280 SE mit außergewöhnlichem Tuning

Mercedes-Benz W108 280 SE Lowrider Oldtimer Klassiker Limousine Tuning Dieselmotor Luftfahrwerk Tieferlegung Felgen Innenraum-Veredelung S-Klasse

Französischer Mercedes-Lowrider

Der auf diesen Seiten vorgestellte Mercedes 280 SE der Baureihe 108 vom Ende der 60er Jahre vereint mehrere Länder und Kulturen in sich. Da wären Deutschland, Frankreich und die USA. Aus ersterem Staat kommt selbstverständlich der Hersteller des Autos, eigentlich eine gediegene Luxuslimousine. In zweiterem wurde der spektakuläre Umbau umgesetzt. Dies geschah im amerikanischen Stile eines aufsehenerregenden Lowriders. Und eigentlich kommt sogar noch Polynesien hinzu, doch dazu später mehr …

Umbau nahezu komplett selbst durchgeführt

Verantwortlich für die Realisierung dieses internationalen Potpourri ist Jeff Dumont aus Hermies. Dieses liegt im Norden Frankreichs etwa 65 Kilometer von der belgischen Grenze und 75 Kilometer südlich von Lille. Der 37-jährige Familienvater zweier Söhne ist seit jeher absoluter Autofreak. Schon als Kind spielte er begeistert mit kleinen Modellautos. Heutzutage ist er Automechaniker mit seiner eigenen Werkstatt McFly Garage. In dieser führte er beinahe den gesamten Umbau seines Mercedes‘ komplett selbst durchführte.

W108 als Traumwagen

Der W108 als seinerzeit extrem teurer Luxusliner war schon lange ein absolutes Traumauto für Jeff. Umso größer war die Freude, als er 2012 einem alten Herren sein von 1968 stammendes Exemplar für nur 1.000 Euro abkaufen und es damit zugleich vor der Schrottpresse retten konnte. Die Kinder des Verkäufers hatten den 280 SE in die ewigen Jagdgründe schicken wollen.


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Mehrjähriger Umbau

Dementsprechend war der Zustand des Mercedes‘ natürlich zugegebenermaßen alles andere als perfekt. So wartete ein gehöriges Stück Arbeit auf Jeff: Ganze vier Jahre brauchte er, bis der Wagen in der hier gezeigten Form erstrahlte. Die Karosserie verblieb dabei grundsätzlich weitgehend im Serienzustand. Es waren jedoch diverse Blech- und Restaurationsarbeiten nötig, denn die Limousine besaß reichlich Rost.

US-Styling

Ergänzend realisierte Jeff als großer Fan von amerikanischen Fahrzeugen der 50er und 60er Jahre einen Umbau auf die US-Spezifikation des W108 mit unter anderem Chromspiegeln auf den Kotflügeln, seitlichen Markierungsreflektoren und den großen vertikal angeordneten Kennzeichenbeleuchtungen am Heck. Unterstützt wird dieser Look durch die Doppelscheinwerfer. Letztere wurden in dieser Form anfangs nur an US-Modellen verbaut und erst später auch in Europa angeboten. Ebenfalls hinzugekommen sind zusätzliche Stoßstangenhörner an der Front, während der Mercedes-Stern auf der Haube ausgedient hat: Stattdessen thront hier nun eine Metallskulptur in Form einer polynesischen Tiki-Statue. Abrundend erhielt die Karosse eine Neulackierung in Gold. Dies war quasi die einzige Arbeit, die Jeff nicht eigenhändig durchführte, sondern ein befreundeter Lackierer.

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17-Zöller aus dem Käfer-Zubehör

Gleichfalls wirklich außergewöhnlich für einen W108 sind die Räder an Jeffs Exemplar: Es handelt sich – und hier wirkt sich wohl zweifellos aus, dass der Franzose ferner großer Fan der Volkswagen-Legende ist – um eigentlich für den Käfer gedachte 7×17-Zöller im klassischen Fünf-Speichen-Design. Sie passen mit ihrem polierten Finish und den Weißwand-Ringen auf den 165/45er Bereifungen jedoch ebenso bestens zum US-Lowrider-Style des Mercedes. Apropos Lowrider: Low ist der Mercedes zweifellos – und zwar so tief wie es nur irgend geht.

Airride mit Lowrider-Funktion

Dabei sind die Luftfederbeine des Airrides blitzschnell einzeln ansteuer- und in der Höhe veränderbar. So kann die große Limousine in beeindruckende Schieflagen versetzt oder sogar zum „Tanzen“ gebracht werden – ein echter Lowrider eben! Die Dämpfer des Custom-Fahrwerks stammen von Bilstein. Zudem sind die Querlenker und die Hinterachse modifiziert und die Stabilisatoren entfernt.

