Low and Static: GTI-Look-Golf aus England

Klassik, VW Golf 2 GTI-Look / UK

Klassik, VW Golf 2 GTI-Look / UK

Du hast dir ein betagtes Auto als Projektfahrzeug gekauft und etwas an dem Wagen geht kaputt und du hast eigentlich keine wirkliche Ahnung, wie das Problem zu beheben ist – was machst du? Viele Besitzer würde in diesem Fall wohl den Weg zur Werkstatt des Vertrauens antreten, um den Schaden dort fachkundig beseitigen zu lassen. Doch so muss es nicht laufe, es geht auch anders: Dies beweisen der Engländer Matt Hagan und sein hier vorgestellter VW Golf …

Als der 25-Jährige aus Milton Keynes den kompakten Klassiker nämlich 2015 in Birmingham zum Preis von nur 700 Pfund erworben hatte, dauerte es nicht lange, bis zum ersten technischen Zwischenfall: Der Vergaser gab seinen Geist auf, doch statt sich in dieser Sache professionelle Hilfe zu holen, beschloss der Brite, selbst zu lernen, wie der Motor zu reparieren ist. Gesagt, getan, das Vorhaben gelang tatsächlich erfolgreich. Zugleich war damit das Credo geboren, bei allen künftigen Reparaturen und Umbauten ebenso zu verfahren. Und von diesen gab es mittlerweile einige, denn anders als mal angesichts der Optik annehmen könnte und wie einige nach dem Hinweis auf den Vergaser wohl schon vermutet haben, ist der Wolfsburger ursprünglich kein GTI gewesen. Vielmehr war handelte es einst ein recht braver und unscheinbar schwarzer Golf 1.6.

Showcar-Transformation ab 2019

Wenngleich Matt von Beginn an fortwährend Modifikationen und Veredlungen umsetzte, etwa die Montage verschiedener neuer Felgensätze, das Upgrade auf den rot umrandeten GTI-Grill mit vier Scheinwerfern und die Umlackierung auf Tornadorot, nutze er den Golf doch lange Zeit noch als Alltagsauto. Damit war 2019 dann jedoch schließlich Schluss, als mit dem Kauf eines neuen Daily Drivers eine letzte umfangreiche Umbauphase eingeläutet wurde: Im Zuge derer führte Matt den auf diesen Bildern gezeigten Zustand herbei. So tritt der wagen nunmehr komplett im authentischen GTI-Look samt großer, bulliger Schürzen an Front und Heck sowie einigen Aftermarket-Verfeinerungen auf. So sind in die Front nicht nur Klarglas-Scheinwerfer eingepasst, sondern zudem Blinker, die tatsächlich ebenso rote Gläser besitzen wie die seitlichen Seitenblinker und die Rückleuchten.

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Kompromisslos tief

Unter den weit ausgestellten, schwarz abgesetzten Kotflügeln findet sich ein weiteres Highlight in Form ganz besonderer Custom-Felgen: Es handelt sich um 9×15-zöllige BBS RM 014, die mit ihrem Lochkreis von 4×108 eigentlich gar nicht für einen VW vorgesehen waren, sondern für einen Audi 80. Zur Verwendung an dem Golf sind die sich durch silbernen Sternen, hochglanzpolierten Betten und goldenen Schrauben auszeichnenden Kreuzspeiche-Räder dementsprechend auf 4×100 umgebohrt. Zudem verfügen sie über Custom-Einpresstiefen und sonderangefertigte, dreiteilige Felgendeckel. Die aufgezogene Bereifung misst 185/45R15 und muss sich dementsprechend ordentlich über die Felgen strechen. Dies ist jedoch angesichts der enormen Tieferlegung auch unabdingbar. Selbige ist – man mag es kaum glauben – nicht mit Hilfe eines neumodischen Airrides herbeigeführt ist, sondern durch ein Gewindefahrwerk: Der VW ist tatsächlich „static“ unterwegs!

