, Golf 1-Teppich in Schwarz, Himmel in schwarzem Leder, altes VW-Radio für historische Optik