Unerwarteter Antrieb

Etwas ganz besonderes und zweifellos extrem unerwartet ist der um Bug befindliche Motor: Zunächst hatte Jeff einen M113-V8 installieren wollen. Doch als bei der Umsetzung Probleme auftraten, schwenkte er um: So sitzt unter der großen Haube nun der drei Liter große OM606-Reihensechszylinder-Selbstzünder eines E 300 Turbodiesel der Baureihe W210. Er kommt dank einiger Anpassungen wie eines erhöhten Ladedrucks, einem offenen Luftfilter und des neuen Ölkühlers auf eine leicht erhöhte Leistung von etwa 190 PS sowie 360 Nm maximales Drehmoment. Das zur Kraftübertragung angeflanschte Sechsgang-Getriebe stammt ebenfalls vom W210, jedoch aus einem E 220 CDI. Die Bremsen bleiben unterdessen im OEM-Zustand erhalten, wurden aber erneuert.

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Interieur mit Custom-Akzenten

Abrundend spendierte Jeff seinem 280 SE ein weitreichend überarbeiteten Innenraum: Die in schickem Braun neu bezogenen Sitze ohne Sicherheitsgurte stammen von einem W108, der mit Baujahr 1966 sogar etwas älter war aus Jeffs Schätzchen. Ebenfalls in weiten Teilen Braun ist das Armaturenbrett aus einem US-Modell, wobei die Zierblenden neu lackiert sind. Ein echter Eyecatcher ist das weiße Lenkrad, das seinerzeit aufpreispflichtig war. Die Bedienknöpfe für das Luftfahrwerk sitzen auf der Mittelkonsole in einer ehemaligen Fensterheber-Aufnahme aus einem Jaguar. Ebenfalls an Bord ist natürlich eine Airride-Manometer. Die Ladedruck-Zusatzanzeige ist unterdessen im Handschuhfach versteckt.

Moderne Technik im Mercedes-Oldie

Hingucker hinter dem Lenkrad ist ein GPS-Tacho aus dem Schiffsbau. Dort, wo der originale Tacho saß, findet sich daher nun ein Bildschirm, der nach Motorstart das Logo der McFly Garage anzeigt. Abrundend wurden die Teppiche erneuert und vor der Heckscheibe sitzt eine Jalousie. Ein absoluter Hingucker ist zweifelsfrei auch der selbstgemachte Schaltknauf. Er besitzt gleichfalls die Form einer Tiki-Statue. Und zu guter Letzt ist sogar moderne Multimedia-Technik an Bord: Die Headunit im Vintage-Style bietet USB-, Bluetooth- sowie mp3-Fähigkeit und sogar ein SD-Karten-Slot findet sich im Armaturenbrett. Das Soundsystem umfasst einen Verstärker sowie Lautsprecher von Pioneer.

Technical Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz W108 280 SE

Baujahr: 1968

Karosserie: diverse Restaurations- und Blecharbeiten zur Rostentfernung, Stoßstangenhörner vorne ergänzt, übereinanderliegende Doppelscheinwerfer, Mercedes-Stern vorne entfernt und durch Metallskulptur in Form einer polynesischen Tiki-Statue, Chromspiegel vom US-Modell auf den Kotflügeln, Seitenmarkierungs-Reflektoren vom US-Modell, seitliche Kennzeichenbeleuchtung hinten vom US-Modell, Neulackierung in Gold

Motor: 3,0-Liter-OM606-Reihensechszylinder-Dieselmotor mit Turboaufladung vom W210 E 300 Turbodiesel, Ladedruck leicht erhöht, Pumpe vom W140 S350 Turbodiesel, offener konischer Luftfilter, neuer Ölkühler, Öl-Catch Can, Custom-Edelstahl-Abgasanlage, ca. 190 PS / 360 Nm

Kraftübertragung: Sechsgang-Handschaltgetriebe vom W210 E 220 CDI

Fahrwerk: Custom-Luftfahrwerk mit Lowrider-Funktionen, Bilstein-Dämpfer, Querlenker modifiziert, Hinterachse modifiziert, Stabilisatoren entfernt

Rad/Reifen: Felgen vom VW Käfer in 7×17 Zoll mit Nankang-Bereifung in 165/45R17

Bremsen: neue OEM-Bremsanlagen

Innenraum: originale Sitze von einem 1966er W108 mit neuen Bezügen, weißes Lenkrad, braunes Armaturenbrett aus einem US-Modell, Armaturenbrett-Zierblenden neu lackiert, Custom-Schaltknauf in Form einer polynesischen Tiki-Statue, Knöpfe zur Airride-Bedienunknöpfe in alter Fensterheber-Konsole eines Jaguars, Airride-Manometer, Ladedruck-Zusatzanzeige im Handschuhfach, GPS-Tacho von einem Boot, Jalousie vor der Heckscheibe, neue Teppiche

Multimedia: Headunit im Vintage-Look mit USB-, Bluetooth- und mp3-Fähigkeit, Pioneer-Verstärker, zwei Pioneer-Lautsprecher hinten, Bildschirm anstelle des originalen Tachos

Dank an: Dieter Lemaire für die Anfertigung der Fotos, dem Lackierer, der eine tolle Arbeit gemacht hat und vor allem dem Herren, der mir 2012 das Auto verkauft hat und heute leider nicht mehr da ist, um das Ergebnis meiner Arbeit zu sehen