GTI-Motor mit Vergasern

Passend zu dem dynamischen äußerlichen Auftritt, musste letztlich natürlich auch das relativ schwächliche, ursprünglich verbaute 1,6-Liter-Aggregat seinen Platz im Bug räumen: Stattdessen tut hier nun tatsächlich ein GTI-Motor Dienst, es stammt jedoch nicht aus dem Sportmodell der zweiten Generation. Vielmehr fiel die Wahl auf den werksseitig 150 PS starken Zweiliter-Sechzehnventil-Vierzylinder aus dem Golf 3 GTI der 90er Jahre. Dieser ist nicht nur mit einer neuen Lackierung in Glanzschwarz und Silbern sehr ansehnlich hergerichtet. Darüber hinaus sorgt auch der als technische Modifikation umgesetzte Umbau auf zwei Doppelvergaser mit offenen Trichtern für eine wunderschön klassische Optik. Hinzu kommen weitere Neuerungen wie ein Vernier-Nockenwellerad, eine elektronische Zündanlage und das ME221-Steuergerät. Die Abgasentsorgung geschieht über eine 2,5-Zoll-Custom Anlage aus Edelstahl. Wirklich beeindruckend ist ferner wie konsequent clean und auf- beziehungsweise ausgeräumt der Motorraum ist. So ist beispielsweise die Batterie in den Kofferraum verlegt und es sich quasi keine Leitungen, Verkabelungen oder ähnliches zu sehen. Dementsprechend lenkt wirklich quasi nichts den Blick von dem Aggregat ab. Neben dem durch die Optimierungen laut Matt auf etwa 180 PS erstarkten Motor fand übrigens auch die Vorderachs-Bremsanlage aus einem GTI 16V ihren weg an Matts Wagen, während hinten Pendants vom Golf 4 verbaut sind. Aufgewertet sind sie jeweils mit Scheiben und Belägen aus dem Hause EBC.

Dezent verfeinertes Interieur

Zu guter Letzt beließ Matt den Innenraum seines Golfs gleichfalls nicht ganz unverändert, wobei die Modifikationen bisher jedoch noch relativ überschaubar ausfallen beziehungsweise darauf abzielen das Cockpit möglichst einfach und reduziert zu halten. So ist beispielsweise die Mittelkonsole entfernt und der Radioschacht mit einer Plastikblende vom Golf CL verdeckt. Darüber hinaus warf Matt die Rückbank hinaus, während die beiden Insassen der ersten Reihe in Recaro LX-Sportsitzen mit Netz-Kopfstützen Platz nehmen. Hinzu kommen ein MOMO Prototipo-Lenkrad, dessen Bezug weiße Ziernähte besitzt und eine schwarze Billardkugel als Schaltknauf. Eine weitreichendere Veränderung des Interieurs ist jedoch bereits in Planung. Und auch diese will Matt selbstverständlich in Eigenregie umsetzen – Tradition verpflichtet schließlich!

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Golf 2

Baujahr: 1991

Karosserie: kompletter Umbau auf Golf 2 GTI-Optik, Klarglas-Scheinwerfer, rote Blinker (vorne/Seite) und Rückleuchten, Neulackierung in Tornadorot

Motor: 2,0-Liter-16V-Reihenvierzylinder-Ottomotor (ABF) aus dem Golf 3 GTI, zwei 44er Mikuni-Doppelvergaser mit offenen Trichtern, Vernier-Nockenwellenrad, elektronische Zündung, Eigenbau-Catch Can, ME221-Motorsteuergerät, Motorblock in Glanzschwarz lackiert, Zylinderkopf und Ventildeckel silbern lackiert, Motorraum komplett gecleant, 2,5-Zoll-Custom-Edelstahl-Abgasanlage, ca. 180 PS

Kraftübertragung: Fünfgang-Handschaltgetriebe (VW 020), Getriebegehäuse neu lackiert in Glanzschwarz

Fahrwerk: Gewindefahrwerk, Subframe vorne in Glanzschwarz lackiert

Rad/Reifen: BBS RM 014-Leichtmetallfelgen in 9×15 Zoll, Lochkreis von 4×108 auf 4×100 umgebohrt, Custom-Einpresstiefe, 3-Zoll-Außenbetten, dreiteilige Custom-Nabenabdeckungen, Bereifung in 185/45R15

Bremsen: VA Bremsanlagen vom Golf 3 GTI 16V mit 256-mm-Scheiben und HA Bremsanlagen vom Golf 4, EBC-Scheiben, EBC-Bremsbeläge, Eigenbau-Bremsflüssigkeits-Behälter

Innenraum: MOMO Prototipo-Sportlenkrad, Recaro LX-Sportsitze mit Netz, schwarze Billardkugel als Schaltknauf, Blenden für Radioschacht vom Golf CL, Mittelkonsole entfernt, Rückbank entfernt, Batterie in den Kofferraum verlegt